Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
für Plasmaforschung arbeiten zu dürfen. Und jetzt kommt das Verrückte an der Sache. Haines examinierte bisher drei Bewerber, und alle diese Kandidaten benahmen sich so wie die beiden Burschen, die Sie eben gesehen haben.«
»Eine Verschwörung kann man wohl ausschließen, wie? Ich meine, eine Verschwörung gegen Haines, weil er vielleicht unbeliebt ist?«
»Kommt nicht in Betracht, Rander«, sagte Clayton und schüttelte den Kopf, »Haines ist als Vorgesetzter beliebt … Aber zurück zur Sache! Nach den ersten Pannen dieser Art verständigte uns der Dekan der Universität. Erfreulicherweise, wie ich sagen möchte…«
»Was vermutet man denn bei der CIA?«
»Wir hängen in der Luft, Rander. Wir wissen absolut nicht, was wir von der Sache halten sollen. Sie müssen sich vorstellen, daß alle bisherigen Bewerber erstklassiger wissenschaftlicher Nachwuchs ist. Leute mit Köpfchen und einem Intelligenzquotienten, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Ich betone noch mal, sehr ernsthafte junge Wissenschaftler, die die besten Beurteilungen haben.«
»Darf ich mir erlauben, eine Frage zu stellen?« meldete der Butler sich gemessen zu Wort.
»Natürlich. Haben Sie irgendeine Idee, Parker?« Clayton, der in der Vergangenheit schon häufiger mit Rander und Parker zusammengearbeitet hatte, sah den Butler hoffnungsfroh an.
»Hat Ihre Dienststelle möglicherweise ähnliche Fälle an anderen Universitäten feststellen können?«
»Wir sind gerade dabei, alle Institute durchzukämmen. Mann, Parker, glauben Sie an einen staatenweiten Ärger dieser Art?«
»Man sollte solch eine Möglichkeit nicht ausschließen, Mister Clayton.«
»Wissen Sie, was das bedeuten würde?« fragte Clayton entsetzt.
»Ich könnte mir die Auswirkungen vorstellen, Mister Clayton.«
»Unsere ganze Forschung wäre gefährdet«, sagte Clayton leise, »ohne wissenschaftlichen Nachwuchs könnten wir auf der ganzen Linie einpacken!«
»Schlechte Aussichten für die Zukunft«, kommentierte Rander nachdenklich.
»Eine Katastrophe«, steigerte Clayton, »ich kann nur hoffen, daß man ausschließlich an dieser Universität verrückt spielt.«
»Darf ich eine Bemerkung hinsichtlich Ihrer Arbeit machen, die sich bisher ja auf Universitäten und Institute erstreckt?«
»Fragen Sie doch nicht immer, Parker! Reden Sie!« Claytons Nervosität war unverkennbar.
»Sie sollten Ihre Ermittlungen sicherheitshalber auch auf die führenden Schlüsselindustrien ausdehnen«, schloß Butler Parker, »wahrscheinlich wird man zu verblüffenden Ergebnissen kommen…«
»Hallo, Sportsfreund«, sagte Mary Bingham und strahlte den leitenden Manager der All American Electronics freundlich an, »schöner Tag, wie?«
Der leitende Manager schluckte und bekämpfte das Hervorquellen seiner Augen. Er räusperte sich und war nicht sicher, ob er es wirklich mit jener Mary Bingham zu tun hatte, die sich um den Posten als Entwicklungsingenieur beworben hatte.
»Wie wär’s denn mit ’nem ordentlichen Schluck?« wollte Mary Bingham wissen. Sie ließ sich in den tiefen Sessel in der Besucherecke plumpsen und kümmerte sich nicht darum, daß ihr kurzer Rock rasch bis hinauf zu den Oberschenkeln kroch.
»Fühlen Sie sich vielleicht nicht ganz wohl, Miß Bingham?« erkundigte sich der Manager mit leicht belegter Stimme. Er wußte nicht, was er von dieser Situation halten sollte. So etwas war ihm in seiner langen Laufbahn noch nie passiert.
»Ich fühl mich prächtig, Sportsfreund«, erklärte die junge, bezaubernd aussehende Dame und knöpfte sich ungeniert die Bluse auf. Sie deutete auf das breite Fenster, durch das die Sonne einfiel, »machen Sie mit, alter Junge! Genießen wir gemeinsam die Sonne!«
Sie hatte die Knöpfe der Bluse geschafft, streifte sich das Kleidungsstück von den Schultern und beschäftigte sich jetzt mit ihrem Minirock.
Der Manager wollte auf den Klingelknöpf drücken, um seine Vorzimmerdame zu alarmieren. Doch dieser improvisierte Strip-tease war äußerst gekonnt und faszinierend. Wie gesagt, Mary Bingham war eine bezaubernd aussehende Frau.
»Worauf warten Sie noch? Machen Sie sich frei, Sportsfreund«, rief Mary dem Manager zu und knöpfte ihren Büstenhalter auf. Der Manager, der nun doch um seinen Ruf fürchtete, stahl sich hinter seinem Schreibtisch hervor und steuerte die Tür zum Vorzimmer an.
Mary Bingham kümmerte das nicht.
Sie war bereits mit ihrem Slip beschäftigt, streifte ihn über die Beine und machte es sich – einer Eva gleich, was die Bekleidung betraf – auf dem dicken Wollteppich bequem. Sie lag genau in der Sonne und summte ein Lied.
Der leitende Manager schleppte sich zur Tür und kämpfte mit dem Drehgriff. Er sah immer wieder zurück zu Mary Bingham, die ihn bereits vergessen zu haben schien. Aber als sie plötzlich den Kopf herumnahm und ihm neckisch zuzwinkerte, da war es um seine restliche Fassung geschehen.
Der leitende Manager wankte hinaus ins Vorzimmer und vorbei an seiner Sekretärin. Erst auf dem Korridor kehrte so etwas wie Fassung zurück. Er entschloß sich, die Betriebsfeuerwehr anzurufen.
Der Fensterputzer – ein schmächtiger, kleiner Mann von etwa fünfundvierzig Jahren – stand auf einer Arbeitsbühne im sechsten Stock und ging seiner Beschäftigung nach.
Mit einem großen Gummiblattwischer säuberte er die fest in das Stahlgerüst eingelassenen Fenster, die sich nicht öffnen ließen. Hinter den Fenstern befanden sich, das wußte er längst, die großen vollklimatisierten Säle mit den unendlich langen Batterien der Computer.
Der Fensterputzer inspizierte normalerweise kaum diese Säle, in denen nur hin und wieder ein Operator zu sehen war. Diese Batterien überwachten sich selbst und brauchten keine menschliche Pflege.
Doch dann, als der Fensterputzer sich gerade einem neuen Scheibenobjekt widmen wollte, sperrte er Mund und Nase auf. Er rückte mit seinem Gesicht dicht an die Scheibe heran, um noch besser sehen zu können.
Durch den Computersaal liefen einige Männer in weißen Kitteln, die ihre Arme weit ausgebreitet hatten. Sie spielten Flugzeug, wie es Kinder gern zu tun pflegen. Sie segelten um die Computer herum, gingen in wilde Kurven und schienen sich außergewöhnlich wohl bei diesen kindlichen Spielen zu fühlen.
Der Fensterputzer rieb sich kurz und konzentriert die Augen. Das, was er sah, konnte doch nicht wahr sein! Die Augen mußten ihm einen Streich spielen. So, wie diese Männer, benahmen sich mit Sicherheit keine ernsthaften Techniker und Wissenschaftler …
Aber es kam noch besser.
Einige Computer-Operatoren verspürten plötzlich das Bedürfnis, ihre Rechenmaschinen abzukühlen und sie einer Sonderbehandlung zu unterziehen. Sie hatten sich Feuerlöschgeräte besorgt, die sich in ausreichender Menge an den Wänden und Tragsäulen befanden. Sie bauten sich mit diesen Feuerlöschern vor den Computern auf und besprühten sie ausgiebig mit weißem Schaum.
Der Fensterputzer hüstelte nervös und befaßte sich mit seinen Augen.
Aus den kleinen Schaumgebirgen, die zwangsläufig entstanden waren, kurvten andere Techniker hervor, die sich auf das Flugspiel versteift hatten.
Und dann kam der Clou, der sich wirklich sehen lassen konnte. Unter den Operatoren gab es auch Frauen, wie sich versteht. Diese jungen Damen, in der Mehrzahl recht gut aussehend, spielten Ringelreihen und verspürten plötzlich aggressive Lust, ihren männlichen Kollegen nachzustellen.
Eine wilde Hatz kündigte sich an. Die angegriffenen Männer dachten nicht im Traum daran, sich den Nachstellungen ihrer weiblichen Kollegen zu entziehen. Sie ließen sich zum Schein ein wenig herumjagen, dann aber mit sichtlichem Behagen einfangen.
Der Fensterputzer, ein durch und durch moralischer Mann, schloß schamvoll die Augen, wandte sich ab und sorgte dafür, daß seine Arbeitsbühne schnellstens hinauf aufs