Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
und Parker verschwanden zwischen den ausgestellten Wohnwagen und erreichten nach kurzer Zeit eine Seitenstraße. Von hier aus wechselten sie auf eine andere Hauptstraße über und setzten sich erst mal in eine Cafeteria.
»Fassen wir noch mal zusammen«, sagte Rander, nachdem ihnen ein passabler Kaffee serviert worden war, »seit Chikago dürften wir unter schärfster Beobachtung stehen. Da wäre erst mal dieser Norman Flush, der aus dem Park auf uns geschossen hatte.«
»Und anschließend das segnete, Sir, was man gemeinhin das Zeitliche nennt«, redete der Butler weiter, »nach dem Ergebnis der einschlägigen Untersuchungen wurde er mit einer Blausäurepatrone getötet.«
»Einen ähnlichen Schießapparat, der wahrscheinlich ebenfalls mit Blausäure geladen ist, fanden Sie bei dem lackschwarzen Haarmädchen«, übernahm Rander die Zusammenfassung, »schade, daß das liebe Kind sich inzwischen absetzen konnte.«
»Da sie wohl sicherheitshalber von Partnern abgeschirmt wurde, Sir.«
»Partner, die explodierende Fußbälle durch die Gegend werfen«, sagte Rander, »schlechter Sport, Parker, wenn Sie mich fragen!«
»Die Frage bleibt, woher eine gewisse Gegenseite davon weiß, Sir, daß Sie und meine bescheidene Wenigkeit den neuen Fall übernommen haben.«
»Diese Frage muß Clayton von der CIA klären«, entgegnete der Anwalt, »nur in seiner Dienststelle kann die undichte Stelle sein. Lassen wir uns überraschen, was er herausfinden wird! Bleiben wir bei unseren Gegnern. Haben sie mit der Explosion alle Spuren verwischt?«
»Vorerst ja, Sir. Aber ich bin sicher, daß sie sich wieder melden werden.«
»Das würde aber bedeuten, daß wir bereits wieder beobachtet werden!« Rander, der nach seinem Satz erst merkte, in welcher Gefahr sie sich nach wie vor befanden, schaute sich unwillkürlich in der Cafeteria um.
»Sieht alles sehr harmlos aus, Parker«, stellte er dann etwas beruhigter fest.
»Man sollte vielleicht zum Bungalow fahren, Sir. Dort wird man sehen, wie gut wir beschattet werden.«
Parker ging ans Telefon der Cafeteria und bestellte ein Taxi. Als es erschien, sahen Rander und Parker sich den Fahrer sehr genau an. Er machte einen unverdächtigen Eindruck und schien bieder und ehrlich zu sein.
»Zum Flugplatz«, sagte Parker. Dann wandte er sich an Rander, »wir müssen das Gepäck abholen, das ich bei der gebotenen Eile zurücklassen mußte.«
»Gott sei Dank«, erwiderte Rander lächelnd, »sonst wäre unser Gepäck in die Luft gepustet worden.«
Sie fuhren den Flugplatz an, holten ihr Gepäck und ließen sich dann nach Beverly Hills bringen.
Der von Parker gemietete Bungalow lag an einem Hanggrundstück, das von einer mannshohen Mauer umgeben war. Er war im Pseudo-Kolonialstil errichtet worden und sah recht hübsch und einladend aus, wenn man von dem total verwilderten, parkähnlichen Garten einmal absah.
Das Innere des Bungalows war überraschend geschmackvoll eingerichtet, wenngleich die Farben auch ein wenig grell wirkten. Schon von den Möbeln her herrschte Sachlichkeit.
»Nettes Hauptquartier«, sagte Rander, nachdem er mit Parker die Räume abgeschritten hatte.
Bevor Parker antworten konnte, schrillte das Telefon. Herrisch, aufdringlich und irgendwie drohend.
»Telefon haben wir auch schon?« wunderte und freute Sich Rander.
»Ich habe noch von Chikago aus für die Öffnung des Anschlusses Sorge getragen«, gab der Butler zurück. Er ging ans Telefon und meldete sich.
»Hier ist das Jenseits«, sagte eine fast feierlich zu nennende Stimme, die weich und baritonal klang, »schnell stirbt der Mensch, der die Götter versucht!«
»Äußerst treffend ausgedrückt«, fand Parker, und er sagte es laut und deutlich.
»Klopfen Sie nicht im Jenseits an!« forderte die baritonale Stimme, deren Timbre ab kühlte, »fahren Sie zurück nach Chikago und freuen Sie sich Ihres Lebens!«
»Ich möchte mich sehr für Ihre freundlichen Hinweise bedanken«, gab Parker höflich und gemessen zurück, »aber Sie werden verstehen, daß Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit Ihren Vorschlag erst einmal gründlich überdenken müssen.«
»Wie, zum Henker, haben unsere Gegner herausbekommen, was wir wollen und wo wir hier in Los Angeles stecken?« Rander hatte sich eine Zigarette angezündet und ging nachdenklich im großen Erdgeschoßraum auf und ab. »Wir haben’s doch schließlich nicht mit Hellsehern zu tun, Parker.«
»Dies auf keinen Fall, Sir, aber mir scheint, daß ich eine durchaus plausible Lösung anbieten kann.«
»Dann bieten Sie, Parker, bieten Sie!«
»Darf ich Sie an den Besuch Mister Claytons von der CIA erinnern, Sir!«
»Sie dürfen, aber kommen Sie endlich zur Sache!«
»Kurz nach dem Eintreffen Mister Claytons, Sir, wurde die beginnende Unterhaltung kurzfristig durch einen äußeren Einfluß gestört, wenn Sie sich vielleicht erinnern.«
»Eine Störung von außen? Störung! Richtig, Parker! Jetzt geht mir ein Licht auf. Meinen Sie etwa den Hubschrauber, der dicht über unser Penthouse flog?«
»Sehr wohl, Sir. Ich möchte unterstellen, daß dieses Überfliegen keineswegs zufällig geschah!«
»Sie denken an einen Minisender, den die Maschine abgeworfen haben könnte?«
»Sehr wohl, Sir. Dieser Sender muß sich auf dem Dachgarten befinden. Und dieser Sender, Sir, muß die Unterhaltung mit Mister Clayton Wort für Wort weitergegeben haben!«
»Und Ihre Buchung für unseren Flug?«
»Und schließlich auch das Anmieten dieses Bungalows hier, Sir. Dies alles geschah, wenn Sie sich recht erinnern, vom Penthouse aus.«
»Donnerwetter, Parker! Alarmstufe Eins! Wir haben es mit verdammt ausgekochten Leuten zu tun.«
»Dieser Einstufung pflichte ich sofort bei, Sir.«
»Demnach haben wir ja noch ’ne Menge zu erwarten.«
»Sehr wohl, Sir. Dieser Fall scheint recht anregend zu werden.«
»Und kann uns unter Umständen den Hals kosten.«
»Dagegen, Sir, müßte man natürlich einiges tun.
»Hauptsache, Sie haben Ihren Spezialkoffer dabei.«
»Er steht samt Inhalt zur Verfügung, Sir. Und da es in zwei Stunden dunkel wird, möchte ich einige Vorbereitungen für die Nacht treffen.«
»Lassen Sie sich hübsche Sachen einfallen, Parker! Ich werde inzwischen unseren Kontaktmann hier in Los Angeles anrufen.«
Rander ging zum Telefon, das auf einem Wandtisch zwischen zwei Terrassenfenstern stand. Als er den Hörer abnahm, deutete Parker auf die Muschel.
»Wenn Sie gestatten, Sir, würde ich den Appart gern näher untersuchen.«
Rander war einverstanden, und Parker sah sich den Hörer sehr eingehend und genau an.
Und zwar nicht nur von außen, wie sich versteht.
»Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf dieses kleine Gerät lenken?« fragte er schließlich, nachdem er einen Moment in der geöffneten Sprechmuschel hantiert hatte. Er präsentierte seinem jungen Herrn eine kleine Kapsel, die nicht größer war als eine Kopfschmerztablette.
»Minisender?«
»Sehr wohl, Sir, und zwar einer der neuesten Bauart, wie ich versichern darf.«
»Demnach werden wir ja herrlichen Zeiten entgegengehen«, meinte der junge Anwalt, »was mögen die lieben Leute aus dem Jenseits noch so an Überraschungen vorbereitet haben. Hoffentlich haben sie nicht ’ne Bombe im Keller versteckt?«