Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
seufzte und machte es sich im Sand bequem. Sehr bequem sogar. Er streckte Arme und Beine aus und war der jungen Dame auf Leben und Tod hilflos ausgeliefert…
Der Ford, den Parker aufgegeben hatte, wurde um den Glaswürfel herumgefahren und verschwand dann anschließend in einer Tiefgarage, die in den Hang gebaut worden war.
Als der Wagen die Einfahrt passiert hatte, senkte sich das schwere Doppeltor und rastete deutlich hörbar in irgendwelche Sicherungen ein.
Parker, der dies alles beobachtet hatte, neigte jetzt zur Annahme, daß die drei gefesselten Männer ihn richtig informiert hatten. Dieser Glaswürfel diente sicher nicht nur der Entspannung und Anregung junger Leute. Er mußte ein gefährliches Geheimnis bergen.
Es war für Parker klar, daß man ihn also doch sehr gut beobachtet haben mußte. Umsonst hatte man die Sprengladung nicht unter der Motorhaube angebracht und später wieder entfernt, als er auf den Ford verzichtet hatte. Wahrscheinlich hatte es sich um eine Sprengladung gehandelt, die man per Fernzündung hochgehen lassen konnte.
Gewiß, noch handelte es sich um Vermutungen, doch Parker nahm sich vor, den Beweis für diese Vermutungen früher oder später anzutreten. Er wußte jetzt, daß er sich an diesen Glaswürfel zu halten hatte. Es wäre jedoch lebensgefährlich gewesen und vielleicht sogar einem Selbstmord gleichgekommen, allein und auf eigene Faust diesen Würfel heimlich zu untersuchen. Wenn die Gegner aus dem Jenseits sich Zeit ließen, konnte er mit seiner Zeit ebenfalls großzügig umgehen. Aufgeschoben war schließlich nicht aufgehoben.
Parker ging endgültig zurück zur Hauptstraße und entdeckte einen Schnellimbiß an der nächsten Ecke. Er bemühte das Telefon und rief den Glaswürfel an, nachdem er die Nummer dieser riesigen Vergnügungsmaschine im Telefonbuch gefunden hatte.
»Das Gesundheitsamt«, sagte Parker, als sich auf der Gegenseite eine weibliche Stimme meldete. »Verbinden Sie mich bitte mit dem leitenden Manager!«
Im Sinne einer strengen Auslegung arbeitete der Butler mit einem Bluff. Er glaubte ihn sich aber leisten zu können und zu müssen, da es um Dinge ging, die man mit normalen Mitteln nicht schnell erledigen konnte.
Er bekam seine Verbindung, und ein gewisser Bert Lonsdale meldete sich, jener Mann also, von dem die drei Gangster eindeutig gesprochen hatten.
»Lonsdale …«. Die Stimme klang kühl und knapp. Sie mußte einem Mann gehören, der es gewöhnt war, Befehle zu verteilen.
»Parker mein Name … Josuah Parker«, stellte der Butler sich höflich vor. Er wollte den anfänglichen Bluff nicht weiter ausbauen. »Ich darf wohl sicher sein, daß mein Name Ihnen etwas sagt, nicht wahr?«
»Parker …? Parker!? Nie gehört… Was wünschen Sie?«
»Ruhe, um es genau zu sagen«, gab der Butler zurück, »Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit haben etwas dagegen, mit Sprengladungen zu Himmelfahrten verführt zu werden… Von Blausäurepatronen einmal ganz zu schweigen!«
Auf der Gegenseite wurde es still. Dachte dieser Mister Lonsdale nach? Hatte es bei ihm gezündet, wenn dies nicht länger der Fall gewesen war?
»Hören Sie«, meldete Lonsdale sich zu Wort, »wenn Sie Witze machen wollen, dann treten Sie gefälligst im Fernsehen oder auf der Bühne auf…«
»Legen Sie tunlichst noch nicht auf«, sagte Parker, »fairerweise möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß ich die Absicht habe, den Glaspalast zu untersuchen. Außerhalb der regulären Dienststunden natürlich. Ich danke Ihnen für die Freundlichkeit des geduldigen Zuhörens!«
Parker legte auf und verließ den Schnellimbiß. Er war sicher, Lonsdale eine sehr harte Nuß serviert zu haben. Jetzt mußte der leitende Manager des Glaswürfels sich einiges einfallen lassen. Vorausgesetzt natürlich, daß er der Mann war, der die drei Gangster losgeschickt hatte.
Parker erwischte ein Taxi, ließ, sich zu einer weltweit bekannten Autoverleihfirma bringen und erledigte hier die Formalitäten für eine sportwagenähnliche Limousine, deren Pferdestärken ihm zusagten.
»Passen Sie höllisch auf«, sagte der Vermieter des Wagens besorgt, »der Wagen geht ab wie eine Rakete.«
»Wie erfreulich«, stellte der Butler zufrieden fest.
»Kennen Sie sich mit schnellen Wagen aus?« wollte der Vermieter wissen.
»Es gehört zu meinen stillen Leidenschaften, Autorennen im Fernsehen zu verfolgen«, gab der Butler gemessen zurück, »es war schon immer mein Wunsch, diesen Männern nachzueifern. Ich möchte annehmen, daß sich die Erfahrung in der Beherrschung eines schnellen Wagens von allein einstellen wird!«
Parker startete so, daß der Mann einem Schlaganfall ungemein nahe war. Der Wagen schoß auf die Ausfahrt zu, stellte sich in der Kurve fast zierlich auf zwei Räder und wischte dann mit einem gekonnten Powerslide hinüber auf die Straße.
Der Vermieter glaubte bereits, das Knirschen von Blech zu hören, doch dieser Eindruck war völlig falsch. In der Luft war nur noch das satte Röhren eines Hochleistungsmotors …
Als Rander zu sich kam, hatte er das Gefühl, ein Dampfhammer bearbeite seinen Kopf. Dennoch wußte er sofort, daß er von der Frau niedergeschlagen worden war. Stöhnend richtete er sich auf und faßte vorsichtig an die schmerzende Stelle am Hinterkopf.
Als er sich hochsetzte, entdeckte er die Frau, die sich mit dem Rücken gegen ihren Wagen gelehnt hatte.
»Sie sind mir ein Herzchen«, sagte Rander gereizt und wollte aufstehen.
»Bleiben Sie sitzen«, erwiderte sie mit kühler Stimme, »sobald Sie Unsinn machen, schieße ich …!«
Sie hatte zumindest einen Browning in der Hand, wie Rander jetzt entdeckte. Und die ganze Art ihrer Haltung drückte aus, daß sie keinen Spaß verstand. Wahrscheinlich wußte sie sehr gut mit einer Waffe umzugehen.
»Sehr geschickt inszeniert«, sagte Rander und deutete auf das Wasser hinaus. Er blieb sicherheitshalber sitzen.
»Vielen Dank für das Kompliment«, sagte sie lächelnd, »gelernt ist eben gelernt!«
»Demnach gehören Sie also zu den drei Burschen drüben in der Hütte?«
»Diese Anfänger«, erwiderte sie abfällig, aber sie widersprach nicht.
»Ich darf mich wohl wundern, daß Sie mich noch nicht umgebracht haben, oder?«
»Sie dürfen«, meinte sie lächelnd »normalerweise hätten Sie’s bereits hinter sich, aber ich brauche Sie noch.«
»Überschätzen Sie mich nicht!« Randers Kopfschmerz ließ nach. Diese Unterhaltung lenkte ihn ab.
»Ich brauche Sie, um Ihren Butler anzulocken«, redete die junge Frau weiter, »ich nehme an, daß er den Schlüssel zu den Handschellen hat, nicht wahr?«
»Sie haben mich also bereits durchsucht?«
»Irgendwie mußte ich mir ja die Zeit vertreiben«, sagte sie, »wann wird Ihr Butler zurückkommen?«
»Das hängt davon ab, wie er mit einem gewissen Lonsdale klarkommt«, entgegnete Rander. Er nannte den Namen, den die drei Gangster ausgiebig serviert hatten, als sie hierher nach Santa Monica geschafft worden waren.
Die junge Dame wußte mit dem Namen Lonsdale etwas anzufangen. Sie starrte Rander bohrend an und sah plötzlich gar nicht mehr so freundlich aus.
»Haben mein Butler und ich zuviel erfahren?« wollte Rander wissen. »Der Name Lonsdale scheint Ihnen unter die Haut gegangen zu sein.«
»Unsinn!« Sie erwiderte mechanisch und ohne Überzeugungskraft.
»Lonsdale ist demnach also der Chef, der das Jenseits organisiert, nicht wahr?« Rander nutzte die Gelegenheit, weitere Informationen aus erster Hand zu bekommen.
»Sie reden sich um Ihren Kopf«, warnte ihn die junge Frau.
»Die drei Burschen drüben in der Badehütte wohl auch, oder?«
»Wollen