Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
auf dem Teppichboden zu einem kurzen Schläfchen zusammenzurollen.
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Mike Rander wollte sich gerade von Herbert Manners verabschieden, als Josuah Parker frisch und munter erschien. Ihm war nicht anzusehen, daß er äußerst gefährliche Minuten hinter sich gebracht hatte.
Er lüftete seine schwarze Melone, deutete eine knappe Verbeugung an und wurde von seinem jungen Herrn vorgestellt. Manners wollte gerade einige Fragen an Parker richten, als Larry Fielding und Helen Manners auf der Bildfläche erschienen.
„Mein Butler“, stellte Mike Rander weiter vor, „Miss Manners, Mister Fieldings.“
„Ich bin mir der Ehre bewußt, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen“, sagte Parker und bemühte erneut die schwarze Melone, „leider bringe ich keine guten Nachrichten!“
„Wieso, was ist passiert?“ Rander sah seinen Butler besorgt an.
Ich machte die mehr oder weniger erfreuliche Bekanntschaft mit einigen Gangstern“, berichtete Parker. Dann, bevor Rander abwinken oder ihm ein Zeichen machen konnte, erzählte der Butler von seinem Kontakt mit Halters.
„Moment mal, Parker. Sie glauben, dieser Gangster könnte etwas mit den Anrufen zu tun haben?“ fragte Manners, der hellhörig geworden war.
„Er streitet jeden Zusammenhang selbstverständlich ab“, antwortete Parker gemessen und würdevoll, „aus humanitären Gründen verzichtete ich darauf, ihm das anzulegen, was man gemeinhin Daumenschrauben nennt. Dennoch bin ich nach wie vor der Ansicht, daß Mister Halters’ Auftauchen vor diesem Grundstück hier nicht zufällig war. Auch die Entführung eines bisher nicht identifizierten Mannes scheint in diesen Rahmen zu passen.“
Nun wollte Fielding wissen, was mit der Entführung war. Parker ließ sich nicht lange nötigen. Er erzählte auch diese Geschichte in allen Einzelheiten. Im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten legte er diesmal all seine Karten offen auf den Tisch. Es schien ihm sogar Freude zu machen, keine Details zu verschweigen. Nach knapp zwölfeinhalb Minuten waren Manners, seine Tochter und Larry Fielding ausgiebig informiert.
„Wir müssen sofort die Polizei verständigen“, schlug Herbert Manners vor.
„Und würden damit das Leben von Helen gefährden“, warf Fielding vorwurfsvoll ein, „wir sind immerhin eben erst per Telefon davor gewarnt worden.“
„Was wollen Sie tun?“ Helen Manners wandte sich an Parker und sah ihn aufmerksam an. Sie wirkte sehr konzentriert und aufgeschlossen. Zu Parker schien sie großes Vertrauen gefaßt zu haben.
„Ich werde mich nach der Rückkehr in den Bungalow mit den Herren Mel und Hank befassen“, sagte Parker, „ich denke, daß ich sie zu gewissen Aussagen überreden kann. Anschließend wird der Mann mit der Hüftverletzung Rede und Antwort stehen müssen.“
„Das ist der Bursche, den ich in Helens Zimmer mit meinem 22er erwischt habe“, sagte Fielding und grinste, „ich wußte doch, daß ich getroffen hatte. Sagen Sie, kann ich nicht mitkommen, Parker? Was meinen Sie, Mister Rander?“
„Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, so möchte ich Sie bitten, von diesem Besuch vorerst Abstand zu nehmen“, antwortete Parker kühl, „man sollte diesen verletzten Mann nicht unnötig einschüchtern.“
„Wir rufen Sie an, wenn wir Sie brauchen“, schloß Mike Rander schnell. Er spürte, daß sein Butler irgend etwas plante und dabei keine Zeugen benötigte, „ich denke, wir klammern diese Geschichte vorerst mal aus. Wir werden dann von uns aus schon die Polizei benachrichtigen. Im übrigen wissen Sie ja, wo wir zu finden sind. Adresse und Telefonnummer, Mister Manners, habe ich ja angegeben!“
Fielding stellte keine weiteren Fragen. Helen Manners schwieg sich aus und wirkte nachdenklich. Herbert Manners war nach wie vor nervös und durchgedreht. Dennoch schien er irgendwie erleichtert zu sein, als Mike Rander und Josuah Parker das Feld räumten.
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Starker Wind war aufgekommen.
Dunkle, regenschwere Wolken kamen vom Meer her, quollen über Long Beach Island und wurden tief ins Land getrieben. Von weither war das Grollen eines schweren Gewitters zu hören. Aus dem Lautsprecher des eingeschalteten Kofferradios kam in kurzen Abständen Sturmwarnung.
„Was ist los mit Ihnen?“ fragte Rander, der sich an einem von Parker servierten, eisgekühlten Drink delektierte, „sitzt Ihnen das Gewitter in den Knochen?“
„Es handelt sich um die letzten Vorbereitungen, Sir“, stellte der Butler richtig, „ich fürchte, Sie und meine bescheidene Wenigkeit könnten ungebetenen Besuch erhalten.“
„Von wem denn?“
„Von Kidnappern, Sir!“
„Woher sollen denn die wissen, wo wir jetzt wohnen? Oder haben Sie Halters einen entsprechenden Tip gegeben?“
„Selbstverständlich nicht, Sir!“
„Na, also! Oder … warten Sie, glauben Sie, daß die Manners’ nicht dicht halten werden?“
„Möglich, Sir, ist vieles, wenn nicht sogar alles.“
„Aber warum sollten Sie? Das würde doch bedeuten, daß sie die Kidnapper kennen?“
„Gewiß, Sir, dann ja.“
„Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Haben Sie bereits einen bestimmten Verdacht?“
„Keineswegs, Sir. Meine Hoffnungen, wenn ich mich so ausdrücken darf, kreisen um Mister Halters. Er allein ist vorerst der Schlüssel zu den Drohanrufen, die Mister Manners erhielt. Darf ich Sie in diesem Zusammenhang um etwas bitten?“
„Schießen Sie schon los!“
„Könnten Sie über Ihr Büro in Chikago Erkundigungen über den Verlobten von Miss Manners einholen lassen?“
„Sie trauen Larry Fielding nicht über den Weg?“
„Das wäre schon fast zuviel gesagt Sir.“
„Okay, ich werde Chikago anrufen, Parker. Aber lassen Sie sich gesagt sein, diesmal befinden Sie sich auf dem Holzweg. Welcher Verlobter legt schon Wert darauf, daß seine Braut gekidnappt wird?“
„Möglich, Sir, ist vieles …“
„Wenn nicht sogar alles … ich weiß schon, Parker, haben Sie ja gerade erst gesagt! Gut, warten wir auf das Ergebnis der Nachforschung. Und jetzt werde ich mich hinlegen. Mitternacht ist längst vorüber!“
„Haben Sie noch besondere Wünsche, Sir?“
„Ja, schleichen Sie nicht länger herum! Ich wette mit Ihnen, daß Ihre ganze Vorsicht diesmal übertrieben ist! Gute Nacht, Parker!“
Mike Rander trank sein Glas leer und begab sich hinüber in seinen Schlafraum. Josuah Parker schien noch keine Müdigkeit zu verspüren. Er geisterte noch lange durch den Bungalow und achtete kaum auf das schnell näher kommende Gewitter.
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Halters und sein Mitarbeiter Lovell befanden sich in der Nähe des Bungalows. Sie hatten den Wasserweg benutzt und waren froh, daß sie jetzt anlegen konnten. Das Wasser in der Bay zwischen Long Beach Island und dem Festland war vom Sturm aufgewühlt worden. Selbst dicht im Windschatten der langgestreckten Insel gingen die kurzen Wellen hoch.
Halters und Lovell pirschten sich über den kurzen Landungssteg näher an den jetzt völlig dunklen Bungalow heran. Sie wußten genau, wo sie Mike Rander und Josuah Parker finden konnten. Schon während der Anfahrt hatten sie nicht einen Moment lang gezögert und prompt den richtigen Steg erwischt.
„Wir knacken die Küchentür neben der Terrasse“, flüsterte Jeff Halters seinem Mitarbeiter zu, „diesmal darf uns keine Panne passieren, Lovell. Sobald wir die beiden Schnüffler ausgemacht haben, sofort schießen, aus allen Rohren schießen! Bei dem Gewitter wird die Schüsse hier draußen kein Mensch hören!“
„Und ob ich schießen