Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Sie es selbst und allein, falls Sie dazu überhaupt in der Lage sind“, meinte Josuah Parker, „ich erlaube mir aber, Ihnen Wachsamkeit zu empfehlen. Es stirbt sich schnell, wenn man mit einem Mann wie Halters zusammenarbeitet.“
Während er noch sprach, sperrte er auch Lovells Handschelle auf und deutete nach draußen.
„Wir sprechen uns noch“, drohte Lovell, „noch einmal legen Sie mich nicht ’rein, darauf können Sie sich verlassen, Parker! Mich legt man immer nur einmal aufs Kreuz!“
„Mister Halters dürfte warten. Lassen Sie ihn nicht ungeduldig werden!“
Lovell schluckte eine scharfe Antwort hinunter und verließ den Raum. Sekunden später verloren seine Schritte sich im Toben und Grollen des Regengewitters.
Bald darauf erschien Mike Rander.
Er schmunzelte und nickte. Er strich sich durch das regennasse Gesicht und schloß die Terrassentür.
„Sie sind losgefahren“, sagte er, „sie hatten es sehr eilig. Hoffentlich unterschätzen Sie nicht den Sturm.“
„Ich glaube, Sir, man darf zufrieden sein“, antwortete der Butler und zog die Vorhänge vor. „Das prompte Erscheinen Mister Halters läßt erfreuliche Rückschlüsse zu.“
„Finde ich auch, Parker. Nur Manners, seine Tochter und Larry Fielding wußten von unserer Adresse. Einer von ihnen muß also mit Halters unter einer Decke stehen. Falls wir nicht doch beschattet wurden, seitdem wir das Hotel verließen.“
„Diese Möglichkeit sollte man selbstverständlich nicht ausschließen, Sir. Aber das Augenmerk muß tatsächlich auf Mister Manners, Helen Manners und Larry Fielding gerichtet werden. Wobei anzunehmen ist, daß Mister Manners wohl kaum mit Gangstern in Verbindung steht, die seine Tochter entführen wollen!“
„Helen Manners scheidet ebenfalls aus“, führte Mike Rander weiter aus, „wer arbeitet schon mit Kidnappern zusammen, um sich entführen zu lassen. Ich tippe auf Larry Fielding, Parker. Ich bin gespannt, was wir über ihn erfahren werden. In spätestens zwei Tagen wissen wir mehr über ihn.“
„Bleibt immer noch jener Mann, der eine Hüftverletzung durch Mister Fieldings 22er davontrug“, gab Parker zu überlegen, „wer ist dieser Mann? Arbeitete er auf eigene Rechnung, wie es so treffend heißt? Oder aber ist er der Repräsentant einer Gruppe, die wir noch nicht kennen?“
„Das würde ja bedeuten, daß wir es mit zwei Gangstergruppen zu tun haben?“
„Dies, Sir, möchte ich sicherheitshalber keineswegs ausschließen“, beendete Parker die Unterhaltung, „haben Sie noch spezielle Wünsche, bevor Sie sich wieder niederlegen? Darf ich Ihnen einen kleinen Schlaftrunk reichen?“
Bevor Mike Rander antworten konnte, splitterte die Scheibe der Terrassentür auseinander. Fast synchron damit ploppte eine Reihe von schallgedämpften Schüssen in den Raum.
Mike Rander und Josuah Parker hatten riesiges Glück. Sie konnten sich im letzten Moment noch zur Seite werfen und so den tödlichen Geschossen entwischen. Dafür wurde die Wand völlig demoliert. Kalk- und Steinsplitter sirrten durch den Raum, der Putz stäubte auf und nahm die Sicht. Sie ging restlos verloren, als eines der Geschosse die Deckenlampe traf und sie zerfetzte!
*
„Weit und breit kein Boot“, meldete Mike Rander, der nach wenigen Minuten zurück ins Haus kam, „Halters und Lovell können nicht geschossen haben. Und ich glaube, ich habe sogar einen davonjagenden Wagen gehört, Parker!“
„Dies, Sir, deckt sich durchaus mit meinen Eindrücken“, antwortete der Butler höflich und gelassen. Im Gegensatz zu seinem jungen Herrn, der einen energischen und aufgekratzten Eindruck machte, wirkte er völlig beherrscht, was bei ihm ja auch wohl selbstverständlich war.
„Ich tippe auf Larry Fielding“, sagte Rander und ließ sich von Parker Feuer für seine Zigarette geben. „Vergessen wir nicht, daß er mit Halters und Lovell unter einer Decke stecken könnte.“
„Man sollte, wenn ich mir einen bescheidenen Rat erlauben darf, Mister Fielding anrufen, Sir.“
„Und ob ich das tun werde.“
Bevor Mike Rander jedoch nach dem Telefonhörer zu greifen vermochte, erledigte sein Butler dies bereits. Nach knapp einer Minute hatte er Larry Fielding, den Verlobten Helen Manners, in der Leitung.
„Mister Rander möchte Sie gern sprechen, Sir“, sagte Parker, „ich übergebe, gedulden Sie sich bitte einen kleinen Moment.“
„Hallo, Fielding“, meldete sich Rander, „fein, daß ich Sie noch erreiche!“
„Was ist denn los?“
„Ich vergaß Sie bei den Manners nach einem gewissen Jeff Halters zu fragen“, redete Mike Rander weiter, den Namen des Gangsterchefs ganz bewußt nennend. „Wissen Sie mit diesem Namen etwas anzufangen?“
„Sollte ich?“ fragte Fielding vorsichtig zurück.
„Mein Butler und ich hatten eben Besuch“, erläuterte Mike Rander und zwinkerte seinem Butler gleichzeitig dabei zu, „dieser Halters muß eine doppelläufige Type sein. Er behauptete, Sie zu kennen.“
„Mich?“ kam es gedehnt zurück. Gedehnt, aber auch etwas unsicher. „Woher will dieser Halters mich denn kennen? Wieso ist dieser Mann eine finstere Type? Ich verstehe nicht, was das alles soll?“
„Parker und ich wurden überfallen. Als wir uns durchgesetzt hatten, berief dieser Bursche sich auf Sie!“
„Aber das ist doch eine Frechheit“, gab Larry Fielding wütend zurück, „nehmen Sie jedem Strolch jede Geschichte ab?“
„Sie klang tatsächlich unglaubwürdig!“
„Na, sehen Sie, Rander. Also noch einmal, ich kenne diesen Mann nicht. Was hat er denn sonst noch behauptet?“
„Eine Menge dummes Zeug, Fielding, aber darüber will ich erst gar nicht reden. Entschuldigen Sie den Anruf. Hoffentlich können Sie bei diesem Gewitter schlafen! Gute Nacht also!“
Bevor Rander auflegte, hörte er auf der Gegenseite ein unterdrücktes Quietschen, das nach dem amüsierten Aufschrei einer jungen Dame klang.
„Es war Fielding“, meinte Rander und nickte seinem Butler zu, „und Fielding war immerhin in seiner Stadtwohnung zu erreichen. Ein paar gute Meilen von hier. Er kann also nicht auf uns geschossen haben.“
„Mister Fielding demnach also nicht, Sir“, pflichtete der Butler seinem jungen Herrn bei, „aber er könnte irgendeinen Schützen mit dieser Aufgabe betraut haben.“
„Natürlich, Parker. Schade, daß wir noch nicht wissen, wer dieser Fielding ist. Möglich, daß irgendeine Überraschung auf uns wartet.“
„Haben Sie etwas dagegen, Sir, wenn ich mir noch ein wenig die Beine vertrete?“ fragte Parker statt einer Antwort bei seinem jungen Herrn an.
„Die Beine vertreten? In diesem Wetter?“ Rander musterte seinen Butler mehr als kritisch und skeptisch.
„Nun, um der Wahrheit die Ehre zu geben, Sir, würde ich mich gern noch einmal mit Mister Halters befassend
„Sie wollen hinüber zu seinem Haus? Was versprechen Sie sich davon? Was planen Sie?“
„Ich hege die Befürchtung, Sir, daß der Schütze, der die Deckenbeleuchtung verwüstete, dort noch einmal in Erscheinung treten wird.“
„Nach diesem Anruf hier, wie?“ Rander wußte, worauf sein Butler hinaus wollte.
„In der Tat, Sir. Mister Halters und sein Mitarbeiter Lovell schweben möglicherweise bereits in Lebensgefahr.“
„Kommen Sie, Parker, gehen wir“, sagte Mike Rander da nur und nickte Josuah Parker unternehmungslustig zu, „hoffentlich kommen wir nicht schon zu spät.“
„Vor dem gemeinsamen Aufbruch,