Butler Parker 174 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 174 – Kriminalroman - Günter Dönges


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des Mannes, der daraufhin tief Luft holte und dann kommentarlos zu Boden ging.

      Josuah Parker stieg über ihn hinweg, zog ihn tiefer in den Waschraum und leistete anschließend erste Hilfe.

      *

      »Darf man sich nach Ihrem werten Befinden erkundigen?« fragte der Butler eine halbe Stunde später. Er hatte seine Frage an Hazel Swinton gerichtet, die neben Lady Agatha im Fond des Wagens saß.

      Sie hatte sich sichtlich erholt, doch sie verhielt sich sehr schweigsam. In ihr wirkte zudem noch der Unfallschock nach. Erfreulicherweise hatte sie außer einigen Kratz- und Schürfwunden keine Verletzungen davongetragen. Sie war nach dem Abkommen von der Straße aus dem Wagen geschleudert worden und so dem Tod durch die Flammen entkommen.

      Aus guten Gründen hatte Parker darauf bestanden, sie in die Stadt zu bringen. Ihm war längst klar, daß man hinter ihr her war, aus Gründen, die er leider noch nicht kannte. In diesem Zusammenhang dachte er selbstverständlich an die Fotos, die er in ihrer Umhängetasche gefunden hatte. Diese Tasche lag zwischen seiner Herrin und Hazel Swinton auf dem Rücksitz. Bisher hatte Hazel Swinton noch keine Möglichkeit, den Inhalt dieser Tasche nachzukontrollieren. Sie hatte jedoch ihre Hand fest auf die Tasche gelegt, als müßte sie einen erheblichen Schatz bewahren.

      »Was ist, Kindchen?« schaltete die ältere Dame sich ein, als Hazel Swinton sich mit der Antwort auf Parkers Frage Zeit ließ.

      »Ich glaube, ich bin wieder in Ordnung«, sagte sie und riß sich zusammen. »Doch, mir geht es wieder gut.«

      »Darf man sich höflichst nach Ihrer Adresse erkundigen?« stellte Parker die nächste Frage. Er tat so, als wüßte er von nichts.

      »Sie können mich an der Victoria Station absetzen«, gab sie zurück, »ich habe es dann nicht mehr so weit.«

      »Natürlich bringen wir Sie nach Hause, meine Liebe«, widersprach Agatha Simpson nachdrücklich, »das gehört sich einfach so. Ich möchte nicht, daß Ihnen noch in letzter Sekunde etwas zustößt.«

      »Okay.« Sie atmete tief durch. »Ich wohne am Bridge Place.«

      Das entsprach keineswegs der Wahrheit, doch Parker ging aus guten Gründen darauf nicht ein.

      »Bridge Place«, wiederholte er höflich, »Sie haben Angehörige, Madam, die sich um Sie kümmern werden?«

      »Ich wohne bei meiner Mutter«, schwindelte sie weiter. Sie lehnte sich erschöpft zurück und schloß die Augen. Sie wollte damit andeuten, daß sie nicht die Kraft hatte, weitere Fragen zu beantworten.

      »Sie sollten, wenn meine Wenigkeit darauf aufmerksam machen darf, sich an die Polizei wenden, Madam«, erinnerte Parker dennoch, »man wird inzwischen bereits Ermittlungen wegen Ihres ausgebrannten Wagens anstellen.«

      »Das werde ich tun«, versprach sie mit müder Stimme.

      »Und Sie sollten morgen vor allen Dingen nicht zum Dienst gehen«, schaltete Lady Agatha sich ein.

      »Ich werde mir frei nehmen.«

      »Sie arbeiten wo, meine Liebe?« Mylady ließ nicht locker. Sie war längst neugierig geworden.

      »Ich bin Sekretärin in ... in einer Weinhandlung«, schwindelte Hazel Swinton weiter, »ich bleibe morgen zu Hause, wirklich, machen Sie sich keine Sorgen.«

      Sie arbeitete keineswegs in einer Weinhandlung, wie Parker längst herausgefunden hatte. In ihrer Schultertasche hatte der Butler eine Plastikkarte entdeckt, die eine Art Dienstausweis darstellte und einen Magnetstreifen enthielt. Laut dieser Plastikkarte arbeitete Hazel Swinton in einem technischen Institut, das Parkers Erinnerung nach der Regierung unterstand.

      Während seiner Fragen schaute der Butler wiederholt in den Rückspiegel seines hochbeinigen Monstrums. Er dachte an den Untersetzten, der sich zwar noch im Waschraum des Hospitals befinden mußte, der aber wohl kaum allein unterwegs gewesen war. Wurden sie also verfolgt? War mit weiteren Schüssen zu rechnen?

      Butler Parker hielt vor einer Telefonzelle, stieg aus und wählte die Nummer eines gewissen Horace Pickett.

      Parker setzte diesen Horace Pickett ins Bild und bat ihn, sich doch intensiv und diskret zugleich um Hazel Swinton zu kümmern. Nachdem man einige Einzelheiten geklärt hatte, ging Parker zurück zu seinem hochbeinigen Monstrum und setzte die Fahrt fort. Man hatte inzwischen schon die Themse überquert und näherte sich den Kernbezirken von London.

      Als man die Bridge Street in der Nähe von Victoria Station erreichte, hielt Parker vor dem Haus, in dem Hazel Swinton angeblich wohnte. Sie bedankte sich noch mal und eilte dann zum Hauseingang.

      »Sie hat natürlich nach Strich und Faden gelogen, nicht wahr?« fragte Agatha Simpson hoffnungsfroh.

      »Dem kann nicht widersprochen werden, Mylady«, lautete Parkers Antwort, »Miß Hazel Swinton wohnt eindeutig in Pimlico, und zwar am Churton Place.«

      »Das ist nun der Dank dafür, daß ich ihr das Leben gerettet habe«, meinte die passionierte Detektivin, »aber ich werde mal nicht nachtragend sein, Mr. Parker. Erfreulicherweise habe ich ja ein ausgeglichenes Temperament.«

      »Das immer wieder neidvoll bewundert wird, Mylady.« Parkers glattes Gesicht zeigte keinen Ausdruck.

      »Ob dieses dumme kleine Ding es nun will oder nicht, Mister Parker, ich werde diesen Fall weiterverfolgen«, erklärte Lady Agatha mit Nachdruck. »Wer es wagt, auf eine Lady Simpson zu schießen, muß mit großem Arger rechnen.«

      »Hoffentlich störe ich nicht«, schickte Chief-Superintendent McWarden voraus, als er den kleinen Saloon von Lady Simpsons Haus im Shepherd’s Market betrat. McWarden war etwa fünfundfünfzig, untersetzt und bullig. Da zu seiner Statur noch leichte Basedowaugen hinzukamen, sah er aus wie eine stets gereizte Bulldogge.

      Der Chief-Superintendent leitete im Yard ein Sonderdezernat, das sich mit der Bekämpfung von organisiertem Bandenverbrechen befaßte. McWarden war ein oft gesehener Gast im Haus der älteren Dame und suchte vor allen Dingen die Mithilfe Butler Parkers.

      »Ich werde auf Ihre Frage nicht näher eingehen, mein lieber McWarden«, meinte Lady Agatha, die am Frühstückstisch saß. »Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe bereits ein Gedeck für Sie auflegen lassen.«

      Ein schneller Seitenblick sagte McWarden, daß die Hausherrin tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte. Schon allein diese Tatsache reichte aus, ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen. Einladungen dieser Art kannte er so gut wie gar nicht. Zögernd nahm er Platz, nachdem die ältere Dame eine entsprechende Handbewegung gemacht hatte.

      »Sie haben natürlich wieder mal Sorgen, mein lieber McWarden«, konstatierte Lady Agatha, während Parker Kaffee reichte.

      »Die üblichen, Mylady, die üblichen«, behauptete der Chief-Superintendent. »Man versucht immer wieder, mir zusätzliche Fälle aufzuhalsen.«

      »Die Sie doch mit linker Hand lösen«, meinte Agatha Simpson genußvoll, »oder sollte ich mich da getäuscht haben?«

      »Im Augenblick beschäftigt uns eine Verkehrssache«, redete McWarden weiter, »in der vergangenen Nacht kam ein Ford von der Straße ab und brannte völlig aus.«

      »Was soll daran denn so schrecklich aufregend sein?« wollte Lady Agatha wissen.

      »Bei diesem Unfall wurde eine Frau aus dem Wagen geschleudert und von hilfsbereiten Menschen ins nächste Hospital geschafft«, berichtete der Chief-Superintendent weiter.

      »War da nicht so etwas, Mister Parker?« Agatha Simpson wandte sich ihrem Butler zu und runzelte nachdenklich die Stirn.

      »Mylady konnten der Verunfallten erste Hilfe leisten«, sagte Josuah Parker gemessen. »Mylady veranlaßten die Verbringung der verunglückten Dame in ein Hospital.«

      »Richtig.« Sie nickte nachdrücklich. »Mir war das doch schon wieder entfallen. Sie wollen mich für die Rettungsmedaille vorschlagen, mein lieber McWarden?«

      »Nicht unbedingt, Mylady«, entgegnete der Chief-Superintendent,


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