Butler Parker 128 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 128 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sollen die Alte und ihr Butler denn von unserem Überfall gewußt haben?« Oscar Peterson verdrehte gelangweilt die Augen. »Oder sind die beiden Typen Hellseher?«

      »Woher haben die von unserem Überfall gewußt? Das ist die Frage!« Pete Court trank sein Glas leer. »Wer könnte ihnen das gesteckt haben?«

      »Ich tippe immer noch auf Zufall.« Harry Molson hielt Courts Vorsicht für übertrieben.

      »Zufall«, sagte auch Peterson.

      »Überlegt doch mal«, schickte Court voraus. »Hank und Joe sind zwei ganz ausgebuffte Jungens, oder etwa nicht? Sie hatten Maschinenpistolen bei sich. Und wo landen sie? Bei der Polizei.

      »Sie haben eben mal Pech gehabt. Und kein Wort werden die sagen.« Harry Molson war sich seiner Sache sicher.

      »Die singen keine Arien«, schätzte auch Oscar Peterson. »Nee, Pete, die nicht!«

      »Die Polizei kann uns mal«, reagierte Court gereizt. »Die macht mich nicht nervös. Nee, es sind die alte Lady und ihr Butler. Vergeßt nicht, daß wir noch ’ne Menge Vorhaben! Ich möchte in aller Ruhe arbeiten und nicht auf ’nem Pulverfaß sitzen.«

      »Dann laß das Pulverfaß hochgehen, bevor wir drauf sind«, schlug Oscar Peterson vor.

      »Genau.« Harry Molson lächelte unangenehm. »Mensch, Pete, is’ doch’n Klacks, die Alte mitsamt ihrem Butler in die Hölle zu schicken, oder? Warum tun wir’s nicht gleich? Vielleicht können wir bei ihr im Haus noch was Wertvolles abstauben und uns schadlos halten.«

      *

      Harry Molson stieg aus dem VW-Bus und schaute sich das Haus der Lady Simpson genau an.

      Es handelte sich um einen altehrwürdigen Fachwerkbau in Shepherd’s Market in der Nähe vom Hyde Park. Das Haus beherrschte den kleinen Platz, der von ähnlichen Fachwerkbauten gesäumt wurde. Inmitten der Millionenstadt hätte man solch eine Oase der Stille und des Friedens nur schwerlich vermutet.

      Nun interessierte Molson sich nicht für Architektur. Er prüfte nur die Möglichkeiten, ungesehen und ungestört in dieses Haus einsteigen zu können. Pete Court hatte die Adresse besorgt und seinen beiden Mitarbeitern eingeschärft, nur ja keinen Doppelmord zu riskieren. Er hatte aber nichts dagegen, daß sowohl Agatha Simpson als auch Butler Parker für einige Wochen stationär in einem Krankenhaus behandelt würden.

      Harry Molson hatte die Prüfung des Hauses beendet und lächelte geringschätzig. Dieser Bau mit seinen schmalen und hohen Fenstern war leicht zu schaffen. Die bleiverglasten Scheiben boten kein echtes Hindernis. Pete Court hatte mächtig übertrieben. Wer so sorglos wohnte wie diese Alte mit ihrem Butler, der konnte nicht gefährlich sein. Das Fachwerkhaus war für Einbrecher eine einzige höfliche Einladung.

      »Los geht’s, Oscar«, sagte er zu seinem Partner, der an der Ecke des kleinen Platzes auf ihn gewartet hatte. »In ’ner Viertelstunde haben wir alles hinter uns.«

      »Dachte ich mir doch gleich.« Oscar gluckste vor Vergnügen. »Marschieren wir durch die Fenster rein, oder sollen wir die Haustür nehmen?«

      »Warum sich anstrengen, Junge?« Harry Molson schüttelte den Kopf.« Wir nehmen natürlich den Haupteingang. Wer sind wir denn?«

      Die beiden Helden lösten sich von der Ecke und gingen wie selbstverständlich auf Lady Simpsons Haus zu. Sie beobachteten die übrigen Häuser am Platz, wo hinter dicht zugezogenen Fenstern gedämpftes Licht brannte. Ungewöhnliches war nicht festzustellen.

      Harry Molson erreichte den kleinen Vorbau vor der Haustür, nickte Peterson zu und langte nach seinem Dietrich. Es handelte sich natürlich nicht um ein gewöhnliches Einbruchsgerät. Ein Mann wie er besaß selbstverständlich eine Anfertigung, die mit jedem Schloß fertig wurde.

      Das Schloß, das hier in der Tür war, stellte für ihn so etwas wie eine kleine Beleidigung dar, so einfach war es. Man hätte es seiner Meinung nach mit einem einfachen Sperrhaken öffnen können. Wahrscheinlich hätte es sogar eine gebogene Haarnadel getan. Harry Molson schob also seinen Universal-Dietrich ins Türschloß und bewegte ihn prüfend und vorsichtig. Währenddessen rückte Oscar Peterson nach und baute sich dicht neben seinem Freund auf.

      »Ich hab’s«, verkündete Molson leise. »Gleich sind wir drin.«

      Bruchteile von Sekunden später ergaben sich einige Überraschungen für die beiden Gangster.

      Zuerst flammte ein ungemein helles Blitzlicht auf.

      Molson und Peterson blieben wie Salzsäulen stehen und waren geblendet. Gleichzeitig ergoß sich aus der Decke des spitzgiebeligen Vorbaus eine Ladung Wasser nach unten, die die beiden Männer bis auf die Haut durchnäßte. Und dann sagte eine würdevolle Stimme etwas, was Molson und Peterson nicht mehr so leicht vergaßen.

      »Mylady bitten, von einem Besuch Abstand zu nehmen«, hieß es in dieser Verlautbarung, die auf den Jargon der Unterwelt abgestimmt war. »Mylady wünschen, in ihrer Nachtruhe nicht weiter gestört zu werden.«

      Harry Molson und Oscar Peterson waren noch immer geblendet und rührten sich nicht von der Stelle. Mit solch einer üblen Überraschung hatten sie nicht gerechnet. Hinzu kam, daß sie von einem penetranten Geruch umwallt wurden, der ihren Kleidern entströmte. Ihnen ging auf, daß die Wasserflut der Geruchsträger gewesen sein mußte.

      Nun kam Bewegung in die beiden Männer.

      Sie sahen wieder klarer und ergriffen ausgesprochen hastig die Flucht. Sie sprinteten in einer vergleichsweise guten Zeit zurück zur Durchgangsstraße und warfen sich wenig später erschöpft und verwirrt auf die Polstersitze des VW-Bus.

      Daß sie den Wagen damit gründlich ruinierten, ging ihnen erst später auf. Der Geruch sollte nämlich noch wochenlang im Wagen nisten und seine Benutzung so gut wie unmöglich machen ...

      *

      »Wer können denn diese Lümmel gewesen sein?« fragte Agatha Simpson am anderen Morgen, nachdem Butler Parker einen kurzen Bericht erstattet hatte.

      »Das, Mylady, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis«, erwiderte der Butler. »Ich darf aber bemerken, daß die Fotos ausgezeichnet sind. Die Identität der beiden Männer müßte sich feststellen lassen.«

      »Ob es normale Einbrecher gewesen sind?«

      »Auch damit sollte man rechnen, Mylady.«

      »Also nicht! Wer ist denn im Augenblick hinter mir her?« Die Detektivin schüttelte energisch den Kopf, als Parker Tee nachgießen wollte. Sie deutete auf die Kristallkaraffe, die guten Kognak enthielt.

      Parker servierte seiner Herrin einen Kreislaufbeschleuniger, den sie genießerisch zu sich nahm. Dann sah sie ihren Butler erwartungsvoll an.

      »Falls Mylady darauf bestehen, werde ich mir erlauben, im Lauf des Vormittags Erkundigungen einzuziehen.« Parker hatte zwar eine bestimmte Theorie, doch er hütete sich, sie Mylady zu offenbaren. Seiner Ansicht nach hing dieser nächtliche Einbruchsversuch mit dem Raubüberfall im Supermarkt zusammen. Wahrscheinlich wollten gewisse Herren sich rächen.

      »Hoffentlich sind es diese Strolche aus dem Supermarkt gewesen«, meinte Agatha Simpson aber bereits. »Wissen Sie was, Mister Parker, ich werde Sie begleiten.«

      »Mylady sollten sich nicht unnötig echauffieren«, gab Parker zurück.

      »Ich soll mich hier in der Wohnung zu Tode langweilen, wie?« Sie schaute ihn grimmig an. »Nichts da, Mister Parker. In einer halben Stunde fahren wir los. Finden Sie übrigens nicht auch, daß es immer noch sehr unangenehm riecht?«

      »Eine bedauerliche Begleiterscheinung der nächtlichen Dusche«, entschuldigte Parker. »Ich war so frei, ein Geruchsspray einzusetzen. Innerhalb der nächsten halben Stunde dürften die letzten Reste sich verflüchtigt haben. Zudem sollte man ...«

      Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Wie auf ein Stichwort hin klingelte das Telefon. Parker begab sich hinüber zum Wandtisch und nahm den Hörer ab.

      »Oh, Miß Porter«, sagte er, als die


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