Butler Parker 105 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 105 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Kathy gab sich hilflos und verzweifelt „Doch, jetzt fällt mir etwas ein.“

      „Dein Glück“, drohte der Schlanke sofort.

      „Laß sie doch ausreden“, fuhr der Breitschultrige seinem Partner in die Parade. Er beugte sich erwar-tungsvoll vor.

      „Das Haus muß an einem Bach liegen. Er hat etwas von einem Mühlrad gesagt das sich für uns drehen wird.“

      „Wie romantisch.“ Der schlanke Bursche grinste ironisch. „Seit wann kennst du Lister?“

      „Seit ein paar Wochen“, stammelte Kathy hastig. „Wir lernten uns in einem Lokal kennen und sahen uns dann öfter.“

      Sie hatte keine Ahnung, wer dieser gesuchte Burt Lister war, und wußte nur, daß es sich um den Fahrer des Jaguar handeln mußte. Jedes weitere Wort, das sie sagte, mußte genau überlegt werden. Die beiden Männer durften keinen Verdacht schöpfen.

      Sie redeten leise miteinander, wobei sie hin und wieder schnell zu ihr herüberschauten.

      „Was hat er beim Unfall abbekommen?“ fragte der Schmale, sich ihr wieder zuwendend.

      „Ich weiß es wirklich nicht“, gab Kathy zurück und hob hilflos die Schultern. „Als ich wieder zu mir kam, war er bereits weg.“

      „Und was dann?“ Der Breitschultrige mischte sich ein.

      „Ich suchte nach ihm. Auf der Wiese und dann am Bach, aber ich konnte ihn nicht mehr finden.“

      Kathy Porter fragte sich, warum sie nicht auf ihren Mini-Cooper zu sprechen kamen. Sie mußten ihn doch oben am Straßenrand gesehen haben. Allerdings ahnte sie nicht, daß ein gewisser Pete Malbert mit ihm los-geprescht war, bevor man sie im Kastenlieferwagen weggeschafft hatte.

      Die beiden Kidnapper sprachen wieder leise miteinander.

      Kathy Porter hatte endlich Zeit, sich in dem Wohnraum umzusehen. Es mußte sich um ein kleines Ferien-haus handeln, in das man sie geschafft hatte. Ob es den beiden Männern gehörte oder ob sie es gemietet hat-ten, darauf wußte sie keine Antwort.

      „Mein Partner wird nach Staines fahren“, sagte der Breitschultrige schließlich, „Das Cottage wird sich ja finden lassen. Gnade dir Gott, Puppe, wenn du uns belogen hast, dann kannst du dich auf was gefaßt ma-chen!“

      Ein paar Minuten später war Kathy mit dem massiven Mann allein.

      Er hatte sich auf die Kante eines schmalen Wandtisches gesetzt, ließ die Beine herunterbaumeln und sah sie intensiv und eindringlich an.

      „Um was geht es eigentlich?“ fragte Kathy gespielt naiv und schüttelte ratlos den Kopf. „Was hat Burt denn angestellt?“

      „Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß“, lautete seine Spruchweisheit „Das Schwein will uns reinle-gen.“

      „Sie waren die ganze Zeit von Bristol aus hinter uns her?“ wunderte sie sich. Kathy brauchte Informatio-nen. Sie ahnte, welche Fragen Butler Parker und Lady Simpson später stellen würden. Falls es ihr gelang, noch mal mit heiler Haut davonzukommen.

      „Hinter ’nem Jaguar? Und mit Lister am Steuer?“ Der Breitschultrige lachte leise und schüttelte den Kopf. „Wir haben unterwegs auf ihn gewartet.“

      „Ist … Burt ein Verbrecher?“ fragte sie zögernd und schlug gekonnt die Augen nieder.

      „Laß die Fragerei, Kleine“, meinte der Breitschultrige. „Besser, du hättest diesen gerissenen Hund nie kennengelernt. Jetzt sitzt du in der Tinte.“

      „Aber ich kenne ihn doch kaum.“ Kathy schluchzte überzeugend.

      „Dafür kennst du jetzt uns“, antwortete er und sah etwas verlegen zur Seite. In diesem Moment wußte Ka-thy Porter, daß man sie umbringen würde. Sie war da in eine Sache hineingeraten, die tödlich endete, falls ihr nicht etwas einfiel.

      *

      Pete Malbert schnarchte hemmungslos und war auch durch derbes Rütteln an der Schulter nicht zu we-cken. Parker wandte sich ein wenig hilflos zu Lady Simpson um, die seitlich hinter ihm stand.

      „Wenden Sie endlich den dritten Grad an, Mr. Parker“, herrschte die kriegerische Dame ihren Butler an. „Wieviel Zeit wollen wir denn noch verlieren? Lassen Sie mich mal!“

      Sie drängte den Butler zur Seite, schwang ihren Pompadour und ließ den Handbeutel aus Leder gegen Pe-tes Seite pendeln. Der „Glücksbringer“ darin tat voll seine Wirkung. Pete schnaufte auf und stöhnte prompt. Er hatte den Eindruck, von einem Pferdehuf geküßt worden zu sein. Was im übertragenen Sinn sogar durch-aus stimmte, denn Myladys „Glücksbringer“ war ein veritables Hufeisen, das Rippenbögen leicht zum Klin-gen und Singen brachte.

      Aus verglasten Augen starrte Pete auf Lady Simpson.

      „Hallo, Wachtmeister“, sagte er dann und nahm Haltung an. Er hielt die Dame für einen Vertreter des Ge-setzes, wozu Myladys Südwester vielleicht ein wenig mitwirkte.

      „Lassen Sie das, Sie Lümmel!“ Agathas Stimme dröhnte wie eine schlecht gestimmte Glocke. „Wie sind Sie an den Wagen gekommen?“

      Pete Malbert bemerkte seinen Irrtum und wollte frech werden, zumal er den Butler nicht sah, der von La-dy Agathas Rücken verdeckt wurde. Was verständlich war, denn Myladys Figur war imposant und erinnerte an die einer Wagner-Sängerin alten Stils.

      „Hallo, Mädchen“, sagte er und stieg aus. Das heißt, er fiel förmlich aus dem Wagen, hielt sich an Mylady fest und merkte Bruchteile von Sekunden später, daß er das besser nicht getan hätte. Sie trat ihm sehr nach-drücklich gegen das linke Schienbein, worauf Pete erbärmlich schluchzte.

      „Wo haben Sie den Wagen her?“ herrschte Lady Agatha den Stromer erneut an. „Antworten Sie, oder ich werde Sie verprügeln!“

      Er glaubte ihr aufs Wort und stotterte seine Geschichte herunter, wobei er allerdings einige Kleinigkeiten verschwieg, wie sich später noch herausstellte.

      „Und jetzt will ich Ihren Namen hören, Sie Flegel!“

      „Harry Pool“, schwindelte er geistesgegenwärtig. „Ehrenwort, Lady, ich wollt’ den Schlitten nur zur nächsten Polizeistation bringen.“

      Parker durchsuchte inzwischen Kathy Porters Handtasche und wurde wie Lady Simpson von der plötzli-chen Flucht des Stromers überrascht, der sich ein Herz gefaßt hatte und losrannte.

      „Halten wir uns nicht auf“, knurrte Lady Simpson, als Parker die Verfolgung aufnehmen wollte. „Lesen wir Miß Porter auf. Das arme Ding wird hilflos über die Straße irren.“

      Parker hatte ein ungutes Gefühl, den Stromer ziehen zu lassen. Er hätte sich gern noch etwas intensiver mit ihm unterhalten, doch Lady Agathas Wunsch war ihm selbstverständlich Befehl. Er geleitete die ältere Dame zurück zum Wagen und öffnete den hinteren Schlag. Er nahm am Steuer Platz, setzte dann die Fahrt fort, hatte die Scheinwerder voll aufgedreht und suchte nach einer Gestalt, die einen Wagen zu stoppen ver-suchte.

      Unterwegs begegnete ihnen ein dunkler Kastenlieferwagen, in dem aber nur ein Fahrer zu erkennen war, bevor Parker abblenden mußte. Sie passierten eine Reihe kleiner Steinhäuser, die offensichtlich zu einer Feriensiedlung gehörten, und erreichten dann schließlich die Unfallstelle, von der der Stromer berichtet hat-te.

      Eine lange Reihe parkender Wagen stand am Straßenrand, darunter auch zwei Polizeifahrzeuge.

      Der Jaguar, von dem der Stromer berichtet hatte, war ausgebrannt. Die Unfallstelle wurde von zwei klei-nen Standscheinwerfern der Polizei angestrahlt. Neugierige Menschen drängen sich auf der Wiese.

      Parker stieg aus, öffnete seinen Regenschirm und begab sich hinunter zur Unfallstelle.

      „Nun?“ fragte Agatha Simpson, als Parker nach wenigen Minuten zurückkehrte.

      „Ich muß bedauern, Mylady“, antwortete der Butler. „Miß Porter war leider nicht anzutreffen. Sie scheint sich inzwischen schon


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