Butler Parker 115 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 115 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sich an der Wand zerschellen. .Er war ehrlich bestürzt, konnte sich diese fliegenden Untertassen aber physikalisch nicht erklären. Es handelte sich nämlich inzwischen durchaus um Untertassen, da die Teller ausgegangen waren.

      Ein wenig außer Atem erreichte Parker das Freie.

      Das hing nicht mit einer körperlichen Anstrengung, sondern mit seiner seelischen Erschütterung zusammen. Er starrte auf die Tür, die er sicherheitshalber höflich hinter sich geschlossen hatte, hörte noch einige Untertassen, die an der Wand landeten, und dann herrschte Stille.

      Josuah Parker war noch immer sehr beeindruckt.

      Er tat darum etwas, was er seit langer Zeit nicht mehr getan hatte. Er zündete sich eine seiner schwarzen Torpedos an. Es handelte sich dabei um handgefertigte Zigarren, die er bevorzugte. Sie bestanden aus einem delikaten Tabak, wenigstens war das seine persönliche Meinung. Seine Mitmenschen dachten anders darüber und nannten diese Zigarren ein Kraut, mit dem man Insekten vertilgte. Parker hatte gerade solch einen schwarzen Torpedo entflammt, als sich die Tür des Farmhauses öffnete.

      Parker wunderte sich schon nicht mehr darüber, keinen Menschen zu sehen. Doch genau in diesem Augenblick zeigte sich seine Klasse und erwies sich seine Überlegenheit. Er blies den Rauch der Zigarre in die Richtung, in der er seine unsichtbaren Tellerwerfer vermutete und hoffte auf ein Resultat.

      Es zeigte sich spontan.

      Aus dem Nichts heraus war plötzlich ein mittelschwerer Hustenanfall zu vernehmen, der in ein würgendes Krächzen überging. Der schwere Rauch schien zumindest so etwas wie menschliche Lungen getroffen zu haben. In der nächsten Sekunde erfolgte ein asthmatisches Keuchen, und dann ereignete sich etwas sehr Eigenartiges.

      Für einen Moment sah Parker so etwas wie zwei Schemen vor sich, fließende Linien und Konturen, die sich materialisierten, dann wieder verschwanden und neu auszumachen waren. Dieser Vorgang dauerte nur wenige Sekunden, doch die Zeit reichte aus, um zwei menschenähnliche Gestalten zu erkennen.

      Dann war dieser seltsame und unheimliche Spuk auch schon vorüber. Das Husten entfernte sich, wurde schwächer und war bald nicht mehr zu hören. Parker wartete noch einen Moment, blies zusätzlich und sicherheitshalber einige Rauchportionen in die Luft und näherte sich dann wieder der Tür.

      Als er in die Wohnküche schaute, waren die vier Personen dabei, ihre Teepause fortzusetzen. Sie sahen den eintretenden Butler gelassen und erwartungsvoll an.

      »Ich erlaube mir, einen besonders schönen Tag zu wünschen«, grüßte der Butler, als sei überhaupt nichts geschehen.

      Sie grüßten zurück und fanden auch, daß der Tag recht schön sei. Sie waren wieder Geschöpfe aus Fleisch und Blut, die sich ein wenig über ihr zerschmettertes Porzellan und Geschirr wunderten.

      *

      »Ich will genau wissen, was Sie gesehen haben«, sagte Agatha Simpson, während ihre kleinen Augen vor Neugier funkelten. Man saß wieder im Hubschrauber und flog weiter nach Thurso.

      Die beiden kleeblattsuchenden Piloten hatten zu ihrer gewohnten Aktivität zurückgefunden, als sei überhaupt nichts passiert. Der Helikopter befand sich seit einigen Minuten in der Luft. Einen Zwischenaufenthalt auf der Wiese schien es nie gegeben zu haben.

      »Mylady werden meine bescheidene Wenigkeit für ein wenig verwirrt halten«, beugte Parker vor.

      »Das sowieso«, bekam er zur Antwort. »Zieren Sie sich nicht länger! Wie haben diese Wesen ausgesehen?«

      »Schemenhaft«, erinnerte sich Parker vorsichtig.

      »Und weiter? Wie groß waren sie?«

      »Möglicherweise hundert Zentimeter, Mylady, vielleicht aber auch ein wenig größer.«

      »Und wie waren sie gekleidet?«

      »Das ließ sich leider nicht feststellen, Mylady, darf ich daran erinnern, daß ich nur einige Konturen zu erkennen vermochte.«

      »Und welche Gesichter hatten diese Wesen?«

      »Auch in dieser Hinsicht muß ich leider bedauern, Mylady.«

      »Auf Sie kann man sich aber auch gar nicht verlassen«, ärgerte sich Agatha Simpson, »aber diese Männchen waren vorher nicht zu sehen?«

      »Durchaus nicht, Mylady.«

      »Sie waren unsichtbar?«

      »Das würde ich wahrscheinlich sogar auf einen Eid nehmen, Mylady.«

      »Und was sagen Sie nun dazu, Mr. Parker? Ich verlange eine Erklärung!«

      »Mylady sehen mich außerstande, dazu Stellung zu nehmen.«

      »Dann weiß ich Bescheid.« Agatha Simpson nickte nachdrücklich und stieß Kathy Porter erregt und freudig mit ihrem Ellbogen in die Seite. »Ahnen Sie es schon, Kindchen?«

      »Nein, Mylady«, bedauerte Kathy Porter zurückhaltend wie immer.

      »Sie haben überhaupt keine Phantasie«, beschwerte sich die resolute Dame. »Wir haben es mit Marsmännchen zu tun!«

      »Wie, bitte?« Parker schluckte und sah seine Herrin aus leicht geweiteten Augen vorsichtig an.

      »Mit Marsmännchen«, wiederholte Agatha Simpson nachdrücklich, »das liegt doch auf der Hand. Und ich werde Ihnen noch etwas sagen. Diese kleinen Männchen werden grün sein, wenn wir sie erst mal richtig beobachten können. Sie werden grün sein!«

      »Die Natur ist voller Geheimnisse, Mylady.« Mehr wagte Parker dazu nicht zu sagen.

      »Wir haben es mit den kleinen grünen Männchen vom Mars zu tun«, faßte die Detektivin noch mal gründlich zusammen, »kommen Sie mir nur ja nicht mit der Behauptung, so etwas könne es gar nicht geben. Das Gegenteil ist zumindest noch nicht bewiesen worden, nicht wahr?«

      »Allerdings, Mylady.«

      »Dann kann sie es auch geben«, schlußfolgerte die ältere Dame triumphierend. »Ahnen Sie überhaupt, auf was wir da gestoßen sind?«

      »Auf kleine grüne Männchen vom Mars?« Kathy Porter war so leichtsinnig, den Kopf zu schütteln.

      »Natürlich«, erwiderte die Lady gereizt, »die ganze Science-fiction-Literatur ist voll davon. Warum sollen diese Männchen nicht herunter auf die Erde gekommen sein?«

      »Um Porzellanwaren zu zerschmeißen, Mylady?« Kathy Porter gluckste leichtsinnigerweise vor Lachen auf.

      »Sie benehmen sich sehr unreif«, tadelte Agatha Simpson prompt. »Natürlich wollen sie nicht nur Geschirr mißhandeln, Kindchen. Sie wollen sich die Atom-Versuchsstation ansehen. Für mich liegt das klar auf der Hand.«

      Nach diesem Statement räkelte die Detektivin sich bequem in ihrem Sitz zurecht und erinnerte an eine majestätische Glucke. Für sie war hiermit alles geklärt. Parker und Kathy Porter tauschten einen Blick. Für sie reichte diese pauschale Erklärung keineswegs. Um sich jedoch nicht den Unwillen der Herrin zuzuziehen, schwiegen sie bis zur Landung in Thurso.

      Der Helikopter setzte in einiger Entfernung vom Abfertigungsgebäude auf. Über Sprechfunk waren bereits die zuständigen Behörden informiert worden. Zwei Streifenwagen der Polizei jagten auf den Hubschrauber zu.

      »Ich werde Ihnen einen guten Rat geben«, sagte Agatha Simpson zu ihrem Butler. »Von den kleinen, grünen Männchen würde ich an Ihrer Stelle nichts sagen, Mr. Parker. Unter Umständen könnten Sie in einer Gummizelle landen.«

      *

      »Peter B. Morgan«, stellte sich der unauffällig aussehende Mann vor der von Josuah Parker angemeldet worden war. »Darf ich Mylady unter vier Augen sprechen?«

      »Unter acht«, sagte die ältere Dame. »Stehen Sie nicht so herum, setzen Sie sich schon!«

      »Peter B. Morgan«, wiederholte der Mann noch mal und drehte seinen Hut nervös in den Händen. »Ich komme vom Innenministerium, Mylady.«

      »Dafür können Sie ja nichts«,


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