Butler Parker 115 – Kriminalroman. Günter Dönges
herstellen zu können. Sie war bereit, sie vorurteilslos zu empfangen, an ihr sollte es nicht liegen.
Sie nickte ein wenig ein und versäumte so, ihre Vorurteilslosigkeit beweisen zu können. Von der Veranda her betrat nämlich ein seltsam anzuschauendes Wesen ihr Zimmer und ließ sich am Fußende des Bettes nieder.
*
Kathy Porter hatte ihre Badesachen mitgenommen und war zum Strand gegangen.
Nicht weit vom Fischereihafen entfernt hatte sie ein ruhiges und beschauliches Fleckchen Erde entdeckt, das von der Kleinstadt aus nicht eingesehen werden konnte. Baden konnte sie hier allerdings nicht, dazu war die Brandung doch zu heftig. Aber sie lag im warmen Sand der Vorklippen auf dem Bauch und genoß die Wärme der spätsommerlichen Sonne.
Kathy zuckte unwillkürlich zusammen, als plötzlich ein kleiner Gegenstand auf ihrem Rücken landete, wahrscheinlich ein Stein, den irgend jemand nach ihr geworfen hatte.
Sie richtete sich auf, schaute sich nach allen Seiten um und ließ sich wieder nieder. Eigenartigerweise dachte sie sofort an die Männchen, von denen Lady Agatha gesprochen hatte. Die Bemerkungen der älteren Dame hatten sich ihr eingeprägt.
Sofort richtete sie sich wieder auf und fühlte sich zwischen den Klippen unbehaglich. Sie kam sich einsam und verloren vor. Wenn hier etwas passierte, würde man weit und breit nichts hören. Sie griff nach ihren Jeans und ihrer Bluse, wollte sich ankleiden und sah sich dann zwei Männern gegenüber, die eindeutig nicht vom Mars stammten.
Sie machten bereits auf den ersten Blick hin einen recht unangenehmen Eindruck, waren von durchschnittlicher Größe, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt und hatten freche Augen in rohen Gesichtern. Sie hatten sich ziemlich nahe an sie herangepirscht und aufgestellt. Sie benutzten ihre Blicke, um Kathy den knapp sitzenden Bikini auszuziehen.
Agatha Simpsons Gesellschafterin hatte sich inzwischen wieder beruhigt. Da sie es nicht mit kleinen grünen Männchen zu tun hatte, brauchte sie kaum Angst zu haben.
»Hallo, Süße«, grüßte der kompaktere der beiden Männer vertraulich und grinste.
»Wie wär’s denn mit ’nem kleinen Picknick?« fragte der zweite Mann. Er stieg über einen abgeschliffenen Felsen und kam langsam auf Kathy zu.
Sie machte keineswegs einen mutigen Eindruck und erinnerte an ein sehr scheues und ängstliches Reh. Als sie zurückwich, fühlten die beiden Helden sich ermuntert und rückten Kathy noch näher auf den Leib.
»So jung kommen wir doch nie wieder zusammen«, meinte der erste Mann jetzt.
»Hier sind wir doch ganz unter uns«, erinnerte der zweite Mann, »kein Mensch kann uns sehen oder hören.«
»Was wollen Sie von mir?« Kathy Porter konnte nicht mehr weiter zurück. Ihr Rücken berührte bereits einen riesigen Steinwürfel.
»Wirst du gleich sehen«, lautete die Antwort des ersten Mannes.
»Kommst du in der Verpackung nicht um vor Hitze?« erkundigte sich der zweite Mann grinsend, »mach’s dir doch bequem, und zwar schnell!«
Zur Unterstreichung seiner Worte zog er plötzlich ein Messer und fuhr damit gespielt auf Kathy los, die einen leisen Schrei ausstieß. Sie starrte entsetzt auf die Klinge und schien vor Angst umzukommen.
»Mach’ schon«, redete der Mann weiter, »Oder hast du etwa Angst vor uns?«
Nein, Angst hatte Kathy gewiß nicht. Und das sollten die beiden Rowdys bald erfahren. Ohne jede Vorankündigung riß Kathy plötzlich ihr rechtes Bein hoch und traf mit der Fußkante das Handgelenk des überraschten Mannes.
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