Butler Parker Box 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Box 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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einer der Touristen zur Straße lief, um die Polizei zu alarmieren, suchte der andere Tourist in den Taschen des Verletzten nach Anhaltspunkten zur Person.

      Er fand in der Brieftasche einen Reisepaß, der in England ausgestellt worden war. Dieser Paß lautete auf den Namen James Henderson, dessen Wohnort mit London, Westham-Road, 123. angegeben war.

      Bevor der Tourist die Brieftasche weiter durchsuchen konnte, gab der Verletzte die ersten Worte von sich. Stöhnend, nach Luft ringend und von Schmerzen geschüttelt, sprach der Verletzte einen Namen aus. Er hörte sich nach Manders oder Manters an, doch so genau war das nicht zu verstehen.

      Erst als der Verletzte wieder zurück in eine wohltätige Ohnmacht gefallen war, konnte der Tourist die Suche in der Brieftasche fortsetzen.

      Er fand eine Flugkarte London – New York – Jacksonville und zurück, dann Travellerschecks in einer Gesamthöhe von eintausendzweihundert Dollar, den Ausweis einer Mietwagenfirma und einige bezahlte Rechnungen, die alle vom Vortage stammten.

      Die Sache war klar. Mr. James Henderson, Londoner, war von Jacksonville aus mit einem Leihwagen über den Highway Nr. 1 in Richtung Miami gefahren und unterwegs verunglückt. Es handelte sich offensichtlich um einen Touristen.

      Um einen sehr vorsichtigen und mißtrauischen Touristen übrigens, denn unter seinem schwarzen Jackett befand sich ein Schulterhalfter, in dem eine geladene und gesicherte 38er stak.

      *

      Die Fahrt zurück nach Miami verlief ohne Zwischenfälle.

      Josuah Parker saß auf den Rückpolstern des Wagens, während die beiden Gangster Mike und Joe vorn Platz genommen hatten. Parker hatte so die Möglichkeit, sie diskret zu beobachten. Ihm war keineswegs danach, doch noch beschossen zu werden.

      Nun, Mike und Joe hatten im Augenblick nicht diese Absicht. Das hing nicht mit ihren ungeladenen Schußwaffen zusammen. Sie rechneten sich wohl eine reelle Chance aus, an die Unterlagen zu kommen, die sie bei Parker vermuteten.

      Der Butler saß wie gewohnt stocksteif im Fond des Wagens. Er überlegte gründlich, wie er sich verhalten sollte. Er ging von der Tatsache aus, daß er nach Miami gekommen war, um sich hier einmal gründlich zu erholen.

      Nun aber hatte das Schicksal ihn mit einem Mord und zwei Mördern konfrontiert. Durfte er, so fragte er sich, von all diesen Dingen zurückziehen. Stand es ihm frei, sich aus allem herauszuhalten?

      Parker hatte gewiß die Möglichkeit, sich an die Polizei zu wenden. Er hatte ferner die Möglichkeit, sich dann schleunigst abzusetzen und friedlichere Gefilde irgendwo in den Staaten aufzusuchen.

      Je gründlicher er sein Problem durchdachte, desto klarer wurde ihm, daß er sich wieder einmal persönlich engagieren mußte. Es widersprach seinem Gerechtigkeitsgefühl, Augen und Ohren vor den nackten Tatsachen zu verschließen. Er fühlte sich verpflichtet, Gangstern das blutige Handwerk zu legen, zumal er gerade in diesem Fall annehmen mußte, daß er es nicht mit kleinen Durchschnittsgaunern zu tun hatte.

      Als Miami erreicht war, war der Butler zu einem Entschluß gekommen.

      »Wo setzen wir Sie ab, Henderson?« fragte Mike, der am Steuer saß.

      »Vor meinem Hotel selbstverständlich«, gab Parker vorsichtig zurück. »Oder haben Sie sich meinen Vorschlag inzwischen anders überlegt?«

      »Sie etwa, Henderson?«

      »Mitnichten«, gab der Butler zurück, der sich an den Namen Henderson bereits gewöhnte. »Darf ich fragen, wie wir es halten sollen? Warten Sie zusammen im Hotel mit mir auf das Geld?«

      »Ich werde für ’nen kurzen Moment verschwinden«, sagte Mike. »Joe kann Ihnen Gesellschaft leisten.«

      Mike fuhr wieder an und hielt dann vor einem Appartementhotel, das in einer Seitenstraße lag und »Miramare« hieß. Das Hotel, ein Neubau übrigens, lag genau in jener Gasse, in der Henry Manters nach dem Verlassen der Bar und nach seiner kurzen Unterhaltung mit Parker erschossen worden war.

      Parker begriff nun, wieso es zu der Verwechslung gekommen war. Mike und Joe mußten Manters beobachtet und beschattet haben. Manters mußte seinerseits auf jenen bewußten Mr. Henderson gewartet haben, um ihm dann in die nahegelegene Bar zu folgen. So war es zu dieser ebenso interessanten wie auch gefährlichen Verwechslung gekommen.

      Parker und Joe stiegen aus, während Mike sofort wieder losfuhr. Er hatte es wohl sehr eilig, zu seinem Chef zu kommen, um sich mit ihm zu beraten.

      »Ich denke, wir bleiben in der Halle«, schlug Parker vor, nachdem er zusammen mit Joe das Appartementhotel betreten hatte. Parker wußte nichts von und über den richtigen Mr. James Henderson. Ihm war selbstverständlich auch unbekannt, ob Henderson tatsächlich im »Miramare« wohnte und wo er sich zur Zeit aufhielt.

      »Nichts gegen einzuwenden, Henderson«, gab Joe gelassen zurück. »Ich glaube, Sie haben sich die Sache mit dem Austausch verdammt gut überlegt.«

      »Ich schließe mich Ihrer Meinung an«, antwortete der Butler. »Hoffentlich denkt auch Ihr Chef so, wenn ich mich so ausdrücken darf.«

      »Mr. X …?«

      »Genau ihn meine ich«, sagte Parker vorsichtig.

      »Darauf können Sie sich verlassen.«

      Joe nickte nachdrücklich. »Der Chef ist an Ärger nicht interessiert.«

      »Sie kennen ihn näher?« erkundigte sich Parker angelegentlich.

      »Wie man’s nimmt«, war die vage und ausweichende Antwort.

      »Er soll sich sehr zurückhalten«, tippte Parker weiter an. Er wollte endlich in Erfahrung bringen, wer dieser Mr. X nun eigentlich war.

      »Und ob der Chef sich zurückhält«, gab Joe zurück. »Aber er weiß trotzdem verdammt genau, was gespielt wird!«

      »Er ahnte also, daß Henry Manters abspringen wollte?« Parker hoffte, auf der richtigen Fährte zu sein.

      »Wir sind ja unter uns«, meinte Joe vertraulich. »Manters war ’ne Enttäuschung für uns. Er hätte uns beinahe aufs Kreuz gelegt.«

      »Er genoß also das Vertrauen Ihres Chefs?«

      »Kann man wohl sagen, sonst hätte er sich ja nicht die Unterlagen unter den Nagel reißen können. Aber in letzter Minute wurde er mißtrauisch und kontrollierte den Safe. Tja, und da kam die ganze Geschichte heraus!«

      »Welch ein Pech für den armen, bedauernswerten Manters«, räumte der Butler ein.

      »Welch ein Pech für euch«, spottete Joe auflachend. »Um ein Haar hättet ihr die Unterlagen gehabt. Aber wir waren eben schneller!«

      »Darf ich Sie auf eine gewisse Unterlassungssünde hinweisen?« bat Parker höflich.

      »Und das wäre?«

      »Sie wollten mich erschießen. Nein, nein, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie hatten schließlich den Auftrag dazu. Aber warum interessierten Sie sich nicht für die Unterlagen? Nach meinem Tod hätten Sie sie ja niemals gefunden.«

      »Da haben Sie Mike und mich aber mißverstanden«, entgegnete Joe und schüttelte den Kopf.

      »Schön, wir wollten und sollten schießen, aber Sie nur aus dem Verkehr ziehen, Henderson. Wir hätten Sie schon abgeschleppt und dann zum Reden gebracht.«

      »Das beruhigt mich, ich dachte schon an eine gewisse Unlogik in Ihrer Handlungsweise!«

      »Hoffentlich bleiben Sie auch so ruhig, Henderson.«

      »Wie darf ich Ihre Andeutung auslegen?« wollte Parker wissen.

      »Na ja, werden Sie keinen Ärger bekommen, wenn Sie ohne Unterlagen in London aufkreuzen?«

      »Sind Sie tatsächlich der Meinung, daß ich zurück nach London fahren werde?«

      »Würde ich Ihnen auch nicht raten, Henderson. Wenn Sie mich fragen, würde ich mich


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