Butler Parker 182 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 182 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Durchgangsstraße. Dazu mußten sie aber das hohe Tor aus Schmiedeeisen passieren, das den weiten Vorplatz vor dem Haus zur Straße hin begrenzte und abschloß.

      Dieses Tor schloß sich bereits erstaunlich schnell.

      Bei der Einfahrt hatten die Fahrer eine Lichtschranke passiert und den Mechanismus zur Schließung ausgelöst. Wenige Augenblicke später mußten sie eine gewagte Notbremsung vornehmen. Sie schafften es nicht mehr, den weiten Innenhof mit seinen gepflegten Blumenrabatten zu verlassen, kamen aus dem Gleichgewicht, verloren die Balance und flogen von den Maschinen, die haltlos über das Pflaster glitten und krachend an der Tormauer landeten.

      Die Motorradfahrer hatten sich ihren Maschinen nach und konnten von Glück sagen, daß sie Lederkleidung trugen. Sie blieben benommen liegen und begriffen erst mit einiger Verspätung, was passiert war.

      »Sehr schön«, lobte die ältere Dame, die alles beobachtet hatte, »das wird diesen Lümmeln eine erste Lehre sein. Sorgen Sie dafür, Mr. Parker, das ich die Kerle verhören kann.«

      »Die Motorradfahrer hatten sich hochgerappelt und standen vor dem geschlossenen Gittertor. Dann blickten sie zum Fachwerkhaus hinüber, kletterten am Gitter hoch und mühten sich ab, auf die Durchgangsstraße zu kommen. Verständlicherweise kümmerten sie sich nicht weiter um ihre Maschinen. Parker sah deutlich, daß die vier jungen Leute in ihren Bewegungen mehr als nur leicht gehemmt waren. Die Rutschpartie über das Kopfsteinpflaster des Vorhofes schien sie doch mitgenommen zu haben.

      »Mylady brauchen sich nicht zu sorgen«, sagte Josuah Parker, »man wird versuchen, die beiden Maschinen zu bergen. Dann wird Gelegenheit sein, sich mit den Werfern näher zu befassen.«

      »Ich habe es natürlich mit einer Bande zu tun«, stellte Agatha Simpson fest und nickte nachdrücklich, »und ihr werde ich das Handwerk legen, Mr. Parker. Schließlich wollte man mir die Fensterscheiben einwerfen.«

      »Die von Mylady angesprochene Bande wird versuchen, die Scharte auszuwetzen«, versicherte Parker, »die bald zu erwartende Dunkelheit dürfte die Täter animieren, aktiv zu werden.«

      »Hoffentlich«, entgegnete die Detektivin, »im Fernsehen läuft ohnehin nichts, was mich interessieren könnte. Sie wissen, Mr. Parker, ich hasse Langeweile.«

      Parker wußte es nur zu gut.

      *

      »Natürlich hat sich bisher nichts getan«, meinte Anwalt Rander, der sich mit Kathy Porter im Haus der Lady Simpson eingefunden hatte, »diese Knaben dürften inzwischen wissen, mit wem sie sich anlegen wollten.«

      Mr. Mike Rander, um die vierzig, erinnerte – was sein Äußeres betraf – an einen bekannten James-Bond-Darsteller. Er war Anwalt, hatte in der nahen Curzon Street seine Kanzlei, über der er auch wohnte, und verwaltete neben seiner Tätigkeit als Verteidiger das Vermögen der Agatha Simpson.

      Vor Jahren war er zusammen mit Butler Parker in den Staaten gewesen und hatte dort mit ihm eine Serie von Abenteuern erlebt. Seinerzeit hatte Parker noch als Butler für Mike Rander gearbeitet.

      Kathy Porter war die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha. Sie war eine sehr attraktive Erscheinung, hatte rotbraunes Haar und den mandelförmigen Augenschnitt einer Exotin. Sie wirkte vielleicht auf den ersten Blick hin wie ein scheues Reh, doch wenn es darauf ankam, konnte sie sich blitzschnell in eine Pantherkatze verwandeln. Kathy Porter wußte sich durchaus ihrer Haut zu wehren und war in fast allen Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung beschlagen.

      Zwischen ihr und Mike Rander herrschte ein mehr als nur freundschaftliches Verhältnis. Lady Simpson wartete nämlich darauf, endlich für die beiden die Hochzeit ausrichten zu können. Sie tat alles, um diesen Vorgang zu beschleunigen und sah es mehr als gern, daß Kathy inzwischen für Mike Rander drüben in der nahen Kanzlei arbeitete.

      »Sie haben das Kennzeichen dieses Morris«, warf Kathy Porter ein und blickte Parker an, »könnte man über diesen Wagen nicht an die beiden Vertreter herankommen?«

      »Genau das, meine Liebe, wollte auch ich gerade sagen«, lobte Lady Simpson wohlwollend, »ich denke nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen, Mr. Parker.«

      »Man wird sicher versuchen, Mylady, im Schutz der Nacht die beiden Motorräder zu bergen«, antwortete Josuah Parker. Nach dem Dinner reichte der Butler vorn in der großen Wohnhalle den Mokka.

      »Wie ich Sie kenne, haben Sie die Motorräder natürlich besonders gesichert, wie?« erkundigte sich der Anwalt.

      »Mittels einer soliden Stahlkette, Sir«, bestätigte Parker.

      »Das Tor ist einladend weit geöffnet«, sagte Kathy Porter.

      »Wenn die Burschen klug sind, werden sie auf die beiden Maschinen verzichten«, erklärte der Anwalt, »tun sie es, dann dürfte erwiesen sein, daß sie von einem Profi geführt werden««

      »Eine Ansicht, Sir, die mit Ihnen zu teilen ich mir erlaube«, ließ Josuah Parker sich vernehmen. »Falls man sich mit dem Besitzer des Morris beschäftigt, könnte man eine erste Klärung der Dinge bewirken.«

      »Das denke ich auch, Mr. Parker.« Lady Agatha nickte. »Und was werde ich damit abklären?«

      »Ob man es mit einer sogenannten Street-Gang zu tun hat, Mylady, oder aber mit einer profihaft geführten Gang.«

      »Und worin besteht der Unterschied? Ich weiß es natürlich, aber wissen auch Sie es?«

      »In einer Street-Gang, Mylady, schließen sich junge Leute zusammen, die im Sinn der Gesetze erst noch kriminell werden können. Man könnte sie auf den sprichwörtlichen Pfad der Tugend zurückgeleiten. Bei einer Profi-Gang dürfte man tauben Ohren predigen, um es mal so auszudrücken.«

      »Sollte man sich nicht mal mit Chief-Superintendent McWarden in Verbindung setzen, Mylady?« fragte Kathy Porter. »Vielleicht weiß er bereits etwas von diesen Pflastersteinwerfern.«

      »Er wird dann nur wieder meine Kreise stören«, wehrte die ältere Dame umgehend ab, »Sie wissen doch, Kindchen, wie ungeschickt der gute McWarden ist.«

      »Also warten wir erst mal ab«, faßte Mike Rander zusammen.

      »Aber keineswegs, mein Junge«, lautete Lady Simpsons Antwort, und die Detektivin reagierte genau so, wie Mike Rander es gewünscht hatte, »selbstverständlich werde ich die Initiative ergreifen. Mr. Parker, verschaffen Sie mir die Adresse der beiden Lümmel, die im Morris gekommen sind. Ich bin es gewöhnt, den Dingen stets auf den Grund zu gehen. Daher rühren ja schließlich auch meine Erfolge.«

      Parker, Kathy Porter und Mike Rander tauschten schnell einen Blick. An Unbescheidenheit hatte Lady Agatha noch nie gelitten.

      *

      »Natürlich fahre ich einen Morris«, sagte Ken Kogan, ein dicklicher Mann von etwa fünfzig Jahren und starrte Agatha Simpson respektvoll an, »das habe ich ja gar nicht abgestritten.«»

      Ken Kogan stand in der Haustür zu seinem schmalbrüstigen Eigenheim im Stadtteil Clerkenwell und fuhr sich nervös über das schüttere Haar. Er sah sich Lady Agatha gegenüber, hinter der Butler Parker Aufstellung genommen hatte.

      »Leugnen wäre auch sinnlos gewesen, junger Mann«, meinte die ältere Dame mit ihrer baritonal gefärbten Stimme, »und an wen haben Sie Ihren Wagen ausgeliehen?«

      »Ausgeliehen?« Der Mann, der Ken Kogan hieß, schluckte vor Aufregung.

      »Ich habe meinen Wagen nicht ausgeliehen.«

      »Sie sollten Mylady vielleicht ins Haus bitten«, schlug Josuah Parker höflich vor.

      »Mylady? Guter Gott, eine echte Lady! Natürlich, treten Sie näher. Warum interessieren Sie sich für meinen Morris?«

      »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, junger Mann«, erinnerte die ältere Dame und schob ihre majestätische Fülle durch die schmale Haustür. Ken Kogan ging voraus und führte sie in ein kleines Wohnzimmer, in dem ein Fernsehgerät lief. Die Einrichtung bestand aus Plüsch. »Ich habe meinen Wagen nicht ausgeliehen«, wiederholte Kogan,


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