Butler Parker 182 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 182 – Kriminalroman - Günter Dönges


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»Ihr Wagen ist in der Nähe von Hyde Park unangenehm aufgefallen. War es nicht so, Mr. Parker?«

      »In der Tat«, bestätigte der Butler und korrigierte ein wenig die Wahrheit, »Ihr erwähnter Morris soll an einem kleinen Verkehrsunfall beteiligt gewesen sein.«

      »Das ist ausgeschlossen«, sagte Ken Kogan, »ich bin seit gestern überhaupt nicht mit dem Wagen unterwegs gewesen. Auch vorgestern nicht. Ich fahre eigentlich nur samstags oder sonntags.«

      »Haben Sie etwa einen entsprechenden Schwur geleistet?« erkundigte sich die ältere Dame.

      »Nein, aber ich denke schließlich an die Kosten. Verstehen Sie? Ich verdiene einfach nicht genug, um jeden Tag zur Arbeit zu fahren. Ich habe es ohnehin nicht weit, ich gehe zu Fuß.«

      »Darf man sich nach Ihrem Beruf erkundigen?« fragte Josuah Parker.

      »Ich bin in einer Autowaschanstalt beschäftigt«, lautete prompt die Antwort, »ich erledige da die Buchung. Besonders viel verdiene ich nicht, aber ich bin ja allein. Junggeselle, verstehen Sie?«

      »Und wo befindet sich Ihr Wagen zur Zeit?« erkundigte sich der Butler höflich weiter, während die Detektivin Bilder und Fotos links und rechts des kleinen Kamins betrachtete. In dem vorgetäuschten Kamin gab es eine Gasheizung, die trotz der warmen Außentemperaturen eingeschaltet war.

      »Ich möchte jetzt endlich wissen, wer Sie, sind und warum Sie diese Fragen stellen?« Ken Kogan hatte sich aufgerafft und wollte energisch wirken, fiel aber nach seiner Frage wieder förmlich in sich zusammen. Er hüstelte nervös.

      »Meine Wenigkeit war so frei, Mylady bereits vorzustellen«, gab Josuah Parker zurück, »würden Sie sich freundlicherweise zu Ihrem Wagen äußern?«

      »Mein Morris steht in einer Sammelgarage hinter dem Block«, erwiderte Ken Kogan, »und wenn Sie wollen, können Sie sich den Wagen ja mal ansehen.«

      »Und ob ich will, junger Mann!« Agatha Simpson setzte sich in Bewegung. Ken Kogan drückte sich an ihrer Fülle vorüber und übernahm die Führung. Es ging durch eine kleine Küche, dann über eine Hintertreppe hinaus in einen winzigen Garten. Hier öffnete Kogan eine ebenfalls schmale Tür in der Mauer und führte seine Besucher dann zur Sammelgarage. Unter einem Wellblechdach standen etwa acht bis zehn Wagen, die voneinander nur durch Maschendraht getrennt wurden. Ken Kogan deutete auf einen Wagen und ... stutzte.

      »Mein Morris«, sagte er dann mit heiserer Stimme, die immer schriller wurde, »mein Morris ... mein Morris ist weg ... Er ist gestohlen worden! Mein Morris ist weg!«

      »Sie sagten es bereits mehrfach und geradezu überdeutlich«, gab Josuah Parker zurück, »wann sahen Sie ihn zum letzten Mal?«

      »Heute nachmittag. Vor ein paar Stunden erst. Ich hatte die Polster abgesaugt und die Scheiben gewaschen.«

      »Sie sollten sich wegen des bedauerlichen Verlustes an die zuständige Behörde wenden«, schlug Parker vor, »man wird Ihren Wagen mit einiger Sicherheit finden.«

      »Aber in welchem Zustand?« Kogan war zutiefst erschüttert und den Tränen nahe. Er nahm kaum wahr, daß Lady Simpson und Butler Parker den schmalen Fußweg hinter den Reihenhäusern benutzten, um zum hochbeinigen Monstrum des Butlers zurückzugehen.

      »Schuldig, Mr. Parker, oder nicht schuldig?« fragte die Detektivin, »ich bin doch.sehr gespannt, was Sie dazu sagen.«

      »Meine Wenigkeit möchte Mylady den Vortritt überlassen«, gab Josuah Parker zurück. »Und bei dieser Gelegenheit sollte man darauf verweisen, daß Mylady wahrscheinlich mit einem Zwischenfall zu rechnen haben.«

      »Zwischenfall?« Sie runzelte die Stirn.

      »Meine Wenigkeit möchte auf die Gruppe Jugendlicher verweisen, die sich augenscheinlich zusammengerottet hat, um Mylady den Weg zu versperren.«

      Parkers Stimme klang höflich-diszipliniert wie stets.

      *

      Es waren vier junge Schläger, die Lady Simpson und Butler Parker eindeutig im Weg standen. Sie hatten sich nebeneinander aufgebaut und führten erstaunlicherweise Hockeyschläger mit sich, die in ihren Händen sehr gefährlich aussahen.

      »Geht man vielleicht recht in der Annahme, daß Sie die Absicht hegen, physisch auf Lady Simpson und meine Wenigkeit ein wirken zu wollen?« erkundigte sich Parker und lüftete höflich die schwarze Melone. Er hatte die vier jungen Männer erreicht, die im Schnitt wohl achtzehn Jahre sein mochten. Sie trugen ausgewaschene Jeans, überweite Herrensakkos und ziemlich ausgefranste Tennisschuhe.

      »Ich hab’ kein Wort verstanden«, bekannte der Anführer der jungen Männer. Er war muskulös, wie die nackten Unterarme zeigten, gedrungen und hatte gut entwickelte O-Beine.

      »Könnte es sein, daß Sie Mylady und meine Person mit Gewalt daran hindern wollen, weiterzugehen?« übersetzte Parker.

      »Das stimmt«, erwiderte der Wortführer und nahm seinen Hockeyschläger hoch. Bevor er allerdings gewalttätig werden konnte, hatte Parker bereits seine Reserve aufgegeben und wurde aktiv. Mit der Außenwölbung seiner schwarzen Melone, die er noch in der rechten Hand hielt, tippte der Butler kurz auf die fleischige Nase des Wortführers, der daraufhin überrascht aufschrie, um dann allerdings ein sattes Gurgeln zu produzieren.

      Dem zweiten Mann erging es kaum besser.

      Parker hielt seinen Universal-Regenschirm bereits stoßbereit in der linken Hand und piekste damit in die Magengegend des Gegners, der im Gegensatz zu seinem Wortführer allerdings nicht aufschrie, sondern verzweifelt nach Luft rang. Dann ließ er sich auf die Knie nieder und legte seinen Hockeyschläger erst mal ab. Anschließend kippte er nach vorn und stützte sich mit der Stirn ab.

      Die beiden anderen Wegelagerer waren wie erstarrt.

      So etwas hatten sie noch nie erlebt. Für sie waren der Butler und Lady Agatha hilflose Opfer gewesen. Und jetzt kam alles anders, denn die wehrlose Dame war ebenfalls zum Gegenangriff übergegangen. Sie schwang ihren perlenbestickten Pompadour und setzte den sogenannten Glücksbringer darin auf das rechte Ohr des dritten Gegners.

      Er schien von einem unsichtbaren Pferd getreten worden zu sein, rutschte haltlos nach links und landete in einem reichlich verstaubt aussehenden Strauch. Der Glücksbringer, nämlich ein echtes und großes Pferdehufeisen, hatte wieder mal seine Pflicht getan und die Lage so gut wie bereinigt.

      Der vierte Gegner dachte nämlich nicht im Traum daran, seinen Begleitern zu Hilfe zu kommen. Er gab bereits Fersengeld und rannte in langen Sätzen davon. Zwischendurch schaute er sich um und verlor dadurch seinen bisher geradlinig gehaltenen Kurs. Er stolperte über ein Wegeband aus Stahlblech, schlug der Länge nach hin, raffte sich wieder auf und rannte weiter, wenn auch hinkend.

      »Sie wollen doch nicht etwa schon weitergehen, Mr. Parker?« fragte die ältere Dame fast entrüstet, »immerhin bin ich schamlos angegriffen worden. So etwas läßt eine Lady Simpson sich nicht bieten.«

      »Mylady haben besondere Wünsche?« fragte Parker gemessen zurück.

      »Natürlich«, meinte Lady Agatha, und ein boshafter Glanz erschien in ihren Augen, »ich könnte zum Beispiel einen der Hockeyschläger dazu benutzen, diesen Lümmeln Manieren beizubringen.«

      »Mylady wissen aber sehr wohl, daß mit dem Erscheinen weiterer Schläger fest zu rechnen ist?«

      »Das macht doch nichts«, gab sie erfreut zurück, »dann werde ich auch diesen Subjekten klarmachen, was eine gute Erziehung ist.«

      »Mylady würden sich aber um das Vergnügen einer Autoverfolgung bringen«, behauptete der Butler. Er war keineswegs daran interessiert, sich mit diesen Schlägern noch weiter zu befassen.

      »Eine Autoverfolgung?« Mylady spitzte die Ohren.

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte damit zu rechnen sein.«

      »Das ist selbstverständlich etwas anderes«, räumte die abenteuerlustige Dame ein, »nun gut, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Kommen Sie, Mr. Parker! Die Dinge


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