Butler Parker Box 12 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Box 12 – Kriminalroman - Günter Dönges


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erinnerten. Auch sie waren mit Brettern vernagelt worden.

      Parker tauschte das Empfangsgerät gegen einen anderen Kugelschreiber aus, der selbstverständlich ebenfalls gewisse technische Geheimnisse enthielt. Es handelte sich um ein höchstempfindliches Horchgerät, dessen Spitze in eine Art breiten Gummisauger überging. Diesen Gummisauger legte Parker gegen die Bretter der Tür und wartete ab.

      Es war erstaunlich viel zu hören. Da gab es das Rauschen und Plätschern einer Wasserleitung, Stimmen, die sich über eine verdammte Panne und einen verdammten Mist unterhielten, Scharren von Stühlen, leise Radiomusik und dann das Klicken einer Telefonwählscheibe, die in Bewegung gesetzt worden war.

      »Bert…«, sagte eine Stimme. »Hallo, Bert – Ja, hier ist Dave – Nee – Pleite auf der ganzen Linie. Wir sind ’reingelegt worden. – Ja, wirklich, ich mache keinen Quatsch. – Jim und Haie haben sich die Finger gebrochen. – Ja, die Finger. Und Ben und ich können kaum noch aus den Pupillen sehen. – Wieso? Weil man uns was ’reingespritzt hat. – Ja, du hörst richtig. – Richtig, wir waren mit vier Mann auf dem Parkplatz. Genau, und ein einziger Bursche hat uns aufs Kreuz gelegt. – Nein, nicht der Butler. Sein Boß, dieser Anwalt.

      Dave, der die Unterhaltung mit diesem gewissen Bert führte, der wahrscheinlich ihr Bandenchef war, hörte jetzt einige Minuten schweigend zu. Dann war er wieder an der Reihe.

      »Nee, im Moment können wir überhaupt nichts machen. Kennst du einen Arzt, der sich die Knochen von Jim und Haie ansehen kann? Okay, dann machen wir das. Ich kenne da so einen alten Trottel, Doc Arnolds, ganz hier in der Nähe. Schön, wir warten dann ab, bis du dich blicken läßt. Ende!«

      Mike Rander hörte aufmerksam zu, als sein Butler ihm mit überraschend wenig Worten berichtete, was er auf dem Umweg über sein Mini-Horchgerät gehört hatte.

      »Sollen wir die Rocker hochnehmen?« fragte Rander, »im Moment dürften sie kaum Schwierigkeiten machen.«

      »Vielleicht sollte man noch ein wenig warten«, schlug der Butler leise vor, dieser Bert könnte wichtig für die weiteren Nachforschungen sein, Sir. Er als Bandenchef dieser Rockergruppe dürfte mit Sicherheit wissen, wo wir die sanften Lämmer finden.«

      Sie mußten ihre leise geführte Unterhaltung abbrechen, da über ihnen auf der Straße schnelle Schritte zu hören waren, die sich offensichtlich der Kellertreppe näherten.

      Rander und Parker verschwanden diskret hinter einigen überquellenden, viereckigen Müllkästen und vertrieben dabei eine äußerst empörte Katze, die bisher auf das Erscheinen einer fetten Ratte gewartet hatte. Die Katze sprang auf einen der Müllkästen, dann elegant hinauf auf die Straße und verschwand fauchend. Dafür erschienen auf der Treppe zwei schlanke Gestalten in Jeans, von denen man nicht sagen konnte, ob es junge Männer oder junge Mädchen waren.

      Sie fühlten sich völlig sicher, klopften einem bestimmten Rhythmus gegen die Bretter und verschwanden wieselartig im Keller, nachdem ihnen geöffnet worden war.

      »Noch mehr Rocker?« fragte Rander leise.

      »Mir scheint, daß es sich um Personen weiblichen Geschlechts gehandelt hat, Sir«, erwiderte der Butler. Rander konnte nicht mehr fragen, wieso Parker zu dieser Erkenntnis gekommen war. Die Kellertür öffnete sich wieder, und sechs Personen traten heraus ins Freie.

      Es handelte sich um die beiden Rocker Jim und Haie, deren Fingerknöchel in Schwierigkeiten gekommen waren, um die beiden Rocker Dave und Ben, deren Augen noch immer tränten. Und schließlich um die beiden Neuankömmlinge, die tatsächlich junge Mädchen waren, wie Rander jetzt im schwachen Gegenlicht an den gut ausgepolsterten Lederjacken feststellen konnte.

      Die Prozession der Rocker verschwand oben auf der Straße, um sich wohl zu Doc Arnolds zu begeben. Für Rander und Parker war damit der Weg frei, dem Quartier der Rocker einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.

      Ein großer, niedriger Keller mit Wänden, deren Verputz fladenweise von den Ziegeln angebrochen war. Ein Labyrinth von zerbrochenen Kisten, altem Mobiliar und Unrat. Ein schmaler Laufpfad durch dieses Labyrinth, der an einen Wildwechsel erinnerte. Und hinter diesem ersten Keller dann wohl das Wohnheim der Rocker, ein wesentlich kleinerer Kellerraum, der einigermaßen wohnlich eingerichtet war. Es gab hier ein paar Couches, die aus einteiligen Matratzen bestanden, die man hochgebockt hatte. Es gab einige kleine und runde Tische, die wohl aus einem italienischen Eiscafé stammten und einige Stahlspinde, die ihre besseren Tage in einer gut geführten Firma gesehen haben mochten. Am Eingang zum zweiten Keller war an der Wand ein Telefon installiert worden.

      Es roch nach kaltem Tabakrauch, nach schalem Bier, nach Schnaps und nach süßlichem Weihrauch.

      »Marihuana?« fragte Rander und wandte sich an seinen Butler.

      »Möglicherweise, Sir«, erwiderte Parker, »darf ich mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit auf die Stahlspinde zu lenken?«

      »Sie dürfen.« Rander lächelte. Er folgte seinem Butler hinüber zu den Stahlspinden. Sie waren durch schwere Vorhangschlösser gesichert.

      »Würden Sie ein Öffnen der Spinde als einen eklatanten Verstoß gegen die herrschenden Gesetze betrachten?« vergewisserte sich Parker, bemühte aber schon sein Spezialbesteck, das sich in einer Art Zigarettenetui befand.

      »Der Verstoß wäre nicht gerade gravierend«, meinte Rander, »immerhin wollten diese Burschen mich nach allen Regeln der Kunst zusammenschlagen. Ich werde nicht hinsehen.«

      Rander studierte die vielen Pop-Plakate und Bilder an den nackten und rohen Wänden. Es gab nur zwei Subjekte. Das waren Bilder, die harte Kampfszenen darstellten und offensichtlich aus einschlägigen Filmen stammten, und es gab Pin-up-Fotos, die mehr als eindeutig waren. Das allgemeine Interesse der Rocker schien nicht gerade weitgesteckt zu sein.

      Parker trat neben seinen jungen Herrn und zog höflich die schwarze Melone.

      »Die Spinde, Sir. Wenn Sie die Güte haben wollen, einen Blick auf die Fundsachen zu werfen.«

      Parker präsentierte ihm eine Auswahl an Schuß- und Hiebwaffen, die sich sehen lassen konnte. Es gab vom Damenrevolver bis zur Maschinenpistole alles, was das Herz eines Waffenfanatikers höher schlagen ließ. Es gab aber auch ein paar offensichtlich noch intakte Handgranaten und eine Haftmine, von der Rander nicht sagen konnte und wollte, ob sie noch funktionsfähig war.

      »Und jetzt?« fragte Rander und wandte sich an seinen Butler.

      »Eine Ausrüstung, die zu echter Sorge Anlaß gibt, Sir.«

      »Eben. Sollte Madford hier nicht besser ausmisten lassen?«

      »Dies, Sir, vermag auch meine bescheidene Wenigkeit zu tun.«

      »Und wie, wenn man fragen darf?«

      »Ich würde vorschlagen, Sir, das Herzstück der jeweiligen Waffe empfindlich zu stören.«

      »Die Schlagbolzen?«

      »In der Tat, Sir … Dies würde vollauf genügen …«

      »Dann an die Arbeit«, meinte Rander lachend, »vielleicht fallen uns während der Arbeit noch weitere Freundlichkeiten ein …« Sie betätigten sich im Sinne des Friedens auf Erden und machten eine Waffe nach der anderen unbrauchbar. Sie hatten ihre selbstgewählte Arbeit fast beendet, als plötzlich ein schallgedämpfter Schuß haarscharf neben Randers Kopf in den Verputz fuhr und tödlich für das nackte Mädchen gewesen wäre, das sich auf dem Bild davor befand …

      Rander ging sofort in volle Deckung, und Parker sorgte dafür, daß die beiden eingeschalteten Glühbirnen unter der niedrigen Decke plötzlich nicht mehr brannten. Ein Schlagmit dem bleigefütterten Bambusgriff Seines Universal-Regenschirms hatte dies blitzschnell erledigt.

      »Jetzt brauchten wir einen zweiten Ausgang«, sagte Rander leise zu Parker. Doch nicht leise genug. Es ploppte erneut. Und auch dieser Schuß lag nicht schlecht. Er fetzte diesmal an Parkers Schulter vorbei und knabberte ebenfalls die Wand an.

      »Ich könnte sicherheitshalber eine der Handgranaten ausprobieren«, schlug der Butler freundlich vor.

      »Auf


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