Butler Parker 185 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 185 – Kriminalroman - Günter Dönges


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das ist doch wie ’n falsches As im Ärmel«, meinte er begeistert, »ich hab der alten Lady da unten im Lokal die Würmer aus dem Riechorgan gezogen. Ich weiß jetzt Bescheid!«

      »Ich auch!« gab Longless junior zurück. »Dieser Job ist nichts für mich. Ich will zurück nach Hause …«

      »Zu Daddy, wie?« regte sich Cleveland auf, »damit er dich ungespitzt in den Boden rammt, oder? Der nimmt dich erst dann mit offenen Armen auf, wenn du ein richtiger Killer geworden bist. Immer hübsch daran denken, Junge.«

      Cleveland baute sich neben Longless’ Bett auf.

      »Und ich schwöre dir, daß ich aus dir einen Mann mache. Dein Daddy kann sich gratulieren, daß du bei mir in die Lehre gehst.«

      »Ich bin völlig unbegabt, Clevie.«

      »Da möchte ich nicht widersprechen«, erwiderte Cleveland, »aber ich werd’s schon reinbringen. Aber zurück zum Thema! Parker und Rander sitzen diesmal genau im Fadenkreuz. Pannen ausgeschlossen!«

      »Und wie soll das diesmal über die Bühne gehen?« erkundigte sich Longless junior vorsichtig.

      »Als Solo für zwei Gespenster«, antwortete Cleveland, »ein drittes soll oben im Schloß rumhuschen. Irgendsoein Henker. Ein Schloßgespenst!«

      »Schloßgespenst!?« Longless rutschte etwas tiefer in sein Bett.

      »Das schmeckt mir aber gar nicht, Clevie.«

      »Der Appetit kommt beim Essen, Junge. Stell mal deine Ohren in den Wind! Wir perforieren Rander und Parker – und dann ab die Post, zurück zu Daddy in die Staaten.«

      »Mir geht ein Licht auf«, behauptete Longless junior und setzte sich wieder höher.

      »Ich ahnte es fast«, sagte Cleveland.

      »Die Polente wird glauben, Rander und Parker wären von diesem Schloßgespenst hochgenommen worden!« Longless strahlte seinen Lehrherrn an.

      »Deine Erbanlagen kommen durch«, freute sich Cleveland sichtlich.

      »Aber das wird nicht klappen«, fügte Longless junior hinzu und rutschte wieder tiefer ins Bett.

      »Wieso nicht?«

      »Wie kommen wir in den Bau rein?«

      »Das sind doch kleine Fische«, meinte Cleveland, »laß mich mal machen! Für so etwas war ich schon immer Spezialist. Wir werden … Was ist denn?«

      Er brach irritiert seinen Satz ab und starrte auf Longless, der mit ausgestrecktem Zeigefinger hinüber zum bleiverglasten Fenster deutete. Dabei ließ Longless sich noch tiefer ins Bett rutschen.

      Cleveland schluckte und riß sich zusammen.

      Ihm war wirklich entgangen, daß das Fenster sich langsam öffnete. Wie von fremder Hand.

      Cleveland hechtete in diesem Moment aufs Bett und langte im Anflug bereits nach der schallgedämpften Waffe. Er erwies sich mit dieser Geistesgegenwart als echter Vollprofi, der instinktiv und richtig reagierte.

      Er hatte allerdings etwas Pech, denn das Bettgestell war diesem wilden Hechtsprung nicht gewachsen.

      Es gab einen lauten Krach, Holz barst und splitterte, und dann verschwand der Vollprofi unter den Betttrümmern und dem Oberbett. Während er noch mit dem Hindernis wütend kämpfte und sich bemühte, wieder an die Oberfläche zu kommen, erschien auf dem Fensterbrett eine schwarze Katze, die sich vertrauensvoll miauend umschaute und dann auf das Bett von Longless sprang, der unter der Decke bereits verschwunden war.

      Longless spürte das Gewicht auf seiner Brust und schrie wie am Spieß.

      Er sprang augenblicklich hoch und in die falsche Richtung. Dabei stieß er dummerweise mit Cleveland zusammen, der sich seinerseits endlich befreit hatte. Die Köpfe der Killer krachten dumpf zusammen, wonach die beiden Spezialisten benommen zurücksackten. Cleveland in seine Trümmer, Longless darüber.

      Es dauerte etwa eine Minute, bis sie sich voneinander befreit hatten.

      »Du Pflaume!« sagte Cleveland und verdrehte die Augen. »So was wie dich müßte man aus dem Verkehr ziehen.«

      »Ich hab doch deutlich was auf meiner Brust gespürt«, erklärte Longless junior. »Ehrlich!«

      »Miauuu …« machte die kleine, schwarze Katze und rieb sich an Longless’ Bein.

      Womit er nicht gerechnet hatte.

      Longless stöhnte auf und befand sich Bruchteile von Sekunden später auf den Armen von Cleveland, der ihn völlig überrascht ansah, um ihn dann allerdings gnadenlos zu Boden fallen zu lassen.

      »Wenn wir das hinter uns haben, brauch ich ’nen Psychiater«, sagte Cleveland dann und hätte um ein Haar aufgeschluchzt.

      *

      »Ihr Zimmer, Sir«, sagte Mrs. Bannister, »ich wünsche eine gute Nacht!«

      »Ihr Wort in Gottes Ohr«, meinte Rander lächelnd, »wo haben Sie Mister Parker untergebracht?«

      »Dort, Sir!« Mrs. Bannister zeigte auf die Tür, die den langen, düsteren Korridor nach hinten abgrenzte. Mrs. Bannister, eine große, hagere, unheimlich aussehende Gestalt in schwarzer Kleidung, hielt einen Kerzenleuchter in der Hand, deren Flammen im Lufthauch zitterten und schwankten.

      Das Gesicht der Hausbesorgerin schien aus Holz geschnitzt. Die Zeit, vielleicht auch die Sorge um ihren Sohn Bennie hatte tiefe Falten eingegraben. Diese Frau mußte viel erlebt haben.

      »Einen Augenblick noch, Misses Bannister«, stoppte Rander die Frau, die jetzt Weggehen wollte, »gibt es hier oben kein elektrisches Licht?«

      »Nur im Erdgeschoß«, war die Antwort, »aber auch dort nur hin und wieder. Die Zuleitung zum Schloß funktioniert oft nicht.«

      »Im Gegensatz zum Schloßgespenst, Madam?« schaltete Josuah Parker sich ein. »Darf man fragen, ob Sie bereits den Vorzug hatten, dieses Gespenst zu sehen?«

      »Die Sünden der Väter werden sich an ihren Kindern rächen«, orakelte Mrs. Bannister abweisend, wandte Rander und Parker den Rücken zu und marschierte stramm und noch steifer als Parker zurück zur Galerie.

      »Misses Bannister!« rief Rander ihr nach. Sie blieb stehen und sah sich um. Sie hatte den Kerzenleuchter auf einer Truhe im Korridor zurückgelassen. Das Licht schuf auf diesem faltigen und knochigen Gesicht unheimliche Schatten und Muster.

      »Sie redeten gerade von Kindern, Misses Bannister. Wo steckt eigentlich Ihr Sohn Bennie?«

      »Er lebt in seiner eigenen Welt«, gab sie zurück.

      »Das Musterbeispiel einer präzisen Antwort«, stellte Rander ironisch fest, »vielen Dank. Misses Bannister! Sorgen Sie dafür, daß er diese eigene Welt nicht unnötig verläßt, sonst könnte es Ärger geben!«

      Mrs. Bannister musterte den Anwalt mit einem kalten, fast abschätzenden Blick. Dann war der Butler an der Reihe, der diesen Blick ebenso erwiderte. Sofort drehte sich die unheimliche Dame um und ging endgültig.

      »Kommen Sie, Parker«, sagte Rander, »für eine Zigarettenlänge sollten wir uns noch unterhalten. Diese Dame muß ich erst verdauen!«

      Parker drückte die Tür zu Mike Randers Zimmer auf.

      Sie befanden sich in einem großen und hohen Raum, dessen Wände aus dicken Bruchsteinquadern gebildet wurden. Es gab ein riesiges Baldachin-Bett, in dem eine halbe Kompanie Platz gehabt hätte, einen wuchtigen, reich verzierten Schrank, einige Truhen und Teppiche. Es gab vor allen Dingen auch hier die obligaten antiken Waffen an den Wänden. Licht spendeten zwei Leuchter mit je sechs dicken Wachskerzen.

      »In einer stillen Gruft kann’s kaum gemütlicher sein«, sagte Rander, als sein Butler die Tür schloß.

      »Bei Tag muß die Aussicht auf das Hochmoor ungemein reizvoll sein«, stellte Parker fest, der eines der beiden gotischen Fenster öffnete. Er beugte sich etwas vor, um die Hauswand


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