Mit dem Fahrrad ins Büro. Matthias Dietz
Treten bei einer Geschwindigkeit von 25, 30 oder mehr km/h ausgelegt ist. Auch längt sich die Kette im Laufe der Zeit und muss entsprechend nachgespannt werden. Komfortabel ist Single Speed damit nicht. Es ist eine Option für Pendelnde in flachen Regionen, die gezielt die sportliche Herausforderung (oder den stylischen Mehrwert) dieses puristischen Antriebs suchen. Single-Speed-Räder können auch eine Option als schnelles Sommer-Pendelrad sein. Für die ungemütlicheren Jahreszeiten steht dann am besten ein Fahrrad mit Schaltung, Schutzblechen etc. bereit.
Riemen statt Kette
Bei Naben- und Getriebeschaltungen, aber auch bei Single-Speed-Antrieben gibt es seit ein paar Jahren eine Alternative zur konventionellen Kette aus Mettallgliedern: den Carbonriemen. Er ist außen glatt und innen regelmäßig gezackt. Die Zackenstruktur greift in Kettenblatt und Ritzel und sorgt entsprechend für Vortrieb. Carbonriemen erfordern spezielle Kettenblätter und Ritzel, die zu ihrer Breite und Struktur passen. Außerdem werden sie als geschlossene Einheit geliefert und können nicht aufgetrennt oder zusammengefügt werden, wie es bei einer Kette mit einem Kettennieter möglich ist. Riemen benötigen daher einen Rahmen, der eine Öffnung hat. Meist befindet sich diese am unteren Ende einer der beiden Sattelstreben und ist bei Nichtgebrauch geschlossen. Carbonriemen müssen nicht geölt werden und sind zwei- bis dreimal so haltbar wie eine Kette. Das macht sie interessant für Pendler. Auf der anderen Seite ist die Kraftübertragung im Vergleich zur Kette etwas schlechter.
Für Falträder sind Riemen auf jeden Fall eine interessante Option, da sie beim Tragen wie auch beim Fahren des Rades die Bürokleidung nicht verschmutzen. Im Alltag bietet sich die Riementechnik für Pendler an, die etwa in feuchterem Klima wohnen oder bei denen im Winter regelmäßig Schnee liegt. Im Gegensatz zur Kette kann der Riemen nicht rosten und erfordert deutlich weniger Pflege. Zu weit sollte die tägliche Pendelstrecke aufgrund der Effizienzverluste dieser Technik aber nicht sein. Riemenantriebe finden sich bereits im mittleren Preissegment bei Fahrrädern um 1.000 Euro. Auch für E-Bikes ist die Riementechnik interessant, da der Motor die Kraftverluste problemlos ausgleichen kann. Bei Mittelmotoren verringert der robuste Riemen außerdem den bauartbedingt hohen Verschleiß am Antriebsstrang.
Kabel statt Zug
Im Rennrad- und Mountainbikebereich sind Elektroschaltungen der neue Trend. Motoren in Schaltwerk und Umwerfer werden über Kabel oder Funk angesteuert, das Schalten funktioniert zuverlässig, präzise und erfordert nur geringste Handkräfte. Sind Elektroschaltungen daher auch für das Pendeln eine Option? Grundsätzlich lautet die Antwort »Ja«. Die Akkus der Schaltungen reichen für Tausende Schaltvorgänge. Mit kleinen Zusatzknöpfen lassen sich Elektroschaltungen aus verschiedenen Griffpositionen heraus bedienen, was die Sicherheit beim Pedalieren erhöht. Der Einsatz dieser Technik an Pendlerfahrrädern kann allerdings an der Kosten- und Kompatibilitätsfrage scheitern. Elektrische Schaltgruppen schlagen mit mindestens 1.000 Euro zu Buche. Außerdem sind nur vergleichsweise wenige davon auf dem Markt – es gibt bisher beispielsweise keinen elektrischen Dreifachumwerfer. Zudem könnten die Schaltungen im Winter Schwächen zeigen: Bei dauerhaften Minusgraden entladen sich Akkus von E-Autos und Pedelecs – vermutlich geschieht das auch mit den Akkus der Schaltung. Steht das Rad dann tagsüber im Freien, kann das zu einem Ausfall der Schaltungsfunktion führen und den Heimweg deutlich erschweren. Der Einsatz von Elektroschaltungen beim Pendeln ist also durchaus möglich, aber mit Einschränkungen bei der Fahrrad- und Antriebswahl sowie bei dauerhaft niedrigen Temperaturen verbunden. Die elektrische Schalttechnik ist daher noch eher ein Nischenangebot für solvente Technikfans, zumal mechanische Schaltungen dank jahrzehntelanger Entwicklung sehr ausgereift und zuverlässig sind.
SORGEN FÜR SICHERHEIT: DIE BREMSEN
Dank Antrieb und Laufrädern kommt Bewegung in das System Fahrrad. Damit das Gesamtpaket inklusive Fahrer aber auch wieder langsamer wird und anhält, sind Bremsen notwendig. Sie ermöglichen es, die Geschwindigkeit kontrolliert zu verringern und bei Bedarf in wenigen Sekunden zum Stehen zu kommen. Die Bremsen sind somit ein entscheidendes Bauteil für die Sicherheit Ihres Fahrrads.
Aber was machen gute Bremsen für Pendler aus? Sie sollten vor allem wirkungsvoll sein, dabei leicht zu bedienen, trotz Dauereinsatz möglichst wenig Wartung erfordern und zu Ihren Bedürfnissen passen. So macht es etwa einen großen Unterschied, ob die Bremsen ein Rad samt schwerem Fahrer und Gepäck in einer bergigen Stadt wie Stuttgart oder Wuppertal verzögern müssen oder eine leichte Fahrerin im flachen Norddeutschland. Die folgenden Bremssysteme sind am weitesten verbreitet.
V-BRAKES
V-Brakes sind sehr populär und finden sich an unterschiedlichsten Radgattungen, von Mountainbikes über Fitnessräder bis hin zu E-Bikes. Sie haben ihren Siegeszug in den 1990er-Jahren begonnen. In der Ausgangsposition ähneln sie einem V, wenn die beiden Bremsschenkel leicht nach außen stehen. Sie gehören zur Gattung der Felgenbremsen, benötigen Bremssockel zur Montage an Rahmen und Gabel und werden über einen Bremszug angesteuert. V-Brakes sind leicht, günstig, wartungsarm und können recht hohe Bremskräfte erzielen. Dabei erfordern sie relativ wenig Handkraft und können häufig bereits mit zwei oder drei Fingern bedient werden. Dieser Bremstyp kommt erst an seine Grenzen, wenn hohe Gewichte transportiert werden. Hier können die limitierte Bremskraft wie auch der Felgenverschleiß Probleme bereiten. Gerade billige Modelle zeigen zudem nach einiger Zeit Schwächen, wenn die Bremsschenkel schwergängig werden und die Einstellbarkeit nachlässt. Für ein günstiges Pendlerrad mit nicht zu großem Anforderungsprofil sind V-Brakes aber allemal empfehlenswert. Insbesondere bei E-Bikes ist andererseits aufgrund von Gewicht und Geschwindigkeit von V-Brakes abzuraten.
SCHEIBENBREMSEN
Scheibenbremsen breiten sich in den letzten Jahren immer mehr aus. Ursprünglich kommen sie aus dem Mountainbikebereich, sind inzwischen aber auch an Alltagsfahrrädern und sogar an Rennrädern zu finden. Sie bestehen aus Bremsscheiben, die an den Laufrädern montiert sind, sowie Bremssätteln mit Bremskolben an Gabel und Hinterbau. Es gibt mechanische Scheibenbremsen mit Bremszug und solche mit hydraulischer Ansteuerung. Hydraulische Scheibenbremsen sind stärker verbreitet, besser in der Bremskraft und leichter zu bedienen. Insgesamt liegen Scheibenbremsen bei Gewicht und Preis deutlich über V-Brakes, bieten aber auch in mehreren Punkten einen Mehrwert. Durch die Hydraulik – d. h. die Kraftübertragung durch Öl in druckfesten Leitungen – sind sie sehr leicht und gut dosierbar zu bedienen. Die Bremskraft ist meistens sehr gut, insbesondere wenn ausreichend große Bremsscheiben (160 mm und mehr) verbaut sind. Außerdem ist die Bremsleistung bei Regen, Nässe und Schnee im Gegensatz zu Felgenbremsen so gut wie nicht eingeschränkt. Auch führen Scheibenbremsen zu keinem Verschleiß an den Felgen. Einstellung und Wartung ist aber wiederum komplizierter als bei Felgenbremsen, und Verschleiß an Bremsklötzen und Bremsscheiben gibt es auch. Unter dem Strich sind Scheibenbremsen für Pendler die richtige Wahl, die in bergigem Gebiet leben, mit einem schweren E-Bike oder regelmäßig mit Anhänger unterwegs sind oder auch im Winter und bei schlechtem Wetter fahren. Der richtige Rahmen und ein ausreichendes Budget sind aber Bedingungen für die Nutzung dieses Bremssystems.
WEITERE BREMSSYSTEME