Von der politischen Berufung der Philosophie. Donatella Di Cesare

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von seinen nutzlosen und gefährlichen Haarspaltereien genug. Nur ein paar müßiggängerische, von seinem leeren Gerede eingenommene Jugendliche folgen ihm auf seinen Streifzügen durch die Stadt.

      Der Absonderlichkeiten jedoch nicht genug. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Hunger, Müdigkeit und Kälte ist sprichwörtlich. Während des Feldzugs nach Potidaia, in jenem bitterkalten Winter, als die anderen Soldaten nicht mehr wussten, was sie zum Schutz noch alles anziehen sollten, ging Sokrates barfuß über das Eis und rief damit den Unwillen seiner Mitkämpfer hervor (vgl. Das Gastmahl, 220a-c). In diesem Heerlager ereignete sich zu einem anderen Zeitpunkt zudem ein komischer und völlig erstaunlicher Vorfall. Alkibiades berichtet davon voller Bewunderung. Sokrates versank für 24 Stunden in einer Überlegung, die eine Art von Trance zu sein schien, in einem obsessiven Traum mit geöffneten Augen:

      »Es war ihm etwas eingefallen, und er stand nachsinnend darüber von morgens an auf einer Stelle und, da es ihm nicht vonstatten ging, ließ er nicht nach, sondern blieb immer forschend stehen. Nun wurde es Mittag, und die Leute merkten es und erzählten verwundert einer dem andern, dass Sokrates vom Morgen an über etwas nachsinnend dastehe. Endlich, als es Abend war und man gespeist hatte, trugen einige Ionier, denn damals war es Sommer, ihre Schlafdecken hinaus, teils um im Kühlen zu schlafen, teils um auf ihn achtzugeben, ob er auch die Nacht über da stehenbleiben würde. Und er blieb stehen, bis es Morgen wurde und die Sonne aufging; dann verrichtete er noch sein Gebet an die Sonne und ging fort.« (Das Gastmahl, 220c-d)

      Befremdlich muten seine plötzlichen Abwesenheiten und Selbstvergessenheiten an, numinös seine ekstatischen Entrückungen. Es wird erzählt, dass er – sich in sich sammelnd, von der Umgebung sich lösend und jedem Aufruf gegenüber taub – mitunter in ein lang anhaltendes Schwiegen verfiel. Diese Stille musste den anderen mindestens genauso unheimlich erscheinen wie seine Dialoge. Wieder ist es Alkibiades, der bekennt: »Noch viel wunderlicher [atôpoteros], o Sokrates, kommst du mir nun vor, nachdem du angefangen zu reden, als solange du mir schweigend nachgingest« (Alkibiades I, 106a). Die vielleicht bekannteste Episode bildet die Eröffnungsszene des Gastmahls. Als er das Haus der Gastgeber erreicht, muss Aristodemos feststellen, dass Sokrates ihm nicht gefolgt war, und fragt sich, wo er wohl geblieben sei. Der nach ihm ausgeschickte Diener meldet, dass Sokrates unbeweglich im Vorhof des Nachbarn stehe. Der Freund kommentiert: »Denn er hat das so in der Gewohnheit, bisweilen hält er an, wo es sich eben trifft, und bleibt stehen« (Das Gastmahl

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