Einführung in die Theorie des Familienunternehmens. Fritz B. Simon

Einführung in die Theorie des Familienunternehmens - Fritz B. Simon


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5.2Das Gründerunternehmen

       5.3Unternehmenskultur

       5.4Fremdmanagement

       5.5Diversifizierung

       6Kopplungen

       6.1Lose und feste Kopplungen

       6.2Familienunternehmen vs. börsennotierte Aktiengesellschaft

       7Das Nachfolgeproblem

       7.1Unterschiedliche Entwicklungs- und Veränderungsgeschwindigkeiten

       7.2Zur Psychologie der Nachfolge

       8Konflikte

       8.1Konfliktvermeidung vs. Konfliktbetonung

       8.2Die Institutionalisierung von Konflikten

       8.3Machtkämpfe

       9Einige Tipps für Familienmitglieder, Gesellschafter, Nachfolger, Fremdmanager …

       Literatur

       Über den Autor

       1 Einleitung

       1.1 Wozu Theorie?

      Wer weiß, was er wann wie zu tun hat, braucht keine Theorie. Oder anders formuliert: Wer den Weg kennt, braucht keine Landkarte.

      Es gibt Menschen, die intuitiv – ihrem »Bauchgefühl« folgend – lebenswichtige Entscheidungen treffen und erfolgreich damit sind: in der Familie, im Unternehmen, der eine entweder in der Familie oder im Unternehmen, der andere sowohl in der Familie als auch im Unternehmen … Alle diejenigen, die sich nicht auf die Treffsicherheit ihrer Intuition verlassen können, brauchen eine Theorie, sie benötigen eine Landkarte, um sich orientieren und ihren Weg finden zu können.

      Theorien vermitteln eine Außenperspektive auf ein Geschehen (griech. theoréo, »ich schaue zu«, »ich betrachte«, »ich bin Zuschauer«). Sie gewinnen ihre Nützlichkeit dadurch, dass sie dem Akteur, der in das Geschehen verwickelt ist, den Blick auf Möglichkeiten, Chancen und Risiken eröffnen, die ihm andernfalls aufgrund der Beschränktheit seiner Innenperspektive verborgen bleiben würden. Deswegen sind Theorien sehr praktisch.

      Beschäftigt man sich mit dem Thema Familienunternehmen – z. B. als Familienmitglied, Gesellschafter, Nachfolger, Fremdmanager (Innenperspektive), Wissenschaftler oder Berater (Außenperspektive) –, so muss man feststellen, dass das Angebot an Theorien, die einem das Leben leichter machen könnten, (zumindest im deutschsprachigen Raum) nur sehr begrenzt ist.

      Erklären lässt sich dies durch die Struktur des Wissenschaftssystems: Betriebswirtschaft und die Managementforschung beschäftigen sich mit Unternehmen im Allgemeinen und unterscheiden bestenfalls kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) von großen Konzernen. Die Tatsache, dass ein Unternehmen im Eigentum oder unter der politischen Kontrolle einer Familie steht, scheint für sie und ihre Theorien keinen Unterschied zu machen. Sie gehen von der stillschweigenden Vorannahme aus, dass es eine einheitliche, objektivierbare Rationalität der Unternehmensführung gibt und deswegen die Eigentümerstruktur nicht relevant ist.

      Analoges kann über die Familienforschung gesagt werden. Familien scheinen ihre spezifische, von der Psychologie ihrer Mitglieder bestimmte Dynamik zu haben, die unabhängig davon abläuft, ob die Familie ein Unternehmen besitzt oder nicht. Reichtum oder Armut sind zwar Faktoren, die für Sozialwissenschaftler von Interesse sind, aber die Familien von Familienunternehmen waren bis vor Kurzem kein Thema der Forschung.

      Wirtschaftswissenschaftler auf der einen Seite stehen Soziologen und Psychologen auf der anderen Seite gegenüber. Diese Disziplinen sind klar gegeneinander abgegrenzt, sie sprechen verschiedene Sprachen, folgen unterschiedlichen Erkenntnisinteressen und -methoden. So kommt es, dass die Familienunternehmen bzw. die Familien, die Unternehmen gründen, erhalten und vererben, durch den Rost des Wissenschaftssystems fallen. Keine der genannten Teilwissenschaften fühlt sich für sie in ihrer Ganzheit – Familie und Unternehmen umfassend – zuständig.

      Bleiben noch die Rechtswissenschaften: Anwälte haben zwar viel mit Familienunternehmen zu tun, beispielsweise in Erb- und Nachfolgestreitigkeiten, aber auch sie sehen keinen Unterschied zu anderen Streitfällen und wenden ihre mehr oder weniger bewährten Beobachtungs- und Problemlöseraster an. Da »Familienunternehmen« keine eigene Rechtsform darstellen, sind sie wissenschaftlich auch für die Jurisprudenz nicht von Bedeutung.

      Diese wissenschaftliche Ignoranz ist schon merkwürdig, angesichts der Tatsache, dass mehr als zwei Drittel aller Unternehmen in der westlichen Welt (und im Osten nicht weniger) als Familienunternehmen charakterisiert werden können.

      Ziel der vorliegenden Einführung ist, eine Art Landkarte zu skizzieren, an der sich orientieren kann, wer praktisch oder wissenschaftlich mit Familienunternehmen zu tun hat – sei es als Familienmitglied, Mitglied des Unternehmens usw., sei es als Forscher oder Berater etc.

       1.2 Welche Theorie?

      Wohl kaum eine Konzeptualisierung scheint zum Verständnis von Familienunternehmen so gut geeignet wie die Systemtheorie. Sie hat in ihren unterschiedlichen Varianten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Entwicklung vieler Wissenschaftsgebiete maßgebend beeinflusst,


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