Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman. Günter Dönges
Möglichkeit, die man immerhin in Erwägung ziehen sollte«, tippte der Butler an. »Aber ich darf wohl vorschlagen, daß wir diese Themen nicht gerade in diesem Treppenhaus abhandeln, zumal dieser Ort hier wenig erfreulich ist.«
Die drei Männer suchten und fanden eine kleine Bierbar, in der sie sich ungestört weiter unterhalten konnten.
Parker nahm den Faden der Unterhaltung wieder auf, nachdem einige erfrischende Getränke serviert worden waren.
»Sie hatten also Streit mit Miss Malcona«, stellte er fest. »Es würde mich interessieren zu erfahren, welcher Anlaß es war, der zu dieser handfesten Auseinandersetzung führte. Sollte vielleicht so etwas wie Eifersucht mit im Spiel sein?«
Walt Dalton nickte nur.
»Sie wollte sich von Ihnen trennen?« fragte Parker.
»Sie hatte sich mit irgendeinem Kerl getroffen«, brach es aus Walt Dalton heraus. »Hinter meinem Rücken. Und sie belog mich noch dazu. Sie stritt das glatt ab. Obwohl ich’s doch mit eigenen Augen gesehen habe.«
»Ich würde gern erfahren, mit wem sie sich wo traf?«
»Mit einem gewissen Claim, wenn ich richtig gehört habe.«
Walt Dalton merkte nicht, daß Parkers Augen plötzlich sehr wach und aufmerksam wurden.
»Lefty Claim …!« Bei Mike Rander wirkte dieser Name wie eine explosionsartige Zündung. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
»Lefty Claim«, wiederholte Walt Dalton noch einmal. »Wer das ist, weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Ich weiß nur, daß sie mich betrogen hatte. Und das, obwohl wir bald heiraten wollten …!«
Walt Dalton stierte einen Moment zu Boden. Dann hob er jäh den Kopf und sah Parker forschend an.
»Wer hat Rita umgebracht?« fragte er dann mit fast schriller Stimme.
»Sobald ich nähere Einzelheiten darüber in Erfahrung bringen kann, werde ich mich umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen«, antwortete Josuah Parker. »Ich bedanke mich auch im Namen von Mr. Rander für dieses Gespräch, Mr. Dalton.«
*
»Der Fall liegt klar auf der Hand«, faßte Mike Rander noch einmal zusammen. »Parker und ich haben Claims Gang vor Monaten unschädlich gemacht und auffliegen lassen. Das heißt, alle seine Zwischenverkäufer mußten einpacken und wurden eingesperrt. Nur Claim und einige wenige seiner Gang konnten sich herausreden. Seinerzeit beschlagnahmte die Polizei die gesamten Rauschgiftvorräte der Claim-Bande.«
»Kein Wunder, daß er scharf auf Sie und Parker ist«, warf Dan Shultz ein.
»Eben. Und er wird beschlossen haben, Parker und mich umzubringen«, führte Rander weiter aus. »Vorsichtig, wie Claim nun einmal ist, wollte er dieses Doppelmordgeschäft nicht selbst übernehmen. Die Polizei sollte nach unserer Ermordung in die Irre geführt werden.«
»In Richtung auf Hayes und seine Gang, nicht wahr?« Ray Shelby nickte lächelnd. »Nicht schlecht ausgedacht, Mr. Rander. Er hätte damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er hätte sich an Ihnen und Parker gerächt und gleichzeitig dafür gesorgt, daß Hayes in Schwierigkeiten gerät, wenn sie sich nicht sogar gegenseitig umgebracht hätten.«
»Das ist sein Plan«, bestätigte Mike Rander und nickte. »Und dagegen müßte man eigentlich etwas unternehmen.«
»Heben wir Claim und seine Gang aus?« erkundigte sich Dan Shultz. »Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß ich noch nicht gegessen habe.«
»Rita Malcona war der Lockvogel«, redete sein Assistent Ray Shelby weiter. »Sie wird im Auftrag von Claim gearbeitet haben. Und der Drohbrief an Sie, Mr. Rander und an Ihren Butler sollte auf Umwegen auf Norman Culler hinweisen.«
»Ganz schön raffiniert«, sagte Rander und nickte zustimmend. »Rita hat sich von Claim kaufen lassen. Das geht schon daraus hervor, daß die beiden Mörder auf der Farm wiederholt von Hayes gesprochen haben. Vielleicht war hier zu dick aufgetragen worden.«
»Und Miss Malcona mußte sterben, nachdem sie ihre Schuldigkeit getan hatte«, fügte der Butler hinzu. »Wenn ich mir einen Hinweis erlauben darf, Sir, so ist es an der Zeit, der Claim-Gang einen Denkzettel zu verabreichen.«
»Das ist unser Stichwort.« Rander drückte die Zigarette im Ascher aus und sah die beiden Privatdetektive Shultz und Shelby an. »Kümmern Sie sich ab sofort um Claim! Finden Sie heraus, wo er steckt und wo er sich eingerichtet hat! Unternehmen Sie nichts auf eigene Faust! Denken Sie daran, daß wir beweiskräftig nichts gegen Claim unternehmen können! Was wir hier geäußert haben, waren reine Vermutungen!«
»Wo erreichen wir Sie, Mr. Rander?« wollte Shultz wissen.
»Hier in meiner Wohnung. Allerdings erst in ein oder zwei Stunden. Parker und ich werden uns mit Glenn Hayes unterhalten. Vergessen wir nicht, daß auch er ein Gangster ist. Und ein vielleicht nicht viel üblerer als Claim, denn er steckt tief im Rauschgiftgeschäft. Es wird Zeit, daß auch ihm das Handwerk gelegt wird …!«
*
Glenn Hayes, Lee Harris und Norman Culler verließen das Hinterhaus. Sie wollten zum Wagen neben den düsteren Hinterhofgaragen und anschließend einen kleinen Ausflug unternehmen.
Für diesen Ausflug hatten sie sich bereits gerüstet. Sie trugen Werkzeugtaschen aus dickem Segeltuch und schienen eine dringende, nächtliche Montagearbeit ausführen zu müssen. Doch neben dem Werkzeug in diesen Taschen befanden sich handliche Schußwaffen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen.
Hayes und seine beiden Monteure wollten sich mit Claim befassen. Vorher aber sollten noch Mike Rander und sein Butler angerufen werden. Glenn Hayes träumte davon, sie und die Claim-Gang in einem Aufwaschen erledigen zu können. Und zwar in Grunde risikolos. Die eintreffende Polizei sollte später annehmen, Claim und Rander und Parker hätten sich gegenseitig und nachdrücklich umgebracht.
Ein sauberer Plan, zweifelsfrei …
Er hatte nur den Nachteil, daß Harris plötzlich den Butler ausmachte, der durch den fast dunklen Torweg kam. Dennoch war der Butler nicht zu übersehen. Selbst das schwache Hoflicht reichte vollkommen aus, seine typische Silhouette identifizieren zu können.
»Parker«, sagte Harris zusätzlich.
»Mann, darauf hab’ ich doch nur gewartet«, freute sich Norman Culler und griff nach seinem schweren Wurfmesser.
»Messer weg …!« zischte Glenn Hayes. »Doch nicht hier. Wenn schon, dann vor Claims Haustür, du Idiot …!«
»Ich hoffe, ich störe nicht sonderlich«, sagte Parker, der die drei Männer inzwischen erreicht hatte. Höflich lüftete er seine schwarze Melone. »Sie sind auf dem Weg, dringende Arbeiten zu erledigen?«
»Kann man wohl sagen«, antwortete Glenn Hayes grinsend. »Ist bei Ihnen etwa auch ’ne Leitung kaputt?«
»Weniger bei meiner bescheidenen Wenigkeit, als vielmehr bei einem gewissen Mr. Lefty Claim.«
»Claim?« fragte Hayes vorsichtig und gab sich zurückhaltend. »Wer ist das?«
»Nun, einer Ihrer früheren Konkurrenten, der wahrscheinlich wieder zurück ins Geschäft möchte«, antwortete Parker und stützte sich auf seinen schwarzen Universal-Regenschirm.
»Also auch ’n Installateur«, bemerkte Hayes, der zur Tarnung seiner Rauschgiftgeschäfte tatsächlich eine echte Installationsfirma besaß, da er in früheren Jahren einmal in dieser durchaus ehrenwerten Branche gearbeitet hatte.
»Ich hatte jetzt, um frei und offen zu sein, mehr an gewisse Rauschgiftgeschäfte gedacht«, sagte Parker höflich.
»Wollen Sie damit sagen, daß auch ich Rauschgift verkaufe?«
»Ich sprach von Claim«, korrigierte Parker. »Ich muß Sie enttäuschen, wenn Sie jetzt und gerade an eine Beleidigungsklage dachten. Die, falls überhaupt, sollten Sie an Mr. Claim richten, wenn ich mir diesen vorsichtigen Hinweis