Frühling auf Huntington Castle. Imelda Arran

Frühling auf Huntington Castle - Imelda Arran


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      Imelda Arran

      Frühling auf

      Huntington Castle

      Eine Romanze aus dem alten England

      Die junge Madeleine, Duchesse de Valmont, wächst wohl behütet im Schloss ihrer Eltern in der Normandie auf. Als die französische Revolution auch über die entlegenen Winkel Frankreichs hinwegfegt, ist Madeleine die letzte Überlebende ihrer Familie. Einzig der Diener Xavier nimmt sich ihrer an. Er bringt die als Junge verkleidete Madeleine nach England und verspricht, sie dort zu ihren Verwandten nach Huntington Castle zu begleiten.

      Zu spät erkennt Madeleine, dass Xavier seine ganz eigenen Ziele verfolgt...

      Eine Geschichte über Verrat, Geheimnisse und eine alles besiegende Liebe.

      Impressum

      Frühling auf Huntington Castle

      Copyright© by Imelda Arran

      Frauenzimmer Verlag

      Ringweg 19, 35321 Laubach

       www.Frauenzimmer-Verlag.de

      Satz: Frauenzimmer Verlag

      Covergestaltung:

      Juliane Schneeweiss

      www.juliane-schneeweiss.de © Fotonachweis: depositphotos.com

      ISBN 978 - 3 - 937013 - 33 - 6

      ISBN Print 978 - 3 - 937013 - 34 - 3

      Dieses Ebook, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Zustimmung der Autorin nicht vervielfältigt, weitergegeben oder weiterverkauft werden.

Inhaltsverzeichnis

      Imelda Arran

      Frühling auf Huntington Castle

      1. Kapitel - Chateau de Valmont, Normandie, August 1789

      „Paulette, Paulette! Ich wünsche eine heiße Schokolade. Ich kann nicht schlafen.“

      Noch vor wenigen Wochen hätte Paulette sich geärgert über solche nächtlichen Wünsche, doch heute lag ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie hatte etwas gehört! Wenn das wahr sein könnte! In Paris hatte man die Revolution ausgerufen und in Versailles den Palast des Königs gestürmt. Es würde nicht mehr lange dauern, dann könnte sie hier in der Normandie einfach durchschlafen - in seidenen Laken.

      Während Paulette in die Küche ging, um das Verlangte zu besorgen, ließ sich Madeleine zurück in ihre Kissen fallen. Es war mitten in der Nacht, die Turmuhr hatte zwei Uhr geschlagen. Fröstelnd zog Madeleine die Bettdecke näher an sich heran. Unwillkürlich griff ihre Hand wieder nach der Klingel, doch da erschien die Dienerin.

      „Paulette, wieso dauert das so lange?“ fuhr Madeleine die Frau ärgerlich an.

      „Seid versichert, Mademoiselle la Duchesse, dass es nicht mehr lange dauern wird“, erwiderte Paulette mit einer Gelassenheit, die Madeleine überraschte.

      „Natürlich dauert es nicht mehr lange, Sie sind ja wieder hier. Nun geben Sie schon her.“

      Madeleine nahm die Tasse.

      „Aber die Schokolade ist gar nicht richtig heiß!Was haben Sie denn die ganze Zeit über gemacht? Es muss doch möglich sein, in einer halben Stunde eine Tasse Schokolade aufzuwärmen.“

      „Verzeiht, Mademoiselle, das Feuer war beinahe aus. Ich musste es erst wieder anfachen.“ Paulette war die Ruhe selbst, denn durch das Küchenfenster hatte sie einen Lichtschein gesehen - den Feuerschein der Revolution, der sich nun auf das Schloss zubewegte.

      „Was soll ich denn mit einer lauwarmen Schokolade? Mir ist auch ein wenig kalt.“

      ‚Dir wird gleich warm, du verzogene Göre!’ dachte Paulette, doch laut erwiderte sie: „Dann schlage ich vor, Ihr geht selbst in die Küche und macht Euch am Herd zu schaffen. Ihr dürft selbst das Feuer machen, einen Kessel holen, ihn auf den Herd stellen und im Keller die Milch und die Schokolade holen. Schließlich seid Ihr mit Euren siebzehn Jahren alt genug dafür. Ich wette, Euch wird dann ganz warm sein.“

      „Maman!“ schrie Madeleine aus Leibeskräften, doch statt der Mutter stürzte der Vater ins Zimmer seiner Tochter.

      „Madeleine, wir müssen hier weg. Zieh dich an! Paulette, helfen Sie ihr!“

      „Aber gewiss doch, Euer Gnaden. Ich helfe mit Freuden.“

      „Papa, ich kann nicht schlafen!“ rief Madeleine ihrem Vater hinterher, doch er war schon aus dem Zimmer geeilt. Da erschien ihre Mutter. Die Duchesse trug bereits ein Kleid, das sie für einfach und unauffällig hielt. Sogar auf die Rosshaarpolster für die Hüften und den Reifrock hatte sie verzichtet, sodass das Kleid in dicken Falten an ihr hing, wie die Haut einer alten Frau.

      „Madeleine, Kleines! Wir müssen weg. Los, steh auf, schnell!“

      Sie zog ihre Tochter aus dem Bett.

      „Aber Maman, ich will nicht verreisen. Ich will schlafen.“

      „Sie kommen!“ murmelte ihre Mutter dumpf und hielt Madeleine ein Kleid hin, das Madeleine jedoch ignorierte. Das Kleid fiel zu Boden.

      „Wer kommt? Was ist denn los, wovon redet Ihr überhaupt?“

      „Von der Revolution“, klärte Paulette nun die junge Herrin auf.

      „Was ist das? Weshalb müssen wir weg, wenn die Revolution kommt?“

      Die Duchesse seufzte. „Paulette, gehen Sie nach unten und packen Sie etwas zu essen ein. Sie werden alle mitkommen.“

      „Wenn die Revolution kommt, heißt das vielleicht, dass ich den Comte de Cochon nicht heiraten muss?“, fragte Madeleine hoffnungsvoll.

      „Sein Name ist Beauchamps!“ sagte die Mutter scharf.

      „Aber er sieht aus wie ein Schwein und benimmt sich wie eines! Hast du mal gesehen, wie er mich immer anstarrt? Da wird mir übel!“

      „Wenn wirklich kommt, was wir befürchten, wirst du liebend gerne seine Frau werden!“ wies die Duchesse ihre Tochter zurecht.

      Madeleine sah Paulette hinterher, die mit ungewohnt energischen Schritten verschwand. „Sie war so sonderbar eben. Richtig aufsässig, diese Person! Papa sollte ein ernstes Wort mit ihr reden.“ Trotzig verschränkte Madeleine die Arme vor der Brust, ohne auf das Kleid zu achten, das auf dem Boden lag. Die Duchesse ging zur Tür, um auf den Korridor hinaus zu lauschen und kam wieder zurück ins Zimmer.

      „Maman, lass uns noch einmal darüber reden. Der Comte ist mindestens hundert Jahre älter als ich. Ich will nicht...“

      „Schnell, schnell, zieh dich an!“ trieb die Duchesse ihre Tochter an, dann lief sie zum Fenster.

      Madeleine beobachtete verwirrt ihre Mutter. Was war nur los mit ihr? Sie wurde nicht einmal ärgerlich, als sie schon wieder davon anfing, den Comte nicht heiraten zu wollen.

      „Papa hat jetzt anderes zu tun. Er und dein Bruder Jean Pierre sind schon unten und...“ Die Duchesse hielt abrupt inne, denn unten auf der stets sauber geharkten Einfahrt leuchteten nun Fackeln und wütender Lärm scholl zu ihnen herauf ins obere Stockwerk. Dazwischen hörten sie die verzweifelten Schreie eines Mannes. Die Duchesse erstarrte am Fenster.

      „Henri!“ schrie sie voller Todesangst; Madeleine eilte zu ihr.

      „Papa? Was ist mit Papa?“

      Madeleine wollte ans Fenster, doch die Duchesse packte sie und hielt sie in ihren Armen fest. „Nein, nicht hinsehen. Komm jetzt, schnell!“ Sie hatte ihre Mutter noch niemals so ängstlich gesehen. „Aber Maman, wo ist Jean Pierre? Wieso können er und Papa uns nicht beschützen? Wer sind diese Leute, was wollen sie von uns? Wir haben doch gar nichts getan.“ Doch die Mutter zog sie nur stumm davon, die Treppen hinunter.

      „Wo sind die Diener? Sie sollten uns helfen!“


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