GlückLos. Elisabeth Martschini
vor sich hin brutzelte. Immerhin gab es auch Menschen, die an diesem Nachmittag, einem warmen Septembernachmittag, genauer einem warmen Septemberdonnerstagnachmittag oder, noch genauer, an einem für diese Jahreszeit noch leidlich warmen Spätseptemberdonnerstagnachmittag, arbeiten mussten.
Zu ihnen zählten beinahe sämtliche Lehrer des Gymnasiums in Bad Au, da seit der Einführung der Fünftagewoche der Unterricht auch nachmittags stattfinden musste, damit es einen triftigen Grund dafür gab, weshalb Lehrer und Schüler sich am Samstagvormittag von den Strapazen der Arbeits- beziehungsweise Schulwoche erholen mussten.
Zu den arbeitenden Menschen zählten weiters Petra Sandor und ihr Mann Istvan, obwohl jener vielleicht gerade sein Nachmittagsschläfchen hielt. Ob er das tat oder aber an der Buchhaltung arbeitete, konnte nicht einmal seine Frau, die derweil den Laden schmiss oder schaukelte, was seltsamerweise auf dasselbe hinauslief, mit Sicherheit sagen. Aber solange es weder mit dem Finanzamt noch mit dem Gebäck Schwierigkeiten gab, interessierte es sie wenig, was ihr Mann an diesem oder jedem anderen Donnerstagnachmittag – die Jahreszeit spielte hier keine Rolle, da Sandors ohnehin keine Ferien hatten und nur ganz selten in den Urlaub zu fahren wagten – tat oder nicht tat. Irgendetwas mit Arbeit würde es schon zu tun haben, dachte sie, während sie Bestellungen aufnahm und Kaffee in Mehlspeisenbegleitung abgab.
Zum arbeitenden Teil der Bevölkerung zählte außerdem Inspektor Obermayer, der bei halb heruntergelassenen Jalousien in seinem Dienstzimmer saß und gegen den Schlaf ankämpfte.
Ein Kaffee wäre jetzt gut, dachte er, aber seit ein paar Tagen rebellierte sein Magen. Gastritis, kam ihm in den Sinn, ein Magengeschwür oder gar Magenkrebs.
Das heißt, eigentlich kam ihm in den Sinn, dass all diese unnötigen Dinge in seinen Magen gekommen sein oder sich zumindest dort breitgemacht haben könnten, um ihm fürderhin den Kaffeegenuss zu vergällen, indem sie die Intensität der latent vorhandenen Magenschmerzen noch steigerten. Freilich, wach gehalten hätten ihn diese Schmerzen dann ganz ohne die zusätzliche Wirkung des Koffeins, aber sie hätten ihn auch von seiner Arbeit abgelenkt. Von seiner Arbeit, die ihn in letzter Zeit ohnehin ein bisschen vernachlässigt hatte. Nein, falsch, von seiner Arbeit, deretwegen er seine Familie in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Nein, das stimmte auch nicht, drängte nur gerade in sein Gehirn und verdrängte damit die Angst vor Gastritis und Co, weil seine Frau ihm dies wiederholt vorgehalten hatte, bis er den Vorwurf quasi verinnerlicht hatte. Was er eigentlich dachte oder sich zu denken genötigt sah, war, dass er seine Arbeit in letzter Zeit ein bisschen hatte schleifen lassen. Da er jedoch Polizeiinspektor und kein Baumeister war, hatte das Schleifenlassen seine Arbeit nicht beseitigt, sondern nur aufgeschoben, weshalb sie sich jetzt wie ein Schutthaufen vor ihm auftürmte.
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