Fürstenkinder 8 – Adelsroman. Regine König
Donnerwetter – damals mußten die Leute stark gewesen sein!
Das Schloß barg gewiß mancherlei, dem man nachspüren konnte.
Interessanter wäre es fraglich, Onkel Justus – auch die Doktorjungen nannten Graf Justus so – aufzusuchen. Aber er hatte ein für allemal erklärt, sein kleines Jagdschloß, das auf der Grenze vom Schloßpark und den riesigen Waldungen lag, sei tabu.
Das Jagdschloß wurde tatsächlich von allen vier Kindern gemieden.
Das hinderte sie aber nicht, andere Abenteuer zu suchen. Wie eben jetzt an diesem Nachmittag, an dem Angela verzweifelt den Park durchstreifte, um die Brüder zu suchen, die beinahe mehr auf Hallermünde waren als im Doktorhaus.
Der Park war verwildert, die Wege waren von Unkraut übersät. Dichtes Buschwerk, tief herabhängende Baumäste, hin und wieder einmal auch ein vom letzten Sturm entwurzelter Baum mit riesenhafter Wurzel, versperrten den Ausblick auf den See, der auch zu einem Tummelplatz der Kinder geworden war.
»Hallo!«
Angela strengte noch einmal ihre Stimme an.
Und dann kam sie auf den einzig richtigen Einfall. Kurz entschlossen zog sie die Trillerpfeife aus ihrer Tasche. Deren Ton konnte man meilenweit hören.
Grell, schrill tönte sie durch die Gegend.
»Herrgott, Fräuleinchen!« Aus dem Küchentrakt des Schlosses kam die Wirtschafterin, die auch gleichzeitig Köchin war, und legte Angela die Hand auf die Schulter.
»Das ist ja noch schrecklicher, als wenn die Jungen brüllen! Daß Sie so etwas tun würden…«
»Muß ich!« Angela nickte energisch.
Und die Tatsachen gaben ihr recht.
Denn wenige Augenblicke später ertönte das Echo auf die Trillerpfeife: viermal: Viermal. In kurzen Abständen.
»Das sind sie!«
Nicht umsonst hatte Angela jedem der Kinder ebenfalls eine Trillerpfeife geschenkt.
»Damit wir uns immer finden können!« hatte sie gesagt. Sie wußte genau, welchen Spaß dies verabredete Zeichen den Kindern machte. Sie war noch niemals enttäuscht worden.
»Am See müssen sie dem Klang der Pfeifen nach sein!« erklärte Angela.
»Am See?« Die Frau schaute ein wenig fassungslos. »Woher Sie das nur wissen!«
Angela legte der rundlichen Frau die Hand auf die Schulter.
»Wissen Sie, Frau Klara. Jungen muß man halt kennen. Und nun geben Sie mir den Korb mit den Broten, den die Kinder doch wohl haben sollen, denn Sie haben die Kinder wohl auch gesucht.«
»Ja, wenn Sie mir den Gefallen tun wollen!«
Die Frau reichte Angela den Korb mit dem Vesper.
»Sie sollten Jussuff mehr beschäftigen!« rief Schöpfel.
»Ach, Fräulein Doktor!«
Frau Klara hatte Angela überall im Dorf ›unsere kleine Doktorin‹ nennen gehört. Nun, und wie sollte sie so seine Doktorin eben anders anreden, als ›Fräulein Doktor‹. Schließlich wußte sie, was sich gehörte.
»Mit dem Jussuff, Fräulein Doktor, ich weiß nicht. So im Haus ist nicht viel mit ihm los. Bei den Viechern mag er ganz gut sein. Wer sollte auch sonst schon Schlangen füttern. Und diese Affen… nein… die mag ich nur im Zoo sehen, aber nicht, wenn sie so frei herumlaufen. Aber sonst ist nichts los mit diesem Jussuff. Das hab’ ich gleich gesehen. In der Sonne liegen und faulenzen, das kann er. Oder auch im Wald spazierengehen. Na, und in der Stadt muß er wohl auch noch ein Mädchen haben.«
»Wieso?« Angela schaute die Frau erstaunt an.
»Jedes Wochenende fährt er doch mit dem Zug dorthin. Dann hat er aber dieses rote Dings – wie heißt es doch – diesen Fez nicht auf. Dann benutzt er Haarkrem, den man von weitem riechen kann. Na, und für wen macht ein junger Mann sich so schön und duftet so? Ganz gewiß nur für ein Mädchen!«
Frau Klara nickte bekräftigend bei diesen Worten.
»So sind die Männer nun mal!«
»Ja, so sind sie!« Angela nickte auch.
Sie wußte selber nicht, weshalb ihr gleich vom ersten Augenblick an dieser Jussuff irgendwie nicht gefallen hatte.
*
Die Trillerpfeifen antworteten nun nicht mehr. Dafür sah Angela die drei Jungen und Micky jetzt auf dem ein wenig morschen Bootsanlegesteg, der in den See hineinragte, aus dessen Schilf Teichhühner und Wildenten aufstoben.
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