Stay for Love. Jennifer Sucevic

Stay for Love - Jennifer Sucevic


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Er hebt die Augenbrauen und wartet gespannt.

      In Ordnung, ich kann einfach nicht anders. Ich fange an zu lachen, bevor ich den Kopf schüttele. "Komm schon, lass uns gehen. Ich muss noch viel lernen, um durchzukommen. Ich kann nicht die ganze Nacht hier rumstehen und auf dein kostbares Auto starren."

      Bevor ich die Tür für mich selbst öffnen kann, ist Cole da und öffnet sie für mich. Gerade als ich in den weichen Ledersitz rutsche, greift er über mich, um mir den Gurt anzulegen, unsere Blicke treffen aufeinander. Ich spüre fast die Hitze seines Blicks, die mich von innen heraus versengt. Mein Atem stockt, als wir uns für einen lang anhaltenden Moment in die Augen sehen.

      "Das ist jetzt schon das zweite Mal, Cassidy. Pass besser auf, denn ich habe einen Lauf."

      "Das zweite Mal?" Die Worte klingen leicht atemlos, sogar für meine Ohren.

      Er klickt den Gurt an seinen Platz, sein Blick ist immer noch auf meinen gerichtet. "Dass ich es geschafft habe, dich zum Lachen zu bringen."

      Ich wende meinen Blick von seinem ab und starre aus der Windschutzscheibe, während ich tief einatme, denn er hat Recht.

      Das ist das zweite Mal.

      Zwei mehr als sonst.

      Gefährlich, hallt es durch meinen Kopf. Total gefährlich.

      6

      "Okay Cassidy, du kannst jetzt durchgehen, Dr. Thompson ist bereit, dich zu sehen." Die Empfangsdame lächelt, während sie auf ihrem perfekt aufgeräumten Schreibtisch ein paar Papiere herumschiebt.

      Ich erwidere kurz ihr Lächeln, dann gehe ich durch die Tür in das Büro der Psychologin, die ich seit drei Wochen besuche. Als ich im vergangenen Sommer an der Western akzeptiert wurde, wusste ich, dass ich mit meinen Therapiesitzungen fortfahren musste, und zum Glück hat sich Dr. Thompson als perfekte Therapeutin für mich erwiesen.

      Ihr Büro ist in beruhigenden Braun- und Weißtönen gehalten und mit kleinen blauen und orangefarbenen Akzenten dekoriert. Und ja, es gibt tatsächlich eine Couch, aber es gibt auch bequeme Stühle. Ich war in den letzten neun Monaten bei einem Therapeuten und in all der Zeit habe ich mich noch nie auf der Couch ausgestreckt oder Tintenkleckse angestarrt.

      Obwohl, ich nehme an, ich hätte es gekonnt, wenn ich es gewollt hätte.

      Als Gewohnheitsmensch nehme ich immer den gleichen Stuhl. Ich bin sicher, das sagt etwas über mich aus, aber das habe ich bisher noch nicht nachgefragt. Dr. Thompson sitzt mir normalerweise direkt gegenüber mit einem Notizbuch in Reichweite, falls sie sich etwas aufschreiben möchte. Am Anfang fand ich das beunruhigend – ich wollte einen kurzen Blick darauf werfen, was sie über mich schreibt –, aber jetzt kommt es mir völlig normal vor. Okay, ich werde nicht lügen. Ich möchte immer noch einen Blick auf das Notizbuch werfen.

      Sobald wir uns gesetzt haben, beginnt Dr. Thompson unsere Sitzung, genau wie sie es immer tut. Unsere typische Routine spendet mir ein wenig Trost und beruhigt meine angespannten Nerven sofort.

      "Also, erzähl mir, wie diese Woche für dich gelaufen ist." Ihr freundlicher Blick hält meinen, als ob sie wirklich an meiner Antwort interessiert wäre.

      Tief durchatmend, presse ich leise die gefürchteten Worte raus. "Ich hatte letzten Donnerstagabend eine Panikattacke."

      Die Art und Weise, wie sie ihre schmalen Augenbrauen zusammenzieht, sagt mir, dass sie darauf nicht vorbereitet war. Sie weiß, dass dies die erste Attacke ist, die ich hier in der Schule hatte. Es ist eigentlich das erste Mal seit langer Zeit, dass ich wieder eine hatte. Seit Monaten. Eine Welle der Besorgnis überkommt mich, weil ich Angst vor einem Rückfall habe. Ich habe Angst davor, wieder in diese Grube der Verzweiflung zu stürzen, aus der ich erst kürzlich gekrochen bin.

      "Okay, also erzähl mir genau, was passiert ist, Cassidy." Ihre Worte sind ruhig, beruhigend. Als Reaktion darauf fühle ich sofort, dass ich mich wieder zu entspannen beginne. Wenn es jemanden gibt, der mir da durchhelfen kann, dann ist es Dr. Thompson.

      Ich nicke, dann erzähle ich langsam alles, was am Donnerstagabend passiert ist. Ich erzähle ihr von meiner Interaktion mit Alex und dann mit Cole.

      "Hattest du Alkohol getrunken? Auch nur einen winzigen Schluck?" Ihre Worte sind nicht kritisch, nur neugierig. Wie ich versucht auch sie einfach, dem, was die Attacke ausgelöst hat, auf den Grund zu gehen.

      "Nur Diät-Cola." Ich habe seit über neun Monaten keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Nicht seit dieser Nacht …

      Sie lächelt mich kurz an, bevor sie sich ein paar Notizen macht. "Nur um sicher zu gehen."

      Ich nicke und fühle die Angst dieser Nacht, die sich durch meinen Körper zieht, bevor sie wie eine massive Welle über mich hinwegrollt. Ich will nicht, dass es mich wieder runterzieht, aber ich weiß nicht, wie ich es verhindern kann.

      "Also packte er deinen Oberarm und drehte dich zu sich", wiederholt sie leise.

      "Ja." Sie es so beschreiben zu hören, löst in mir tatsächlich das Gefühl aus, als ob sich meine Kehle schließt, als ob ich nicht genug Sauerstoff einatmen könnte. Als würde ich von innen heraus erdrosselt werden. Die Augen weiten sich, meine Hände fassen plötzlich an meinen Hals, als ob das irgendwie den Druck lockern würde.

      "Cassidy, ich will, dass du mich ansiehst!" Ihre Worte sind hart, aber immer noch beruhigend. Mein Blick fliegt zu ihrem. "In diesem Büro bist du sicher. Alles ist in Ordnung. Wir werden das gemeinsam durchstehen. Okay?"

      Da ich kein einziges Wort als Antwort rausbekomme, nicke ich einfach.

      "Nun, ich möchte, dass du deine Augen schließt und dich entspannst."

      Da ich nicht sofort einwillige, erklärt sie: "Wir werden einige Atemübungen machen, um dich zu beruhigen, in Ordnung?"

      Als Reaktion darauf lehne ich mich zurück und drücke meine Augen fest zu, während das beruhigende Timbre von Dr. Thompsons Stimme mich vereinnahmt. Jeden Moment werde ich anfangen, zu hyperventilieren und die Kontrolle total zu verlieren.

      "Ich möchte, dass du dich darauf konzentrierst, langsame, tiefe Atemzüge zu machen. Atme durch die Nase ein und dann langsam durch den Mund aus. Rein und raus. Gut. Du machst das wunderbar."

      Ich konzentriere mich auf ihre Worte. Auf das Einatmen, bevor ich die Luft langsam herauslasse. Nach und nach spüre ich, wie sich mein Körper entspannt. Zuerst meine Finger und Zehen. Dann meine Arme und Beine. Nach einer Weile fühlt sich alles schlaff an, während sie weiterhin leise mit mir redet. Als sie fertig ist, öffne ich langsam meine Augen und merke, dass ich mich nicht mehr so fühle, als würde ich ersticken.

      "Besser?", fragt sie, bevor sie sich zurücklehnt und mich genau beobachtet.

      "Ja, viel besser." Mein Körper fühlt sich nicht mehr angespannt, voller Angst und eiskalter Panik an.

      "Okay, gut." Dann fragt sie sanft: "Hast du das Gefühl, dass du momentan vielleicht ein Rezept brauchst?"

      Ich atmete noch einmal tief durch und drehe die Frage in meinem Kopf. Ich habe nichts dagegen, Pillen zu nehmen, wenn ich sie brauche, aber … "Nein. Es ist nur einmal passiert und ich will wirklich nicht anfangen, wieder etwas zu nehmen."

      Ich war schon mal auf diesem Weg. Und das Letzte, was ich brauche, ist, das zu wiederholen. Ich möchte versuchen, das allein zu regeln.

      "Okay. Ich verstehe deine Gefühle und ich respektiere sie, aber du musst mir versprechen, dass du, wenn du eine weitere Attacke hast, sofort anrufst. Auch wenn du es nicht willst, müssen wir dieses Thema möglicherweise noch einmal aufgreifen."

      "Das mache ich, ich verspreche es." Aber ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird.

      "Gut. Also warum erzählst du mir nicht, wie deine Kurse so laufen. Es ist jetzt schon etwas mehr als drei Wochen her. Fühlst du dich der Arbeitsbelastung gewachsen?"

      Etwas in mir beruhigt sich, denn das ist der einfache Teil. Das Studium ist der einfache


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