Stay for Love. Jennifer Sucevic
absolvieren, sich dehnen, Übungen machen und aufs Tor schießen. Es ist wie ein gut choreographierter Tanz. Einer, den ich vermisse. Die Schmerzen in meinem Herzen werden so schlimm, bis sie mich fast überwältigen. Es ist schwer zu glauben, wie qualvoll es ist, hier zu sitzen und all das zu beobachten.
Nachdem ich im Dezember letzten Jahres den Boden unter den Füßen verlor, schloss ich komplett damit ab und weigerte mich, an Eishockey auch nur zu denken. Und für eine lange Zeit funktionierte es.
Glücklicherweise erklingt in diesem Moment das Horn. Der Puck fällt auf das Eis und die Action beginnt. Da das Spiel so schnell ist, kann ich die Vergangenheit vergessen und mich darauf konzentrieren, den Spielern zuzusehen, wie sie den Puck mit einer unglaublichen Geschwindigkeit hin und her schießen.
Brooklyn weiß nichts über Eishockey, aber sie ist, wie immer, total überschwänglich und begeistert. Ich liebe das wirklich an ihr.
"Du musst in die andere Richtung!" Dann schreit sie mit lauter Stimme: "Beeil dich! Schneller!"
Ich lache fast darüber, wie albern sie klingt. Ein paar Leute auf den Sitzen um uns herum drehen auch den Kopf, aber sie sieht aus, als hätte sie so viel Spaß, dass sie am Ende lächeln, bevor sie sich wieder dem Spiel zuwenden.
Jedes Mal, wenn ein Pfiff ertönt, schaut mich Brooklyn an, um eine kurze Erklärung zu bekommen.
"Abseits", sage ich. Dann erkläre ich ihr, was das bedeutet.
Noch ein Pfiff.
Ihr Blick schießt zu mir herüber.
"Strafe für zu hohen Schläger", murmele ich mit einem Augenrollen. Denn das sollten die Jungs wirklich besser wissen.
Ein weiterer Pfiff. Brooklyn hebt eine Augenbraue und wartet auf eine Erklärung, warum das Spiel gestoppt wurde.
"Icing." Auch hier sollten sie es besser wissen, als den Puck den ganzen Weg über das Eis zu schlagen. Dumm.
Pfiff.
"Strafe für Festhalten." Ich murre, bevor ich brülle: "Das war große Scheiße, Schiedsrichter, öffne zur Abwechslung mal die Augen! Hier, ich glaube, ich habe eine Ersatzbrille für dich!"
Brooklyn bricht in Lachen aus, bevor sie schreit: "Ja, echt scheiße gepfiffen, Schiedsrichter! Total beschissen, scheiße gepfiffen!"
Wir grinsen uns an, bevor wir beide auf unsere Sitze plumpsen und nach unserer Box mit Popcorn greifen.
Pfiff.
Diesmal muss ich nichts erklären, weil es offensichtlich ist.
Prügelei.
"Scheiße gepfiffen, Schiedsrichter!", schreit Brooklyn wieder.
Ich schüttele den Kopf. "Nein, es war eigentlich eine gute Entscheidung. Nicht zu unseren Gunsten, aber es war die richtige Entscheidung." Ich nippe an meiner Diät-Cola und beobachte, wie einer unserer Spieler zum Strafraum gleitet. Man merkt, dass er immer noch den Spieler auf dem Kieker hat, mit dem er sich gerade geprügelt hat.
"Für welches Team bist du?" Sie fragt das, als ob sie etwas über Eishockey wüsste. Was Brooklyn an Eishockey mag, sind die heißen Jungs, die mit der Polsterung und Ausrüstung noch kräftiger und damit heißer aussehen. Und, na ja … sie liegt damit nicht ganz falsch.
Ich verdrehe nur die Augen statt einer Antwort.
Als das Spiel schließlich endet, dreht die Menge durch, weil es den Timberwolves gelungen ist, einen knappen Sieg zu erzielen. Soweit ich das beurteilen kann, ist das Team gut aufgestellt. Sie haben eine blitzschnelle Offensive und einen guten – um nicht zu sagen einen riesigen – Verteidiger. Und der Torwart war auch ziemlich gut. Heute Abend ist nicht viel an ihm vorbeigekommen. Obwohl es wehtut, zuzuschauen, weiß ich jetzt schon, dass ich zurückkommen werde, um weitere Spiele zu sehen.
"Wir gehen danach alle in eine kleine Bar, um zu feiern, bist du dabei?" Der unerwartete Adrenalinschub vom heutigen Sieg hat Brooklyn mit noch mehr Energie als sonst auf den vordersten Rand ihres Sitzes befördert.
Ich stöhne. "Du hast nie erwähnt, dass du nach dem Spiel noch ausgehen willst."
Obwohl Brooklyn weiß, dass ich nicht interessiert bin, versteht sie die Gründe dafür nicht. Und obwohl wir schon sehr lange Freundinnen sind, konnte ich mich einfach nicht dazu durchringen, ihr die ganze schmutzige Geschichte zu erzählen.
Sie lächelt strahlend, bevor sie das Offensichtliche sagt: "Hätte ich es dir gesagt, hättest du nicht zugestimmt, heute Abend mit mir zu kommen."
Ich kneife die Augen zusammen, weil sie natürlich Recht hat. Und obwohl meine Anwesenheit hier viele schmerzhafte Erinnerungen weckt, bin ich froh, dass Brooklyn mich dazu gebracht hat, mit ihr hierherzukommen. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Bis heute Abend war mir nicht klar, wie sehr ich das Eishockeyspielen vermisse.
Sie unterbricht meine Gedanken und zieht ein trauriges, schmollendes Gesicht. Dazu legt sie flehend die Händen aneinander. "Bitte, bitte", bettelt sie so niedlich sie kann. Schon jetzt merke ich, wie ich schwach werde. "Wir werden so viel Spaß haben!"
Argh. Ich will nicht gehen.
Ich will nicht nachgeben.
Ich will nicht …
"Okay, gut, gut, gut!" Grrr. Ich hasse es, wenn sie mich so überredet, denn meistens bereue ich es am Ende. "Aber ich bleibe nicht lange." Eine Stunde, höchstens. Dann gehe ich zurück ins Wohnheim.
Zufrieden, denn sie hat sich wieder einmal durchgesetzt, strahlt Brooklyn mich an. "Juhu! Jetzt kannst du Austin kennenlernen. Er ist sooo süß und sooo nett. Ich mag ihn wirklich, Cass." Sie wirft mir einen bedeutungsvollen Blick zu. "Er könnte der Richtige sein."
Ich schnaube.
Der Richtige für wie lange?
Heute?
Morgen?
Diese Woche?
Nächste Woche?
Ja, sicher, wir werden einfach mal sehen. Brooklyn hat die Neigung, mit Lichtgeschwindigkeit von einem Kerl zum anderen zu springen. In den drei Wochen, in denen wir zusammen wohnen, war sie mit etwa vier verschiedenen Typen unterwegs. Nummer fünfundfünfzig ist zurzeit bei ihr die Nummer eins. Unnötig zu sagen, dass die anderen drei Kerle immer noch texten und anrufen, aber sie ist schon weitergezogen. Also, erwarte ich wirklich, dass dieser hier länger interessant sein wird, als die anderen?
Die Antwort auf diese Frage ist ein großes, fettes Nein.
Nachdem die Mehrheit der Fans die Tribüne verlassen hat, schlängeln sich Brooklyn und ich in den Vorraum, um auf Brooklyns Schwarm der Woche zu warten. Das Mädchen hat definitiv einen coolen Typen – heiß, athletisch und interessiert daran, Spaß zu haben.
Genau wie sie.
Es dauert etwa zwanzig Minuten, bis die Jungs aus der Umkleide kommen, was typisch ist. Der Coach hat mit der Mannschaft gesprochen (oder wenn sie verloren haben – sie angeschrien), er hat ihnen gesagt, was gut gelaufen ist (oder wenn sie verloren haben – falsch) und dann duschen sie und ziehen sich um.
Brooklyn quietscht, als ihr Typ aus der Umkleidekabine schlendert und ein breites Lächeln sein Gesicht erhellt. Er ist genau, wie ich vermutet habe – heiß und athletisch. In echter Brooklyn-Manier läuft sie auf ihn zu und springt in seine ausgestreckten Arme, bevor sie ihre Beine um seine Taille schlingt. Seine Teamkollegen johlen und pfeifen als Reaktion darauf. Als ob dieses öffentliche Anspringen nicht schockierend genug wäre, küsst sie ihn auch noch, als würde ihr Leben davon abhängen.
Die Beiden zu beobachten ist ein wenig so, als würde man auf einen Verkehrsunfall starren. Du willst nicht unbedingt hinschauen … aber du fühlst dich so hilflos, weil du deinen Blick nicht abwenden kannst. Egal, wie sehr du es möchtest.
"Oh. Ich schätze, du hast den Spieß umgedreht und bist jetzt diejenige, die mich verfolgt."
Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich mich