CHAOS. Alec Xander

CHAOS - Alec Xander


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zu fragen“, wünschte Bastian lächelnd.

      „Okay. Ich halte schon meine Klappe.“

      „Nein, so meinte ich das nicht. Nur auf diese Frage …“

      „Ja?“

      „Ich kann dir darauf einfach keine ehrliche Antwort geben und ich möchte dich nur ungern anlügen.“

      „Okay, ich verstehe.“

      „Entschuldige.“

      „Nein-nein. Ich verstehe schon. Wir kennen uns ja erst seit heute. Nicht der Rede wert. Abgesehen davon vertraue ich auch niemandem.“

      „Wie kommst du darauf, dass ich niemandem vertrauen würde?“

      Lucas warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

      „Ja“, gestand Bastian sodann. „Ich vertraue niemandem.“

      „Ich weiß.“

      Bastian konnte sich nicht helfen, aber der Drang, Lucas zu berühren, war enorm. Sanft schlug er gegen dessen Oberarm. „Und was machst du heute so nach der Schule?“

      „Die da bereits zu Ende ist“, bemerkte Lucas schmunzelnd.

      Richtig zusammenreißen musste Bastian sich, um dem Hübschen nicht erneut gegen den Arm zu schlagen. Wobei das Schlagen an sich mehr ein sanftes Stupsen war.

      „Oh, Mann“, seufzte Lucas beschwerlich.

      „Was denn?“

      „Ich werde heute Abend bestimmt total heiser sein.“

      „Wieso das?“

      „Na, in der Regel rede ich eigentlich nicht so viel, weißt du?“

      „Ach, und morgen gibst du mir dann die Schuld, wenn du Halsschmerzen hast?“

      „Nein, keine Sorge.“

      „Weniger rauchen“, schlug Bastian vor.

      „Bei dem, was mir heute bevorsteht, müsste ich eigentlich eine nach der anderen qualmen.“

      „Wieso? Was steht dir denn bevor?“

      „Ach, ähm …“ Lucas hielt einen Moment inne. Seine Sorgen wollte er dem Knuffigen nun wirklich nicht aufzwingen – zumindest nicht gleich am ersten Tag des Kennens. „Ich mache heute Bekanntschaft mit jemanden und darauf könnte ich echt verzichten.“

      „Du sprichst in Rätseln.“

      „Ja, ich weiß. Sorry. Irgendwann sage ich es dir vielleicht mal.“

      „Schon gut. Ich erwarte keine Erklärung.“

      „Ach, nicht?“

      „Nein, wenn man nicht reden will, dann will man halt nicht.“

      „Wollen schon, nur …“

      „Man weiß nicht, wie und wo man anfangen soll“, vollendete Bastian den Satz.

      „Du hast es erfasst“, stimmte Lucas ihm zu und atmete tief durch. Er versuchte wieder fröhlicher zu wirken. „Und, Basti?“

      „Hm?“

      „Erzähl.“

      „Und was?“

      „Kein Plan, Mann. Leck mich ab.“

      „Leck mich ab?“, wiederholte Bastian langsam fragend. Herzhaft lachte er.

      Peinlich berührt kniff Lucas die Augen zusammen und verzog die Mundwinkel. „Lenk mich ab, meinte ich.“ Doch seinen Worten wurde kein Gehör geschenkt, denn Bastian kriegte sich nicht mehr ein.

      „Leck mich ab“, gackerte er. Den Sound seiner Stimme, sobald er laut lachte, war ihm fast schon fremd. „So geil.“

      „Das ist nicht lustig“, meinte Lucas mit ernster Miene, bekam beim Anblick auf Bastian, wie er sich vor Lachen krümmte, aber ein Grinsen im Gesicht.

      „Huhu …“, kicherte Bastian, der versuchte, sich wieder zu beruhigen. Nach einigen Versuchen hatte er es endlich geschafft. Er wischte sich Lachtränen aus den Augenwinkeln.

      „Ist der Herr jetzt fertig, ja?“

      „Ja, der Herr ist fertig. Entschuldige. Der war einfach zu gut.“ Er räusperte sich. „Dann lenk ich dich mal ab.“

      „Du kannst mich natürlich auch ablecken“, entfuhr es Lucas. „Aber bitte nicht die Füße, bin da nämlich sehr kitzelig.“ Die großen Augen, die ihn anstarrten, brachten ihn unwillkürlich zum Kichern. „Nur Spaß, Mann. Nur Spaß.“

      „Ähm … okay.“

      „Also, lenk mich fürs Erste ab.“

      „Ähm, wie war der Sportunterricht?“

      „Der Pisser hat mich natürlich nicht mitmachen lassen.“

      „War klar.“

      „Dennoch durfte ich wie so ein beschissener Sklave seine verfickte Arbeit machen. Turngeräte aufbauen, Matratzen schleppen, Bälle einsammeln. Irgendwann hatte ich die Schnauze halt voll und ihn angebrüllt.“

      „Du hast dich echt mit ihm angelegt?“

      „Vor diesem Pisser habe ich doch keinen Schiss, Mann.“

      „Respekt.“

      „Naja … meine große Klappe sorgte dafür, dass er mich der Turnhalle verwies.“

      „Bei dem musst du echt vorsichtig sein“, warnte Bastian ihn vor.

      „Wieso sollte ich? Wer mir doof kommt, der sollte sich nicht wundern, wenn ich ihm eine passende Antwort um die Ohren kloppe.“

      „Ja, mag sein, aber der ist echt hinterhältig. Letztes Jahr zum Beispiel, es war Elternabend, und meine Mutter kam mit ihrem damaligen Freund“, er erinnerte sich widerwillig zurück. „Wir gingen zum Bröller, setzten uns vor ihn und er redete nur Schwachsinn.“

      „Und was sagte er zu deinen Eltern?“

      „Mutter“, korrigierte Bastian ihn. „Er ist … er war nicht mein Vater. Sind auch nicht mehr zusammen.“

      „Tut mir leid.“

      „Muss es kein bisschen. War ein totales Arschloch.“

      „Wieso, was hat er getan?“

      „Ach, ähm, war halt so ein Spinner. Meine Mutter kannte ihn irgendwie schon länger, gesehen hatte ich ihn jedoch nie. Die waren so an die zwei oder drei Wochen zusammen und am Tag, als es Zeugnisse gab, trat er mir entkleidet im Wohnzimmer gegenüber.“

      „Unbekleidet?“, fragte Lucas verblüfft.

      „Ja, komplett nackt“, bestätigte Bastian. „Zugegeben, er hatte keinen schlechten Body, aber …“

      „Ach“, horchte Lucas auf, „hatte er nicht?“

      „Im Vergleich zu den Typen davor nicht.“

      „Also nach deinem Geschmack?“

      „Was?“, fragte Bastian erschrocken. „Nein, nein!“

      „Nur Spaß, Mann.“

      „Du bist gemein, Mann.“

      „Entschuldige. Was geschah dann?“

      „Nun ja. Ich wollte gerade Hallo sagen, da verlangte er prompt mein Zeugnis.“

      „Was ist’n das für’n Spasti?“

      „Genau das Gleiche hatte ich auch gedacht. Nun ja – fast zumindest. Ich überreiche ihm also mein Zeugnis und das Erste, was er zu mir sagte, war: ‚Ganz schön viele Dreien. Streng dich mal gefälligst mehr an‘.“ Ungläubig


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