CHAOS. Alec Xander
flott.“
„Entschuldige.“ Stehen bleiben war trotzdem keine Option. Sie erreichten den Schulhof.
„Treffen wir uns in der nächsten Pause wieder hier?“
Auf diese Frage hatte Bastian nur gewartet. „Ja, klar, warum denn nicht?“
„Cool.“
Bastian sah die Lehrerin, die schon dabei war, die Türen zu schließen. „Warten Sie, bitte!“, rief er und rannte auf sie zu.
„Aber schnell“, sagte sie ungeduldig und ließ die beiden ausnahmsweise noch hinein.
„Danke Ihnen.“ Bastian flitzte an ihr vorbei.
Lucas hob, als er sie flüchtig ansah, nur kurz die Mundwinkel an. Solche Frauen kannte er zu Genüge. Und es war eindeutig, dass diese Person eine Alkoholikerin war. „Hey, Basti!“
Fragend schaute Bastian, als er die Tür aufzog, über die Schulter. „Hm?“ Dieses Grienen fand er frech, aber auch verdammt süß. „Was denn?“
„Lass dich nicht unterkriegen“, bat Lucas mit einem charmanten Lächeln.
Bastian spitzte grinsend die Lippen und blieb vor seiner Klasse stehen. „Werde ich nicht.“
„Versprochen?“
Warum Lucas das so wichtig schien, kapierte er zwar nicht, aber diese Worte fühlten sich wohltuend an. Richtig erfrischend und energiebringend. „Dann bis nachher.“
„Und immer fleißig lernen“, feixte Lucas, ehe er sich umwandte.
Bastian sah ihm verträumt nach. Mann, dieser Hintern!
Ob er noch guckt? Lucas sah über die Schulter und lächelte erfreut.
Bastian hingegen war das total peinlich. Verlegen hielt er sich die Hände vors Gesicht und atmete tief durch, bevor er die Klassentür öffnete.
Verdutzt blickte Frau Pan zu ihm auf. „Wo kommst du denn jetzt bitte her?“
„Häh?“ Bastian war noch ganz duselig in der Birne. „Was?“
Die Schüler begannen zu kichern und zu tuscheln.
„Wir haben Unterricht“, erinnerte die Lehrerin ihn.
Bastian, der weiterhin wie festgenagelt an der Tür stand, nickte nur.
„Wärst du dann vielleicht mal so freundlich“, forderte die Lehrerin ihn mit einer Geste zum Stuhl hin auf, „und würdest dich endlich setzen?“
„Aber sicher doch.“
Miranda konnte es sich nicht verkneifen. „Haste dich wieder knallen lassen, ja?“
Was auch immer da mit Bastian geschah, Miranda schien auf einmal so unbedeutend und klein, als er zu ihr blickte.
„Was guckste denn so blöd?“, regte sie sich auf.
Bastian gab einen belustigten Laut von sich, als er zu seinem Platz ging.
„Der lacht dich aus!“ Aidin war entsetzt. „Der hat dich ausgelacht!“
Gerade, als die Lehrerin das Großmaul zum Schweigen bringen wollte, wurde sie von Bastians Worten überrascht.
„Jetzt wo ich dich so anschaue, fällt mir ein, dass ich vergessen habe, den Müll runterzubringen.“
Ein Gelächter schallte durch den Raum. Auch Frau Pan schmunzelte. Nur Miranda und Aidin stand der Mund fassungslos offen.
„Hast du das gehört?!“, fragte Aidin ihre Freundin. „Hast du das gehört?“
„Hm-hm“, knurrte Miranda. „Ich geb dem gleich!“ Das Lachen der anderen machte sie fortwährend wütender. „Wenigstens bin ich kein Arschficker!“, konterte sie.
„Wow“, tat Bastian einen auf gekränkt. „Der hat gesessen.“
„Ganz schön frech!“, meldete Aidin sich zu Wort.
„Ja und ich“, sagte Miranda laut, nachdem ihr ein passender Spruch eingefallen war, „habe gestern deine Eltern gesehen. Waren zwei ältere Herren. Mit denen machste wohl auch rum!“
„Weißt du Miranda?“, sagte Bastian. „Ich habe schon gegen Dinge gepinkelt, die bei weitem klüger waren als du.“ Abermals lachten seine Mitschüler. Selbst Frau Pan konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
Vor Wut lief Miranda hochrot an. „Du bist schwul!“
„Ja und wenn ich dein Gesicht hätte, würde ich lachend in eine Kreissäge laufen. Okay?“ Aufs Neue lachten die anderen. „Hätten wir das jetzt also geklärt, ja?“
Miranda schossen Tränen des Zorns in die Augen. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast!“
Kichernd ging die Lehrerin dazwischen. „Wären wir dann jetzt fertig, ja?“ Erfreut darüber, dass sich ihr Schüler endlich mal zur Wehr gesetzt hatte, lächelte sie Bastian an.
Was auch immer mit Bastian geschehen war, er fühlte sich großartig. War Lucas etwa der Grund dafür? Immerhin hatte der Athletische gesagt, dass er sich nicht unterkriegen lassen sollte. Während des Unterrichts musste Bastian sich des Öfteren richtig zusammenreißen, um nicht breit zu lächeln oder ausgelassen drauf loszulachen. Irgendwann fing er sogar an, Lucas‘ Namen wieder und wieder in sein Schulheft zu kritzeln. Erst als die Seite voll war und er schnallte, was er da eigentlich getan hatte, wurde es ihm ein wenig peinlich. Wenn das jemand sieht, dachte er. In aller Stille blätterte er um und schaute dabei zur Tafel. Es sollte ja nicht auffallen.
2.4
Auf die Pause wartend, wippte Lucas nervös mit dem Fuß auf und ab. Fast schon im Sekundentakt sah er auf seine Armbanduhr. Die Zeit wollte nicht vergehen. Besonders die letzten Minuten zogen sich ungewöhnlich in die Länge.
Das Klingelzeichen zur langersehnten Pause ertönte.
„Ja, endlich!“ Lucas packte schleunigst seinen Kram zusammen und eilte aus dem Klassenzimmer. So aufgeregt hatte er sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Er versuchte zwischen all den Köpfen Bastian ausfindig zu machen. „Hey, yo, Basti!“, rief Lucas, als er ihn auf dem Hof erblickte. „Warte auf mich!“
Bastian versuchte das aufkommende breite Grinsen zu unterdrücken und sich so locker wie nur möglich zu geben. „Hey!“, grüßte er, als er sich umwandte.
Lucas wusste nicht, wann er sich das letzte Mal so gefreut hatte, einen Menschen wiederzusehen. „Hey, alles cool?“
„Alles bestens“, versicherte Bastian und lief neben ihm her.
„Sag mal“, fragte Lucas, „gibt es hier in der Nähe irgendwo einen Kiosk?“
„Ja, auf dem Schulhof, dahinten“, sagte er und zeigte in die Richtung des Kiosks.
„Ich meinte einen anderen. Einen, der nicht von Pissern belagert wird und nicht voller Ratten und gammeligem Zeugs ist.“
„Woher willst du wissen, ob das Zeugs gammelig ist.“
„Mich würde es wundern, wenn es dort hochqualitative Lebensmittel geben würde.“
„Einmal bin ich dort gewesen“, erinnerte Bastian sich zurück.
„Und?“
„Eine dicke Frau mit dreckigen Fingernägeln, die dir ihr selbstgemachtes Zeugs verkauft. Und viele Türken, die dich blöd anmachen.“
„Sie verkauft Türken?“, fragte Lucas scherzend.
Gutmütig schlug Bastian ihm gegen den Arm. „So meinte ich das nicht.“
„Mein Arm hat es dir angetan, wa?“
„Was?“