Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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      Inhalt

       Duell mit Cassedy

       Gold im Silver Creek

       Die Outlaws von Santa Fé

       Shawnee River Song

       Wer schoß auf Mayor Black?

       King Holmans Hunde

       Kampf um Apachenland

       Tod am Blauen Wasser

       Nebraska Passage

       Die Galgenmänner

Wyatt Earp – Staffel 10 –
Duell mit Cassedy

      Es war in einer heißen Augustnacht des Jahres 1883.

      In Tucumcari, New Mexico, im Qui County.

      Halbom Chester war damals genau neunzehn Jahre alt. Sein Bruder Ed war ganze siebzehn. Und Frank Macirian war achtzehn.

      Die drei Burschen hatten bis zu diesem Tage sieben Meilen vor der Stadt auf der Gloster-Ranch als Peons gearbeitet.

      Es waren schon andere vor ihnen auf den Gedanken gekommen, dessen Verwirklichung den Westen schockieren sollte, aber es blieb dem texanischen Peon Halbom Chester vorbehalten, ihn in die Tat umzusetzen…

      Tucumcari war eine ganze Stadt, und man sah ihr an, daß sie auch Bewohner hatte, die wohlhabend genannt werden konnten.

      So zum Beispiel Dandyson, der Wollweber.

      Filipo Gonzales, der Pferdehändler.

      Und Martin Hartman, der die Nagelhütte besaß.

      Auf diese drei Männer hatte es Halbom Chester abgesehen.

      Weniger auf die Männer, als auf deren Kinder!

      Auf den vierjährigen John Dandyson, den fünfjährigen Juan Gonzales und die vierjährige Erica Hartman.

      Halbom Chester hatte den Gedanken gehabt, diese drei Kinder zu rauben, sie in den nahen Llano zu verschleppen, und die wohlhabenden Väter um ein Lösegeld zu erpressen, das sich gewaschen haben sollte.

      Die beiden Chester Brothers und ihr Mitschuldiger Macirian, deren Fotografien heute noch in den Kriminal-Instituten der Vereinigten Staaten aufbewahrt werden, hatten einen großen und unerhört schwierigen Coup durchzuführen. Niemals zuvor hatte ein Mensch im weiten Westen auch nur etwas annähernd Gefährliches unternommen. Halbom Chester, der Kopf des Banditen-Trios, hatte alles bis ins kleinste geplant. In wochenlanger Arbeit. Und obgleich er bis zu diesem Tage nicht ein einziges Mal der Ranch, seiner Arbeitsstätte, ferngeblieben war, hatte er alles genau ergründet und durchkalkuliert.

      Alle Möglichkeiten hatte er überdacht – bis auf eine.

      Und genau die sollte eintreten…

      Die Zeit, in der der ältere Chester seinen Coup geplant hatte, war nicht einmal sehr lange gewesen: sieben Wochen. In dieser Zeitspanne hatte er alles zusammengetragen, was er zu seinem Plan brauchte.

      Erst als das alles bereit war, weihte er seinen Bruder ein.

      Der schaute ziemlich dumm drein, als Halbom ihn an einem heißen Julitag fragte: »Was hältst du von Dollars, Ed?«

      »Von… Dollars?«

      »Ja, von einer Menge Dollars!«

      Ed lachte stumpf.

      »Eine ganze Menge, ist doch klar.«

      Halbom stützte sich mit dem linken Fuß auf das unterste Brett des Corralgatters und zündete sich eine Zigarette an.

      »Was würdest du dazu sagen, wenn ich einen Weg wüßte, wie man zu einer Menge Dollars kommt?«

      »Was ich dazu sagen würde?« Ed blickte den Bruder argwöhnisch an und knurrte, indem er einen halben Schritt zurückwich: »Du, wenn du etwa mit dem Gedanken spielst, mich wieder um meinen Lohn zu erleichtern, für deine verdammte Pokerei, hast du dich geirrt. Ich habe zweiunddreißig Bucks im Monat, das weißt du, drei Bucks weniger als du – und ich habe ein Paar neue Stiefel kaufen müssen. Der Mutter habe ich zehn Dollar geschickt und für den Rest wollte ich mir ein neues Halstuch kaufen. Du weißt ja, daß ich meines verloren habe.«

      »Unsinn…«

      »Nichts da! Ich habe nichts zu geben! Ich rauche schon nicht, weil ich mir die Boots kaufen mußte. Und da soll ich dir meine letzten Kröten abgeben? Nein, laß mich zufrieden! Komm, wir müssen die Gäule zur Schmiede in Tucumcari bringen. Wenn Frank sieht, daß wir hier herumtrödeln, kriegt er einen Anfall.«

      Halbom winkte ab.

      »Frank steht vorn an der Tenne und linst zu der Wäschewiese hinüber. Lolilta, die rote Hexe, hängt da Handtücher auf. Da hat er keine Zeit für andere Dinge. Und nun gib acht, es ist gut, daß wir heute wieder in die Stadt müssen, denn dann kann ich dir gleich alles an Ort und Stelle erklären…«

      Sie mußten häufig in die Stadt, da es immer wieder Dinge gab, die dort beschafft werden mußten. Und da sie zu den jüngsten Cowboys gehörten, war das ihre Aufgabe. Übrigens, richtige Cowboys waren sie noch nicht und wären sie vermutlich auch nie geworden. Es waren einfache Pferdeknechte, wie es sie überall im Westen gab. Ein echter Cowboy sah auf einen Peon noch ziemlich verächtlich hinunter.

      Die beiden Chesters stammten aus der kleinen Stadt Morton im Cochran County drüben in Texas. Sie arbeiteten beide seit einigen Jahren bei Gloster und schienen gar nicht den Ehrgeiz zu haben, jemals etwas anderes zu werden als höchstens Cowboys.

      Als Halbom dem Bruder auf dem Ritt in die Stadt seinen Plan unterbreitetet hatte, durch den er zu »einer ganzen Menge« Bucks kommen wollte, hielt Ed seinen Wallach an und starrte dem Bruder entgeistert ins Gesicht.

      »Sag mal – stimmt bei dir vielleicht plötzlich irgend etwas da oben nicht mehr?«

      Nach einer halben Stunde sagte er nichts mehr, sondern hörte nur noch schweigend seinem älteren Bruder zu, der es verstand, dem etwas beschränkten Ed das Bild der Zukunft in bunten Farben auszumalen.

      »Und außerdem«, schloß er seine Vorstellung, »was geschieht denn schon? Was haben wir denn Schlechtes vor? Wollen wir etwa einen Mord begehen? Nein, im Gegenteil, wir haben etwas Gutes vor. Wir werden eine große Ranch aufbauen, die uns gehört, auf der wir nicht dreckige, verachtete Pferdeknechte sind, sondern die Bosse, die Herren, die Besitzer! Verstehst du? Der lumpige Peon Bestman Frank Macirian wird sich dann vielleicht noch mal beide Hände an seiner ledernen Hose abwischen und den Hut ziehen, um bei uns einen Job zu bekommen…«

      Immer weiter trieb Halbom den Bruder in seine eigene Vorstellungswelt hinein.

      »Dazu brauchen wir eben Geld, das wir nicht einmal stehlen werden, sondern das wir uns nur leihen. Was ist denn schon dabei? Wir bringen niemandem Schaden damit. Eines Tages, wenn der erste größere Gewinn abfällt, schicken wir den drei Leuten ihre Dollars zurück. Na, ist das vielleicht was Schlechtes?«

      Er rieb sich das Kinn und dachte nach; das fiel ihm offensichtlich schwer.

      »Ja, wenn du es so darstellst? Vielleicht hast du recht, vielleicht ist das ein Weg, zu etwas zu kommen. Ich habe auch keine Lust, ewig für den alten, tauben Gloster den Roßmist aufzulesen und wegzufegen.«


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