Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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linken Vorbau kam der Sheriff, ein mittelgroßer, ernstgesichtiger Mann von untersetztem Körperbau mit langen Armen.

      Als Ed ihn sah, zuckte er unwillkürlich zusammen.

      »Nein«, keuchte er, »nein, Hal, das rollt nicht! So etwas geht eben doch nicht. Die Sache stinkt irgendwie…«

      Und das begründete später seine Schuld. So einfältig er war, der junge Eddi Chester, er war nicht so dumm, als daß er die Gefahr und die Unrechtmäßigkeit des ganzen Plans nicht hätte begreifen können.

      Halbom lachte den Bruder aus.

      »Du bist ein Tagträumer, Ed! Bleib es meinetwegen. Und bleib meinethalben für die nächsten vierzig Jahre Mistknecht bei dem alten Gloster und seinem hochnäsigen Sohn, der dir heute schon nachspuckt und dir später, wenn er erst mal die Ranch übernommen hat, mit der Peitsche Antworten auf deine Fragen und seine Befehle an dich mit dem Revolver geben wird.«

      Ed sann wieder nach. Und es fiel ihm diesmal nicht leichter.

      »Wenn man es richtig bedenkt, ist schon was Wahres dran, Hal. Aber müssen es unbedingt Kinder sein, wo wir doch so gar nichts von Kindern verstehen?«

      »Wovon verstehen wir denn etwas, he? Willst du vielleicht die Großmütter dieser Halunken mitschleppen? Oder ihre Frauen? Dafür geben sie nichts! Im Gegenteil, sie würden am Ende froh sein, sie losgeworden zu sein. Nein, nein! Nur für ein Kind gibt ein reicher Mann etwas aus! Glaub es mir. Ich habe lange darüber nachgedacht.«

      Und das wollte für Ed etwas bedeuten.

      Der Bruder war ein kluger Mann, der konnte denken. Oft genug hatte es der Lehrer und auch der Vater daheim und sogar schon die Leute hier auf der Ranch gesagt.

      Halbom Chester ist ein kluger Kopf, sagten sie.

      Nein, er war gerissen, verderbt bis in seine Seele hinein. Aber das wußte damals noch keiner…

      Ed machte noch einige Einwände. Beispielsweise wollte er wissen, weshalb denn gleich alle drei Kinder auf einmal entführt werden sollten, statt nacheinander, was doch weniger Ärger mit sich bringen müßte.

      Halbom antwortete ihm: »Wenn wir ein Kind entführt haben, wird es uns niemals wieder gelingen, ein zweites Kind zu entführen. Nein, es muß gleich beim erstenmal ein größerer Schlag sein. Und ehe sie sich besinnen, müssen wir das Geld haben.«

      Vielleicht sollte man denken, daß ein Peon nicht sehr weit mit solchen Plänen gekommen wäre. Well, aber Halbom Chester war eben kein gewöhnlicher Peon. Er war ein geriebener Verbrecher, der zu allen Zeiten und an jedem Ort der Welt unter allen Umständen und allen Bedingungen seinen Coup gelandet hätte. Hier im Wilden Westen unter den gegebenen Umständen mit den vorhandenen Mitteln…

      In der Nacht, nachdem Ed es erfahren hatte, schlief er nicht. Ruhelos wälzte er sich auf seinem Lager hin und her, bis ihn Halbom, der neben ihm lag, anstieß und ihm ins Ohr flüsterte: »Lieg endlich ruhig, Mensch, du machst ja das ganze Bunkhaus noch wach.«

      Drüben neben der Tür knarrte das unterste Bett.

      Da schlief Frank Macirian, der Peon Bestman.

      Macirian stammte aus Arizona und war für sein Alter ein hervorragender Arbeiter. Der Boß hatte ihn nicht umsonst zum Bestman der Peons ernannt, die allerdings mit der Cowboy Crew, die nebenan im großen Bunkhaus schlief, so gut wie nichts zu tun hatten.

      Randolph Gloster hatte siebzehn Cowboys und neun Peons.

      Macirian, der Anführer der Peons, kannte seine Leute recht gut. Und wenn er auf einen Burschen scharf war, dann auf den ältesten Chester. Der gab ihm zu glatte Antworten, führte zu ölige Reden und hatte ein zu lächelndes Gesicht, als daß er ihm hätte trauen können. Aber nie war es ihm gelungen, Halbom irgendwie an die Karre zu fahren. Viel zu sehr war Hal in allem auf der Hut.

      Und wenn man jetzt, in dieser Stunde, dem tüchtigen Bestman der Gloster Ranch gesagt hätte, daß er bei dem als Chester Coup bald darauf berüchtigten Verbrechen als dritter Mann mitwirken würde, hätte er ganz sicher laut und schallend aufgelacht.

      Nach drei Tagen kam Ed dem Bruder mit der Frage: »Aber wir brauchen doch drei Wagen.«

      »Eben.«

      »Und woher willst du die nehmen?«

      »Frank wird sie uns besorgen.«

      »Frank? Bist du verrückt?«

      »Absolut nicht.«

      Ed schluckte schwer.

      »Du willst Frank… Macirian mitmachen lassen?«

      »Wir brauchen ihn.«

      »Wozu?«

      »Weil er bei Gonzales aus und ein geht, wegen der Pferde, weil bei Gonzales der Fall am schwierigsten liegt – und weil wir ganz einfach noch einen dritten Mann brauchen.«

      »Aber du glaubst doch nicht im Ernst, daß Frank mitmacht?«

      »Ich bin sogar überzeugt davon.«

      Nein, das konnte Ed denn doch nicht glauben. Er hatte eben nicht mit der Niedertracht seines Bruders gerechnet.

      Eines Abends nahm Hal den Bruder am Arm und führte ihn über die an der Außenwand der Scheune emporführende Treppe auf die Tenne.

      »Da, siehst du die beiden da unten?«

      Ed sah mit weiten Glotzaugen auf den Mann hinunter, der unten im unüberdachten Häckselraum bei dem Mädchen Lolita stand.

      Bei Lolita Gloster. Der einzigen Tochter des Rangers!

      Sie war im Gegensatz zu ihrem Bruder freundlich und außerdem aufreizend hübsch.

      »Nein«, kam es tonlos über Eds Lippen. »Wenn das Ernest wüßte!«

      Ernest Ginger war der Vormann der Gloster Ranch und wurde von dem Rancher, der sein entfernter Verwandter war, als zur Familie gehörig betrachtet. Der einunddreißigjährige Cowboy war ein prächtiger Bursche, und er hätte auf jeder anderen Ranch den gleichen Posten haben können, aber er blieb wegen der schönen Lolita, die ihm der Rancher als Frau versprochen hatte, wenn sie erst achtzehn sein würde.

      Lolita hatte dem Vormann auch schöne Augen gemacht – bis der gutaussehende junge Macirian auf die Ranch kam. Sofort verliebte sich das haltlose, allzu schnell entflammbare Mädchen in den neuen Peon, der bald Bestmann wurde. Aber niemand wußte von dem Verhältnis der beiden – außer Halbom Chester, der die Schärfe des Bestmans mit seinem Wissen in Schach gehalten hatte.

      Jetzt richtete sich Hal auf, stemmte die Arme in die Hüften und spreizte die Beine.

      »Frank!«

      Die beiden jungen Menschen unten im Häckselraum fuhren zusammen.

      Entgeistert starrten sie in das Dunkel der Tenne.

      »Um Himmels willen!« stöhnte das Mädchen, »laß mich los, Frank! Wenn Ginger etwas erfährt, bringt er uns beide um.«

      Aber der Peon hielt Lolita Gloster fest.

      »Wer ist da oben?«

      »Ich, Hal Chester.«

      »Hal?« keuchte der Bestman bebend vor Zorn. »Verdammter Spitzel! Ich drehe dir die Luft ab! Komm runter, Mensch! Ich werde dich fertigmachen, wie…«

      »Reiß den Rand nicht so weit auf«, mahnte ihn der Texaner.

      »Frank«, flehte das Mädchen, »laß mich doch los! Der Peon da oben schreit ja so laut, daß man es drüben auf dem Hof hören muß.«

      »Komm runter, Chester!«

      »Kannst du haben.«

      Hal stieß seinen Bruder, der über der Bodenluke hockte, an.

      »Nimm deinen Revolver.«

      »Aber…«

      »Ruhe!« Hal stieg die Leiter hinunter auf den Heuboden und


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