Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.
Gloster uns allein läßt«, meinte Hal feixend.
Am liebsten hätte Frank ihn jetzt niedergeschlagen.
»Was willst du?«
»Ich sah euch zufällig…«
»Zufällig«, stieß Frank bebend vor Wut hervor und stürzte sich auf den Peon.
Aber Hal schleuderte ihn mit einem ruhigen Konterschlag zurück.
Frank prallte mit dem Rücken so hart gegen die Häckselkiste, daß er aufstöhnte vor Schmerz. Dann kam er zurück.
»Warte, ich mache Schnittstroh aus dir, du Halunke! Du hast Pech gehabt…«
»Was würde Ginger dazu sagen?« fragte Chester rasch.
Mitten im Sturmlauf hielt der Arizonamann inne und starrte Halbom an.
»Was hast du gesagt?«
»Du hast es doch gehört.«
»Well.« In Macirians Augen blitzte es gefährlich auf. »Du hast Pech gehabt, Hal. Mich machst du nicht fertig. Niemand weiß etwas davon, und wir beide werden sagen, daß du lügst. Wollen doch sehen, wem der Boß eher glaubt!«
»Der Boß? Hm, und Ginger?«
Das Mädchen hatte sich bis zur Tür zurückgeschoben.
»Frank, laß ihn in Ruhe!«
»Dieser Schuft! Ich habe immer gewußt, daß hinter dem Burschen etwas Übles steckt. Ich knalle ihn nieder! Einfach nieder! Dann ist alles…«
Er hatte den Revolver aus dem Halfter gerissen und stieß ihn auf Hal vor.
Da drang das harte, knackende Geräusch eines gespannten Revolverhahnes von der Tenne herunter.
Macirian zuckte zusammen.
Hal grinste ihn böse an.
»Na, wie steht’s, soll Lolita nicht gehen?«
Da rannte das Mädchen hinaus.
Stumm standen die beiden Männer einander gegenüber.
»Wer ist da oben?« keuchte der Bestman und starrte in die Dunkelheit, in der er natürlich niemanden erkennen konnte.
»Steck den Revolver weg«, herrschte ihn Hal gelassen an.
Es war der erste Befehl, den er Macirian gab.
Der Bestmann kam der Aufforderung nach, denn er hatte keine andere Wahl.
»Was willst du von mir?« brach es heiser von seinen Lippen.
Hal sah ihn herausfordernd an. Er hatte die Hände wieder in die Hüften gestützt und die Beine gespreizt.
»Verdammter Spieler!« belferte Macirian. »Ich weiß schon, du willst Geld. Erpressen willst du mich.«
Schweigend blickte Hal ihn an.
»Wer ist oben?« Wieder blickte der Bestman in das ungewisse Dunkel hinauf, aus dem er mit einer Schußwaffe bewacht und bedroht wurde.
Jetzt zeigte Halbom Chester seine ganze gefährliche Kälte. Er ließ den anderen zappeln.
»Was willst du von mir, Mensch? Mach endlich das Maul auf!« brüllte ihn Macirian schließlich an.
Hal ließ sich auf einer kleinen Kiste nieder und beobachtete den anderen scharf.
Da riß der Bestman einige Dollarstücke aus seiner Gürteltasche und warf sie dem anderen vor die Füße.
Achtlos versetzte Hal den Münzen einen Tritt und schleuderte sie in einen Strohhaufen.
Macirian zitterte am ganzen Leib.
»Ich bringe dich um!« preßte er durch die Zähne.
»Großmaul!«
Noch einmal stürmte Frank heran. Da federte Hal hoch, konterte ihn hart mit seiner Linken und schleuderte dem zur Seite Taumelnden einen schweren rechten Haken an den Schädel.
Frank Macirian brach in die Knie.
Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden und schüttelte den Kopf.
»Damned…, ich habe dich unterschätzt!« brach es endlich über seine Lippen.
»Scheint mir auch so.«
Der Arizonamann richtete sich auf.
»Also, sag endlich, was du willst!«
»Hat Zeit. – Ed, du kannst runterkommen!« rief Hal dann hinauf in die Tenne.
Sein Bruder kam geräuschvoll die große Leiter auf den Heuboden hinunter. Von dort blickte er auf die beiden, ohne auch die kleine Leiter in den Häckselraum hinabzusteigen.
»Komm nur, Ed«, ermunterte ihn der Bruder. »Frank beißt nicht. Sagen wir: nicht mehr!«
In ohnmächtiger Wut mußte sich der Bestmann diesen Hohn gefallen lassen.
Jetzt kam Eddie ganz hinunter zu den beiden und blieb dicht neben dem Bruder stehen. Aus großen, unsicheren Augen musterte er den Arizonamann.
»Nein, Hal, das ist doch kein Mann für uns«, meinte er schließlich.
»Halt dein Mund«, wies ihn der Bruder zurecht.
Macirian legte den Kopf auf die Seite.
»Was war das eben?«
»Wirst du schon noch erfahren.«
Macirian schüttelte den Kopf, hob seinen Hut auf, der ihm vorhin entfallen war, drehte sich nach dem Strohhaufen um, weil er seine Dollars suchen wollte.
»He!« Wie ein Geschoß eilte ihm der Ruf Halbom Chesters nach.
Langsam wandte sich der Bestman um.
»Was willst du?«
»Komm her!«
»Bist du verrückt? Mann, ich will meine Bucks da auflesen.«
»Laß sie liegen!«
»Was… soll ich?«
»Herkommen!«
Wie Peitschenhiebe drangen die Worte an Macirians Ohren.
Und noch einmal übermannte ihn der Zorn. Er war ein großer, kräftiger Bursche und wußte, daß er sich auf seine Fäuste verlassen konnte, wenn er auch eben einen Punch hatte einstecken müssen.
»Damned, ich schlage dich zusammen, Tex!« Mit diesem Schrei stürzte er sich auf Halbom Chester.
Der aber blieb eiskalt stehen, zog den Revolver und riß ihn dem Heranstürmenden im Buffaloknock über den Schädel.
Diesmal ging der Arizonamann schwer zu Boden, kauerte auf dem festgestampften Lehm und hatte alle Mühe, den harten Schlag zu überwinden.
»Was willst du?« keuchte er leise.
»Ich sagte es dir schon, du wirst es zur Zeit erfahren. Und jetzt verschwinde!«
Frank Macirian dachte nicht mehr daran, seine Bucks aufzuheben. Er torkelte hinaus. Nicht einmal die Tür vermochte er mehr zu schließen.
Nur wenig Licht drang durch das kleine, von Spinnweben verhangene Fenster in den Häckselraum.
Ed starrte den Bruder wortlos an.
Der stieß ihn derb in die Seite.
»Such die Bucks da drüben im Stroh.«
»Sie gehören doch Frank.«
»Rede nicht soviel.«
Als Ed das Geld gefunden hatte, nahm der Bruder es und schob es in die Tasche.
Eine Viertelstunde später verspielte er es am rohgezimmerten Tisch im Bunkhaus kaltlächelnd.
Frank Macirian lehnte draußen neben der Tür und starrte aus leeren Augen zum Ranchhaus hinüber.