Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.
einen Spalt breit.
Er glaubte, das Herz müsse ihm stehenbleiben, als er in dem Manne, der vor ihm stand, den schnauzbärtigen Hanc Donegan erkannte, einen der Deputies von Sheriff Tracy.
»Ja, was… ist los?«
»Haben Sie Fin O’Brian gesehen?«
»Nein. Weshalb?«
»Es wird behauptet, daß er wieder mal einen Wagen umgeworfen hat.«
Stan schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, als fiele ein Mühlstein von seinem Herzen.
»Nein, er ist nicht hier, Hanc.«
»Wissen Sie was von der Geschichte?«
»Von welcher Geschichte?«
»Na, das mit dem Karren.«
»Keine Ahnung.«
Donegan wandte sich knurrend ab und stampfte davon. »Es ist zum Wimmern, daß man immer hinter diesen Strolchen herlaufen muß, und dann auch noch durch diese Hitze«, murmelte er.
Stan krächzte hinter ihm her.
»Hanc.«
Donegan blieb stehen und trat in den Flur.
Donegan kam langsam zurück.
»Hören Sie, Stan, wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, ist was los. Ist Fin nun hier oder nicht?«
»Nein. Kommen Sie.«
Stan ging voran in die Stube, öffnete den Schrank und nahm die Ginflasche heraus, die die Mutter immer dort stehen hatte, falls Onkel Sam und Tante Milly vorbeikämen. Die beiden wohnten vier Meilen vor der Stadt und kamen hin und wieder abends vorbei.
Stan nahm zwei Gläser aus dem Schrank und schob sie auf den Tisch.
Der Deputy dachte sich nichts dabei, den Schluck zu kassieren. Als er in der Tür stand, kniff er das rechte Auge zu.
»Wenn man in jedem Haus, in dem man irgend jemanden sucht, einen Drink bekäme, wäre es der beste Job auf der ganzen Welt.«
Damit verschwand er.
Aber kaum war er weg, als Stan durch ein Geräusch hinter sich erschreckt wurde.
Er drehte sich um und sah gegen das kleine Fenster in der Hoftür die Konturen eines Hutes und eines Männerkopfes.
Dann drang an sein Ohr ein blechernes Lachen, das er genau kannte.
»Fin!« entfuhr es Stan.
»Du hast mich wohl für den Sheriff gehalten, he?«
»Donegan war eben hier.«
»Weiß ich. Glaubst du, ich hätte Maulwürfe in den Ohren?«
»Irgend jemand muß dich erkannt haben, bei dem Wagen. Er hat es Donegan gleich erzählt.«
»Wenn schon! Hanc hat schon bei Sterling nach mir gefragt. Ich war gerade dort und bin dann hierhergekommen. Vermutlich sucht der Hammel jetzt ein paar Stunden draußen in Talloncosa nach mir. Das gibt sich wieder.«
»Wie kommst du ins Haus?«
Fin lachte dünn.
»Ganz einfach, durch Manleys Hof. Die Mauer ist ja immer noch so niedrig wie damals, als wir da Marshal und Bandit gespielt haben.«
»Komm, gib mir auch einen Schluck.«
»Geht nicht. Die Flasche gehört meiner Mutter. Ich mußte Donegan nur beschwichtigen.«
Fin schob sich an ihm vorbei in die Stube, nahm die Flasche vom Tisch und setzte sie an die Lippen.
Er hatte zwei tiefe Schlucke getan, als Stan sie ihm wegriß.
Da fauchte Fin ihn gallig an: »Was willst du denn, du Mörder?«
Stan wich benommen zurück. Eisiger Schreck stand in seinem Gesicht.
»Dich sollten sie suchen!« knurrte Fin. »Nicht mich. Irgendein Schurke hat mich erkannt, als wir den Wagen kippten. Statt dessen sollten sie sich lieber nach dem Mann erkundigen, der Owen Hawkins ermordet hat.«
Owen Hawkins? Den Bankier? Er selbst war es also gewesen. Stan schluckte schwer.
Da wurde vorn wieder an die Tür geklopft.
Stan sah, wie Fin zum Revolver griff.
»Was soll das heißen?« krächzte er heiser. »Laß bloß das Schießeisen stecken!«
Fin grinste ihn an.
»Mach schon auf!«
»Nein!« Stan blieb stehen. »Du nimmst erst den Colt herunter!«
»Angst?« grinste Finlay. »Hm, kann ich verstehen. Wenn ich einen Mord auf dem Gewissen hätte, hätte ich vielleicht jetzt auch Grundwasser in den Stiefeln.«
Er schob den Colt ins Halfter zurück, und Stan ging zur Tür.
Als er geöffnet hatte, schob Sterling Buck seinen hageren Schädel herein.
»Hallo, Boys!«
Stanley hätte sie alle beide mit Faustschlägen traktieren mögen. Wie sie ihn angrinsten, wie sie sich hohnvoll an seiner Angst weideten!
Sterling quetschte durch den linken Mundwinkel!
»Ich möchte dir was zeigen, Stan.«
Der schüttelte den Kopf. »Verzichte! Ihr habt mir genug gezeigt.«
»Komm mit!« gebot Buck schnarrend.
Auch Fin meinte: »Komm mit und stell dich nicht so verrückt an.«
Sie verließen das Haus und gingen zur Mainstreet hinauf. Stan schlenderte zwischen den beiden, ohne den Blick zu heben.
Vor dem Sheriffs Office blieb Sterling Buck stehen.
»Da Junge, lies das. Da gibt es was zu verdienen!«
Als Stanlay Ripper den Kopf hob, sah er den Sheriff in der Tür des Office stehen. Und direkt vor Stan hing neben der Tür ein großes Plakat.
»Bankraub. In der Nacht zum Sonntag wurde in der Bank of Santa Fé eingebrochen. Die Täter erbeuteten dreitausendfünfhundert Dollars.«
Das war alles.
Stan schoß einen Blick auf Jim Tracys hartes, kantiges Gesicht und drehte sich dann um.
»Schönes Stück Geld«, krächzte Sterling.
»Kann man wohl sagen«, fand Fin.
Sterling zündete sich eine Zigarette an.
»Möchte ich schon haben, die Bucks. Dreitausendfünfhundert, das ist schon ein guter Stiefel, mit dem sich was anfangen läßt. Was meinst du, Fin?«
Der nickte.
»Stimmt genau, damit kann man sich allerhand Luft machen. Beispielsweise würde die hübsche Irma Walcott einen nicht mehr so schief ansehen, wenn man ihr zugrinste. Und man brauchte seinen Vater sonntags nicht um ein paar Bucks für einen Wochenenddrink zu bitten.«
»Wie wäre es denn mal mit Arbeit?« schnarrte die Stimme des Sheriffs hinter den dreien her. »Dann hätte man die Bucks für den Wochenenddrink und noch ein paar obendrein.«
Fin wandte den Kopf.
»Ah, Mister Tracy! Wie steht es? Schon eine Spur von den Tätern gefunden?«
Tracy zwinkerte den Burschen an.
»Eine Spur? Ich weiß nicht – ich halte gerade Ausschau…«
Stan spürte einen glühenden Strom zu seinem Herzen fahren. Weshalb legten sich diese Dummköpfe mit dem Sheriff an?
»Wie wäre es, Mister Tracy?« meinte Fin, »wenn Sie meinem Freund Donegan einen Gruß von mir bestellen würden?«
Tracy wußte nicht, daß der Deputy