Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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Zigarette im Mundwinkel, unfrisiert. Das Haar wuchs ihm hinten bis in den schmierigen Hemdkragen hinein, die Hände hatte er stets in den Hosentaschen und den breitrandigen grauen Stetson ins Genick zurückgeschoben. Sein Gesicht bestand zum überwiegenden Teil aus der unteren Hälfte. So stark war der Mund und vor allem die Kinnpartie ausgeprägt und nach vorn geschoben, daß die kleine Nase, die schmalen Augen und die kurze, fliehende Stirn ganz nebensächlich dagegen wirkten.

      Vielleicht war es das Unglück des Burschen, daß sein Vater im Krieg gefallen war. So hatte er in seiner Jugend nie die starke, zügelnde Hand eines Mannes gespürt. Die Mutter war eine kränkliche Frau, die von morgens sechs bis abends neun in einer Weberei arbeitete und sich infolgedessen kaum noch um den Jungen kümmern konnte.

      Geschwister hatte Stan nicht. Vielleicht hätte ihn eine ältere Schwester oder auch ein Bruder auf einen anderen Lebensweg bringen können als den, den der Bursche eingeschlagen hatte.

      Sterling Buck und Fin O’Brian formten sein Leben. Sie waren der cry-boy-Zeit zwar auch eigentlich schon entwachsen, hingen aber noch so daran wie Stan – und unterschieden sich von ihm nur durch einen schärferen Verstand und bessere Kleidung. Vor allem O’Brian war ein äußerst gerissener Bursche, und sein Vater, der Sägewerkbesitzer John O’Brian hatte seine liebe Not mit dem mißratenen Sohn.

      Sterling Buck war ein ziemlich schweigsamer junger Mann, aber er hatte es faustdick hinter den Ohren. Seine Eltern hatten eine Metzgerei in der Mainstreet der großen Stadt Santa Fé und fanden vor lauter Arbeit nur wenig Zeit, sich um den Sohn zu kümmern.

      Die drei waren von der Schulbank her befreundet, hatten bisher alle Streiche gemeinsam durchgeführt und verharrten jetzt mit neunzehn, beziehungsweise zwanzig Jahren eigentlich noch dort, wo sonst junge Burschen allenfalls mit fünfzehn, sechzehn standen.

      Obwohl man das, was die drei späten cry-boys in letzter Zeit angestellt hatten, schon nicht mehr als Streiche betrachten konnte, hatten sie bis zu jenem Augusttage noch kein Verbrechen begangen.

      Eines Abends lungerten die drei vor der Marcus Bar herum und blickten dösend auf die Straße, die im schwindenden Licht des Tages lag und eigentlich mit ihrem Leben und Treiben ein großartiges Schauspiel bot. Aber für romantische Bilder hatten die drei Burschen keinen Blick.

      Stan schnipste seine kaum halbgerauchte Zigarette in hohem Bogen vor die Füße einer Frau auf die Straße und knurrt verdrossen: »Wer hat noch ein paar Bucks für eine Flasche?«

      Die beiden anderen zogen nur die Schultern hoch.

      Stan lachte ärgerlich.

      »Ihr seid mir vielleicht Figuren. Wenn ich einen Vater hätte, der eine Sägemühle oder eine Schlachterei besäße, dann hätte ich immer Geld für einen Drink im Gurt.«

      O’Brian lachte blechern.

      »Du hast eben gar keinen Vater, Stan. Das ist dein Pech.« Er stieß den flachen blonden Sterling Buck an. »Was meinst du, Ster?«

      Der nickte nur. Dann schob er davon.

      Als er nach zehn Minuten zurückkam, ging er an den beiden anderen vorbei in die Schenke.

      Stan und Fin folgten ihm.

      Buck lehnte schon an einer Ecke der Theke und hatte die Flasche bereits vor sich stehen. Als die beiden anderen nachkamen, sahen sie, daß er auch schon drei Gläser bestellt hatte.

      Die drei cry-boys tranken die Flasche in einer knappen Viertelstunde leer – womit sie bewiesen, daß sie absolut noch keine Männer waren.

      Sie verließen auf nicht mehr ganz sicheren Beinen die Schenke und waren kaum draußen, als sie feststellen mußten, daß sie regelrecht betrunken waren. Die frische Luft machte es ihnen deutlich.

      Stan richtete sich auf. »Damned, ich will skalpiert werden, wenn ich mich jetzt schon ins Bett lege!«

      »Wer verlangt… verlangt das von dir?« krächzte Fin.

      Stan grinste. »Was habt ihr noch vor?« Fin zündete sich mit zittrigen Händen eine Zigarette an.

      »Ich glaube, Sterling wollte Peggy Ray noch einen Besuch abstatten. Wir werden ihn dabei… dabei begleiten.«

      Aber Buck hatte gar nicht die Absicht, der kleinen Peggy Ray, die ihn schon dreimal hatte abblitzen lassen, einen Besuch abzustatten.

      »Wir machen etwas anderes«, brummte er, dem der Whisky nicht ganz so stark zugesetzt zu haben schien wie den beiden anderen. »Fin weiß es.«

      Fin wußte nichts; aber das glaubte er unter keinen Umständen zugeben zu können: »Klar, kommt mit!« blabberte er.

      Sie schlenderten los, quer über die Mainstreet, durch die breite Ponderoa Avenue hinüber zu den Mietställen des dicken Harry Garkin.

      Eine Viertelstunde später hatten sie sieben Pferde aus dem Corral getrieben und standen hinter einer Scheunenmauer.

      »Und jetzt?« fragte Stan.

      »Was jetzt?« krächzte Fin. »Jetzt geht es weiter.«

      Sie hingen zwei Gartentore aus und kippten einen Highländer um, der mit Feldwerkzeugen beladen war, und warfen Sand in offenstehende Fenster. Und wieder standen sie schweratmend von der Anstrengung hinter einer Mauer und starrten in eine halbdunkle Gasse.

      Was war geschehen? Sie merkten plötzlich alle drei, daß irgend etwas geschehen war.

      Es war wie immer gewesen – und doch war ihnen allen dreien auf einmal klargeworden, wie sinnlos es doch war, was sie da anstellten!

      Und daß es ihnen gar keinen Spaß mehr machte.

      Ein wichtiger Wendepunkt in ihrem Leben. Jetzt gab es nur zwei Wege, den zur Vernunft und jenen anderen Weg, der ernsthaft abwärts führte.

      Stan hatte sich aus seinen letzten Tabakkrümeln eine Zigarette gedreht.

      »Gehen wir?« fragte er halblaut.

      Fin O’Brian spürte, daß die Frage an ihn gerichtet war und er spürte auch, daß es eine entscheidende Frage war.

      Nein, sie würden jetzt nicht nach Hause gehen. Sie würden noch etwas anstellen.

      Aber was?

      Ob Sterling nichts wußte? Der hatte doch sonst immer Ideen.

      O’Brian stieß ihn an.

      Buck blickte die Gasse hinunter, die beiden anderen konnten sein hartes, kantiges Gesicht deutlich von der Seite sehen. Buck war im Gegensatz zu Ripper groß, schlank und hager, besser gekleidet und hatte mit den beiden anderen nur die scheußliche Figur und den schleichenden Tigergang gemeinsam.

      Fin wischte sich durch sein ovales sommersprossiges Gesicht und strich sich zum hundersten Male an diesem Abend eine hartnäckige braune Haarsträhne aus der Stirn. Er war nicht ganz so groß wie Buck, dafür aber hatte er mächtige, weitausladende Schultern.

      Sterling Bucks Profil sah er jetzt scharf als schwarze Kontur gegen den hellen Nachthimmel.

      Plötzlich ging ein Ruck durch Bucks Körper. Er zog sich den Hut tief in die Stirn und stieß sich von der Wand ab. Mit hartem Schritt ging er mitten durch die Gasse weiter.

      Fin und Stan folgten ihm.

      Sie kamen in die enge Tesuquestreet, eine Prallelstraße zur Mainstreet.

      Fins Herz stockte plötzlich, als er bemerkte, daß Sterling den Schritt hinter dem Hof der Bank of Santa Fé verhielt.

      Stan kam näher.

      »Was habt ihr vor?«

      »Halt’s Maul!« herrschte ihn Sterling an, dem selbst das Herz plötzlich bis in den Hals schlug. Er sah sich sichernd nach allen Seiten um.

      Dann schwang er sich zu der Fenz hinauf, erreichte ihren Rand zwar mit den Händen, vermochte sich aber wegen der starken Wölbungen nicht hinaufzuziehen.

      Fin und Stanley sprangen hinzu und stützten ihn. So konnte er sich höher ziehen


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