Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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Hier auf der Ranch war alles still geblieben. Das bedeutete, daß Roger Elliot mit den drei Männern höchstwahrscheinlich auf die Ranch seines Vaters geritten war.

      Der Marshal erzählte dem Freund, was er inzwischen erlebt hatte.

      »Wenn Skinner tatsächlich weggeritten ist, hat sich Ihr Weg in die Stadt doppelt gelohnt«, meinte der Spieler. »Und ich wette, daß Sie jetzt am liebsten auf die Elliot Ranch ritten.«

      Der Missourier lachte leise.

      »Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Doc. Das hieße aber, daß Sie hier wieder eine Weile Wache schieben müßten.«

      »Darüber bin ich mir klar. Reiten Sie los.«

      »Sofort. Ich will nur die Pferde tauschen. Der Rappe hat die Strecke so rasch hinter sich gebracht, daß ich ihn jetzt nicht wieder jagen will. Ich nehme den Falben.«

      Und diesmal ging’s noch schneller.

      Wyatt kannte ja den Weg, oder besser gesagt: die Richtung.

      Er ließ das Pferd hundertfünfzig Yard von der Ranch entfernt in einem Gebüsch stehen, schlich auf den Corral zu und sah nur ein einziges Pferd da grasen.

      Der Pferdefreund lockte das Tier an sich und stellte sofort fest, daß es noch heiß und schweißig war. Es stand also erst ganz kurze Zeit hier und hatte einen scharfen Ritt hinter sich.

      Roger Elliots Fuchs.

      Wyatt Earp verließ den Corral und stahl sich auf den Hof.

      Es war unverantwortlich, daß James Elliot, der noch Leute genug hatte, keine Nachtwache aufstellte. Für den Marshal war das jetzt natürlich ein günstiger Umstand.

      Unbehelligt kam er auf den Hof.

      Vielleicht hatten sie hier einen so gefährlichen Hund, daß sie es gar nicht nötig hatten, eine Wache aufzustellen?

      Aber auch dies erwies sich als ein Irrtum. Die große Elliot Ranch lag völlig unbewacht da.

      Aus den nicht ganz geschlossenen Fenstern des Mannschaftshauses drangen laute Schnarchtöne und verrieten, daß von dorther keine Gefahr zu befürchten war.

      Der Missourier hielt im tiefen Dunkel der Scheunenfront auf das große Wohnhaus zu.

      Wyatt schlich an die Breitseite im Osten, huschte tief an den Boden geduckt weiter, bis er die Rückfront des Gebäudes erreichte.

      Da sah er einen Lichtschein aus einem der unteren Fenster fallen. Und dann hörte er die Stimmen zweier Menschen, eine männliche und eine weibliche Stimme.

      Behutsam blickte er näher, bis er die Worte verstehen konnte.

      »Und du schämst dich gar nicht!« rief die Frauenstimme empört. »Die ganze Zeit über stromerst du wie ein Tramp auf der Prärie herum. Vater hat neulich, als der Brand über das Gras fegte, zu mir gesagt: Ich würde mich nicht wundern, wenn es Roger gewesen ist. Der Junge ist völlig verwirrt! Ja, das sagte dein Vater. Und jetzt tauchst du plötzlich hier auf, weil dein Geld ausgegangen ist. Weil du wieder weg willst.«

      »Ich muß weg, Mutter«, hörte der Missourier die schnarrende Stimme eines Mannes. »Ich habe gar keine Wahl. Drüben bei Barring ist eine Bande, die es auf mich abgesehen hat. Wahrscheinlich hat Barring diese Halunken angeworben, wegen Vater.«

      »Erzähle keine Geschichten!« sagte die Frau brüsk. »Wenn dein Vater auch all diesen Unsinn glaubt, ich glaube es nicht. Und du als junger aufgeschlossener Mensch sollest es erst recht nicht glauben. Überlege doch selbst einmal, welchen Grund sollte Barring haben, so gegen uns vorzugehen…«

      »Er hat die Prärie angezündet, Mutter!« log Roger. »Er ist ein Verbrecher. Ich weiß es. Er hat das Unglück oben in Dillon verschuldet. Lange genug kenne ich ihn jetzt schließli…«

      »Schweig!« herrschte ihn die Frau mit bebender Stimme an.

      »Ma!«

      »Ich habe gesagt: schweig! Sprich mir nie wieder von dem Unglück oben in Dillon, sonst will ich dich hier nicht mehr sehen. Jonny, Willie und Martin…«

      Bei dem letzten Namen bebte ihre Stimme so stark, daß sie ein Schluchzen nur mit äußerster Überwindung vermeiden konnte. »Sie sind alle tot. Und sieh dir Ted an, deinen Bruder Ted! Weil du die Hacatts niederzwingen wolltest, sind deine anderen Brüder tot und er für den Rest seines Lebens ein Krüppel. Ein Mann, der kein Mann mehr ist! Der nicht mehr alleine gehen kann, sondern zwei Stöcke braucht. Querschnittgelähmt, sagt Doc Williams. Weißt du, was das bedeutet für einen so jungen Menschen? Das kannst du nicht ermessen, Roger.

      Du treibst dich herum, anstatt dem Vater zu helfen, anstatt ihm die schwere Last hier etwas abzunehmen. Du willst deinen Haß gegen einen Mann befriedigen, der dir nichts getan hat. Immer hast du irgend jemanden gehaßt. Damals war es Jerry McIntosh. Als ihn Imre Callinger erschoß, fing das mit Zarab Hamelinnen an, der dich angeblich in der Stadt beleidigt hatte. Hamelinnen zog weiter nach Westen, und da begannen dich die Hacatts zu ärgern. Heute ist es der alte Barring. Und wenn es den nicht mehr gibt, wird es todsicher jemand anders sein. So aber geht das nicht, Roger! Es ist nicht gut, was du tust. Ich halte dich nicht für schlecht – aber du bist auf keinem guten Weg. Du mußt zu dir selbst finden. Du mußt andere Menschen ihr Leben leben lassen, das hier in diesem Land ohnehin schwer genug ist.«

      »Aber, Mutter! Barring will Vater vernichten!«

      »Das wird sich herausstellen.«

      »Herausstellen? Wenn die Ranch abgebrannt ist, ist jedes Herausstellen zu spät! Er muß überrollt werden!«

      »Überrollt?« empörte sich die Frau. »Was sind das für Ausdrücke! Überhaupt, was ist aus dir geworden! Du siehst bleich und käsig aus, abgemagert und finster. Stiehlst dich in der Nacht wie ein Dieb in das Haus deines Vaters, um Geld zu holen. Wo wolltest du hier Geld holen, Roger? Ich frage dich. Dies ist das Arbeitszimmer deines Vaters. Wenn du hier Geld suchtest, dann wolltest du es also stehlen!«

      »Mutter!«

      »Sei still. Ich habe das Geräusch gehört, weil ich jedes Geräusch in der Nacht höre, weil ich nicht schlafen kann, seit sie nicht mehr da sind, die Kinder…«

      Ein leises Schluchzen erstickte ihre Stimme.

      Dann fiel eine Tür ins Schloß.

      »Verdammter Kram! Weibergeheule!« hörte der Marshal die Stimme des jungen Mannes.

      Dann richtete sich Earp auf und blickte in das Zimmer hinein.

      Sich hier auf die hohe Brüstung hinaufziehen, wäre nicht ohne verräterische Geräusche abgegangen. Aber das Fenster war so weit hochgeschoben, daß er den Raum sehr gut überblicken konnte.

      Ruhig zog er seinen großen Revolver und legte ihn auf die untere Kante des Fensterrahmens.

      »Roger Elliot!« Er hatte es nicht laut gesagt.

      Der Bursche fuhr entgeistert herum und sah den Mann drüben am Fenster, den Mann und den Revolver!

      Es verging fast eine halbe Minute, ehe der Bursche heiser vor Erregung hervorstieß: »Was… wollen Sie?«

      »Komm her, Junge.«

      »Nein!«

      Der große Hahn des schweren Revolvers knackte laut.

      »Sie werden es nicht wagen, mich hier auf der Ranch zu ermorden!« keuchte Roger bebend vor Angst.

      »Komm her«, sagte der Marshal ruhig.

      Langsam kam der Rancherssohn näher.

      »Komm heraus«, mahnte Earp.

      »Weshalb?«

      »Das erfährst du noch. Los, steig durch das Fenster!«

      Roger Elliot sah im Augenblick keine andere Möglichkeit, als den Worten des unheimlichen Fremden Folge zu leisten.

      Als er draußen neben ihm stand, blickte er zu ihm auf,.

      »Was…


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