Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.
der eben von dem Missourier auf die Straße geschoben wurde, nicht einmal sah.
»Ah, deine Freunde«, raunte Wyatt dem Tramp zu. »Well, sie werden sich eine Weile in dem Zimmer der Dame unterhalten, bis ich zurückkomme.«
Wyatt bugsierte Skinner in eine stille Nebengasse und schob ihn dann zwei Schritte von sich ab.
Der Revolverhahn knackte hart. Das Geräusch drang Skinner bis ins Mark.
»Hör genau zu, Ric. Ich bin ein eigenartiger Bursche und habe mir das Mädchen in den Kopf gesetzt. Ja, die kleine Ann! Daran wirst du und auch sonst niemand etwas ändern. Du wirst jetzt sterben, weil du dich allzu aufdringlich gezeigt hast. Meine Freunde haben dich hier in der Stadt beobachtet, bei Elliot in dem Zimmer oben und unten an der Theke. Du stehst auf unserer Liste obenan. Tramps wie dich können wir nicht in unserem Revier brauchen. Das mußt du einsehen.«
»Aber Sie können mich doch nicht so einfach über den Haufen schießen!«
»Nicht?« tat Wyatt verwundert. »Weshalb denn nicht? Du wirst doch nicht mehr gebraucht und störst unsere Pläne.«
»Nein… n – nein!« Ich… ich reite sofort. War ja schon auf dem Weg nach Norden. Nur zufällig traf ich Roger Elliot hier.«
»Keine Story, Brother«, fuhr Wyatt ihn an. »Zufällig holt er jetzt für dich ein paar schmutzige Boys zusammen. Nichts da, du fährst ab. Nimm’s nicht so wichtig, es weint dir keiner eine Träne nach. Und wie gesagt: für den Sarg sorgen wir.«
Skinner schwitzte in Todesangst.
»Hör zu, Nel…, hören Sie zu, Mister. Ich… habe ein Geschäft für Sie.«
»Ach?«
»Ja, ich weiß jetzt, daß Sie auf dem gleichen Trail reiten wie ich und…«
»Nicht ganz, Skinner, nicht ganz.«
»Dennoch werde ich Ihnen einen Tip geben. Großartig! Nur siebzig Meilen von hier vorm Reynolds Paß…«
»Sprichst du etwa von der Hitchins Ranch?« fragte Wyatt ahnungsvoll.
»Ja, kennst du sie?«
»Und ob. Da laß die Finger weg, die haben jetzt eine neue Mannschaft und einen Vormann, der jahrelang Sheriff von Topeka war.«
Das war ein harter Bluff, aber er wirkte. Der Tramp kniff verstört die Augen zusammen.
»Dann hätte ich noch was für dich, Nelson. Ich kann schon mal voranreiten, nach Anaconda. Eine große Sache.«
»Bestimmt?« tat der Marshal interessiert.
»Ja, ich warte auf dich in Anaconda im Whiteman-Hotel…«
»Kenn ich, an der Station. Und was hast du da ausgekundschaftet?«
»Ich nicht selbst, aber ein Freund von mir. Er hat es mir in Tulsa erzählt. Die Horse Ranch…«
Wyatt kannte die große Horse Ranch, die der Bandit ihm schilderte. Der Marshal beschloß, noch in dieser Nacht eine Warnung an den Sheriff von Anaconda aufzugeben.
»All right, Skinner, das ist eine großartige Sache, die machen wir beide zusammen. Das hier bei Barring habe ich meinen Freunden schon versprochen. Hier gibt’s sowieso nicht viel zu holen.«
»Nein, aber besser als nichts ist es schon. Ich suche immer noch einen großen Fang, der mich für den Rest meines Lebens sättigt.«
»In Anaconda wirst du gesättigt werden. Wir schmeißen das ja zusammen. Hier kann ich dich jetzt nicht brauchen. Reite schon voran und warte bei Whiteman auf mich. In fünf Tagen bin ich auch da.«
Der texanische Tramp Richard Skinner hatte sich tatsächlich bluffen lassen. Und dazu kam der Respekt, den er vor dem harten Cowboy hatte. Er stieg auf seinen Gaul und ritt nach Norden zu aus der Stadt.
Wyatt beobachtete ihn eine Weile vom Stadtrand aus, und als er sich davon überzeugt hatte, daß der Bandit tatsächlich weiterritt, wandte er sich zurück, um Hillers Bar wieder aufzusuchen.
*
Roger Elliot war mit drei Männern in die Schenke gekommen, stürmte die Treppe hinauf und fand Dalidas Zimmer zu seiner Verwunderung leer. Als er wieder hinunter an die Theke kam und die Frau nach Skinner fragte, zog sie die Schultern hoch.
»Ich weiß nicht, wo er hingegangen ist. Er ist doch eben erst hier vorbeigekommen. Ja, er hatte einen Fremden bei sich. Einen großen Mann.«
»Wie sah der aus?« forschte Elliot, wobei eine dunkle Ahnung in ihm aufstieg.
»Groß, wie ich schon sagte, schwarzes Haar, dunkles Gesicht. Blaue Augen hatte er, das weiß ich sogar genau…«
»Blödsinn!« fuhr sie der Cowboy ungeduldig an.
»Du sollst mir nichts von seinen Augen erzählen, ich will wissen, wie er aussah!«
»Das gehört doch dazu.«
»Hast du seine Waffen gesehen?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»So etwas interessiert mich gar nicht. Jedenfalls war es ein sehr gut aussehender Mann mit ernstem Gesicht…«
»Ich habe seine Revolver zufällig gesehen«, meinte ein älterer Westläufer, der vorn an der Theke lehnte. »Weil mich so etwas interessiert. Er hatte links einen verdammt langläufigen Colt im Halfter stecken, der…«
Mehr brauchte der junge Elliot gar nicht zu wissen. Seine Befürchtung hatte sich bestätigt. Es muß der Mann gewesen sein, von dem Ric Skinner gesprochen hatte!
Rasch zog der Cowboy seine drei Genossen hinaus auf die Straße.
»Vorwärts, wir müssen weg hier. Hier ist es nicht geheuer.«
Die drei sahen ihn verdrossen an.
»He«, meinte Uli Gagbay, »erst versprichst du uns Bucks und schleppst uns in die Kneipe, ohne daß wir einen Tropfen bekommen, jetzt schleppst du uns wieder raus? Nein, das wird nichts, Elliot. Das Ding ist irgendwie faul.«
»Auf jeden Fall«, stimmte der Holzarbeiter Finkbaner zu. »Er hat ja vor dem Kerl, den Dalida beschrieben hat, unheimliche Manschetten. Wir sollten wohl die Kastanien für dich aus dem Feuer holen, was? Nichts da. Laß uns zufrieden!«
Der dritte blieb noch einen Augenblick stehen, folgte dann aber den beiden anderen. Sie stiegen auf ihre Gäule und trollten sich.
Roger blickte wütend hinter ihnen her, nahm dann aber seinen Fuchs und ritt nach Süden zu aus der Stadt.
Als Wyatt Earp in die Bar zurückkam, winkte ihm Dalida schon zu.
Er trat an die Theke.
Sie musterte ihn eingehend und stellte zu ihrer Befriedigung fest, daß er tatsächlich blaue Augen hatte. Und was für Augen!
»Mister, Roger Elliot hat Sie gesucht. Vor einer Viertelstunde.«
»Ich weiß. Er hatte wahrscheinlich drei Männer bei sich«, gab Wyatt zurück.
»Ja.«
»Und ist er oben?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, sie sind wieder gegangen.«
»Weggeritten«, meinte der alte Westläufer und beobachtete, wie vorhin schon, den großen Revolver an der linken Seite des Fremden.
Sie waren also weggeritten. Da galt es, keine Zeit zu verlieren.
Wenn sie zur Barring Ranch ritten, hatte Doc Holliday vier Leute gegen sich!
In scharfem Galopp preschte der Marshal auf den Silver Creek zu, passierte den Kiefernwald und schoß die Anhöhe hinauf.
Die Ranch lag in tiefster Stille vor ihm. Er ritt auf den Corral zu.
Plötzlich tauchte eine Gestalt vor ihm auf, wie aus dem Boden gewachsen.
Man