Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 10 – Western - William Mark D.


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im Korridor und dann flog die große Tür auf.

      Fin hastete zur Tapetentür und war im Nebenraum verschwunden.

      Auch Stan hätte flüchten können. Aber er wußte Sterling Buck drüben im Schalterraum.

      So duckte er sich und hechtete dem Mann an der Tür entgegen.

      Der große Hund sprang ihm in die Flanke.

      Stan versetzte dem Tier einen Fußtritt.

      Wild kläffend wirbelte der Hund zurück, um erneut anzustürmen.

      Aber plötzlich erstarb sein heiseres Gebell in einem Gewimmer, das rasch erstarb.

      Stan achtete nicht darauf.

      Er sah den Mann vor sich, zog den Colt und ließ ihn blitzschnell auf den Schädel des anderen niedersausen. Einmal, zweimal, dreimal.

      Schwer schlug der Getroffene auf den Boden auf.

      Da sah Stan eine Gestalt unweit von sich hochschnellen.

      Sterling Buck! Er hatte den Hund zum Schweigen gebracht. Schon war auch er durch die Tapetentür verschwunden.

      Im Bankhaus herrschte wieder Totenstille.

      Wie betäubt stand der junge Stanlay Ripper vor dem Mann, der reglos zu seinen Füßen lag.

      Rechts lag der dunkle Körper des Hundes auf den hellen Dielen.

      Stan hatte den Revolver noch in seiner Faust, als er sich dem Hund näherte.

      »Stan!« Der gezischte Laut ließ ihn zusammenzucken. Es war Sterling Buck, er kam von der Tapetentür her.

      »Laß den Köter, ich habe ihn ausgelöscht.«

      Stan wischte sich über sein Gesicht und schob den Colt ins Halfter zurück, er war schweißnaß.

      Buck bückte sich über den Niedergeschlagenen. Als er sich aufrichtete, hörte Stanlay Ripper ihn drei Worte sagen, die ihn wie Keulenschläge trafen: »Er ist tot!«

      Tot? Nein! Das konnte doch nicht sein! Er hatte ihn doch nicht töten wollen.

      Sterling Buck wandte sich ab und ging wieder auf die Tapetentür zu.

      Stan hörte die leisen Geräusche, die die beiden im Nebenraum am Fenster verursachten.

      Er blieb minutenlang neben dem Körper des Mannes stehen.

      Dann ging auch er. Fin und Sterling waren nirgends zu sehen.

      Er verließ den Hof über die Fenz, wie sie es wohl auch getan hatten. Man kam leichter hinaus als hinein.

      Dann rannte er plötzlich los und wollte nach Hause.

      Aber nein, er konnte jetzt nicht heimgehen. Auf keinen Fall!

      Was aber sollte er tun?

      Da stieß er an einer Straßenecke mit einem Mann zusammen.

      Es war Sterling Buck. »Komm mit«, sagte der zu ihm.

      Sie gingen in die Mainstreet. Buck hielt auf die Marcus Bar zu.

      »Du mußt dich jetzt betrunken stellen!«

      Buck packte Stan am Ärmel und zog ihn in die Schenke.

      Niemand achtete auf die beiden. Es herrschte immer noch viel Betrieb in dem großen Saloon. Jonny Marcus, der Keeper, blickte kaum auf, als Sterling Buck mit schwerer Zunge sagte: »Wir haben drei Minuten Luft geschnappt und wollen jetzt einen besseren Whisky trinken.«

      Der Schankwirt zog die Schultern hoch.

      »Wenn ihr noch Geld habt!«

      Sterling griff in seine Gurttasche und zog ein goldenes Zwanzigdollarstück hervor.

      »Fehlt der Ihnen nicht noch in Ihrer Sammlung, Jonny?«

      Der Salooner bückte sich, nahm eine Flasche unter der Theke hervor, wischte sie mit einem schmierigen Lappen ab, fischte zwei Gläser aus der kleinen Wanne und stellte alles vor Buck und Ripper hin.

      Sterling öffnete die Flasche und schenkte ein. Stan beobachtete ihn und beneidete ihn um seine ruhige Hand.

      Aber um keinen Preis wollte er an den Mann in der Bank erinnert werden.

      Er vermochte es nicht zu begreifen, nicht zu fassen:

      Er hatte einen Menschen getötet!

      Er war ein…, ja, es gab keinen Zweifel: Er war ein Mörder!

      Und Sterling Buck wußte es. Er und Finlay O’Brian.

      Wo war Fin überhaupt?

      Weshalb hatte er nicht auf ihn gewartet?

      Da tippte jemand Stan auf die Schulter.

      Der Bursche zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Er hatte nicht den Mut, sich umzudrehen, als ihm O’Brians näselnde Stimme ans Ohr drang: »Na, Boy, wie ist der Whisky?«

      Stan hätte Fin am liebsten geohrfeigt.

      Nach dem zweiten Glas ging Stan hinaus. Tief zog er die frische Nachtluft ein. Es rauschte in seinem Schädel.

      Langsam schlenderte er nach Hause.

      Es war die scheußlichste Nacht seines Lebens. Nicht eine Minute vermochte er die Augen zu schließen.

      Als der Tag zu grauen begann, stand er auf, wusch sich und kleidete sich an.

      Ich werde wegreiten!

      Nach langem Überlegen war er zu dieser Erkenntnis gekommen. Ich muß weg von hier! Sie würden mich hängen.

      So lautlos wie möglich verließ er das Haus und trat in den Hof.

      Als er mit seinem Pony auf die Straße kam, sah er in die Augen Sterling Bucks, der zusammen mit Finlay O’Brian auf dem gegenüberliegenden Vorbau hockte.

      Buck stand auf und kam schwankend über die schmale Seitenstraße. In seinen Augen glomm es böse.

      »Wo willst du hin, du Idiot!« krächzte er. »Habe ich es mir doch gedacht!«

      Er war betrunken, aber nicht betrunken genug, um nicht noch zu wissen, was er tat und was er sprach.

      »Ich muß weg«, keuchte Stan.

      »Wohin? Und vor allem: Wie weit? Mister Tracy ist ein mißtrauischer Mann und hat mit seinen fünf Deputies eine Reihe schneller Pferde.«

      Buck legte den Kopf auf die Seite und krächzte: »Fin!«

      Der schaukelte heran.

      »Was sagst du zu Stan?« fragte Buck ihn, ohne Stan aus den Augen zu lassen.

      »Er ist ein Idiot!«

      Auch Finlay O’Brian war betrunken. Doch auch er wußte noch, was er tat und sprach.

      »Bring das Pony zurück, du bleibst hier.«

      »Und wenn ich nicht will?« knurrte Ripper trotzig.

      Da nahm Fin seinen Revolver aus dem Halfter. Er kniff das linke Auge ein: »Wir wollen, Stan.«

      »Aus dem Weg!« knurrte ihn Stan an.

      Da räusperte sich Sterling leise.

      »Du siehst das nicht ganz richtig, Stan. Es geht nicht nur um dich. Well, du bist ein…, na, du weißt schon, was wir meinen. Es geht aber auch um uns. Wenn du weg bist, sind wir nie sicher, ob du nicht eines Tages irgend jemandem erzählst, daß wir dabei gewesen wären. Und da das nicht stimmt, bleibst du hier.«

      »Klar«, setzte O’Brian hinzu. »Schließlich bist du es…, du es, der ihn umgebracht hat.«

      Stan sprang vom Pferd herunter und schlug wild auf O’Brian ein.

      Der angetrunkene Bursche knickte nach dem zweiten Treffer ins rechte Knie, schüttelte den Kopf, richtete sich wieder auf und schwankte auf eine Pferdetränke zu, in die er seinen Kopf tauchte.


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