Verboten in der Öffentlichkeit | Erotische Bekenntnisse. Simona Wiles

Verboten in der Öffentlichkeit | Erotische Bekenntnisse - Simona Wiles


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Wasser zu halten. Wenn er wieder mal arbeitslos war und sich maßlos besoff, kellnerte sie in der jeweiligen Stadt, wo sie ihre Zelte aufgeschlagen hatten, doch auch ihr Einkommen reichte hinten und vorne nicht. Sadie war froh, dass sie keine Kinder hatten. Dadurch waren sie flexibel, reisten mit ihrem Wohnwagen durch das Land, um für Jim neue Arbeitsstellen zu finden – oh ja, wenn er wollte, konnte er anpacken – und um vor dem Gerede der Leute zu flüchten, das es auf Dauer unmöglich machen würde, am gleichen Ort eine andere Arbeit zu bekommen. Nur nicht auffallen war die Devise. Nur nicht zu lange irgendwo bleiben. Dadurch waren sie Getriebene, dabei sehnte Sadie sich allmählich danach, sesshaft zu werden, freundschaftliche Kontakt zu schließen, aber mit Jim war das unmöglich, trotz seiner großen Reden, die er lallend von sich gab, von wegen »Familie gründen«, und »sich an einem schönen Fleckchen niederlassen«. Aber so nicht. Nicht mit ihr. Sie schämte sich manchmal für ihn, dachte darüber nach, ihn zu verlassen, und schaffte es dennoch nicht.

      Sie hatte auch schon daran gedacht, eine Prostituierte auf Wanderschaft zu werden, aber Jim war ausgerastet bei diesem Vorschlag. Er wollte sie nicht mit einem anderen Mann oder gar mehreren Männern teilen. Dabei waren sie nicht einmal verheiratet, aber weil Sadie keinen Stress mit ihm wollte, verwarf sie den Gedanken wieder und beschränkte sich auf das Kellnern, das sie nach jahrelanger Übung gut konnte. Und wenn Jim sie ficken wollte, ließ sie es über sich ergehen in dem Wissen, dass sie für die nächsten zwei Tage Ruhe vor ihm haben würde. Der Suff machte ihn zwar unberechenbar, aber eben auch weniger standfähig, Hitze hin oder her.

      ***

      Sie tauchte in die Kühle des Waldes ein. Nach den vor Hitze flirrenden Feldern genoss sie den Schatten der Bäume. Die Gegend war neu für sie und Jim, am Vorabend, schon ziemlich spät, hatten sie den Campingplatz erreicht. Sie hatten Glück gehabt, dass noch ein Platz frei war, normalerweise wurde es gerade in den Sommermonaten schwierig, noch etwas zu finden. Doch es war notwendig gewesen zu verschwinden; in der Kleinstadt einige Meilen nordwärts war Jim des Diebstahls bezichtigt worden. Also hatten sie ihre Sachen gepackt und sich empfohlen, bevor die Bullen auftauchen konnten. Sadie wusste nicht, ob Jim tatsächlich etwas gestohlen hatte, sie traute sich nicht ihn zu fragen, weil sie seine Reaktion bereits kannte. Ein blaues Auge, so wie letztes Mal, wäre noch harmlos dagegen.

      Sie erkundete die Umgebung, sobald sie irgendwo neu waren. Das war einerseits ihr ›Job‹ und es gab ihr Sicherheit, wenn sie sich auskannte. Andererseits war sie neugierig auf das Neue, auf die Menschen, und immer versuchte sie sich vorzustellen, wie es wäre, für immer hier zu leben. Der Wald jedenfalls gefiel ihr. Laub- und Nadelgehölz wechselten sich ab, dichte Büsche zogen sich am Wegrand entlang, dann wieder gab es kleine Lichtungen, auf denen ein dichter Laubteppich lag, der die Sonnensprenkel malerisch aufnahm. Der Waldweg selbst war ebenfalls mit Laub und Nadeln bedeckt, die ihre nackten Füße piksten. Er war weich mit niedrigen Furchen, eigentlich gar keinen, was ihr verriet, dass die Bauern von den Feldern hier sehr selten mit ihren schweren Fuhrwerken durchkamen. Sadie erwartete außerdem keine Spaziergänger, denn die Leute aus dem nahe gelegenen Dorf sahen nicht so aus, als ob sie ihre Hofhunde hier ausführen würden. Sadie kicherte bei dem Gedanken an den jungen Bauern von vorhin, der sie mit offenem Mund angestarrt hatte, als sie an ihm vorbeilief. Er hatte eine Schaufel in der Hand gehabt, die er ganz selbstvergessen neben sich aufgestützt hatte. Seine Beule in seiner Hose war unübersehbar gewesen, weshalb Sadie ihm sogar ein Lächeln schenkte. Selbst wenn er einen Hofhund gehabt hätte, was sich da in seiner Hose abzeichnete, war sicher genauso scharf.

      Noch während sie schmunzelnd über den jungen, schwitzenden Mann in Arbeitskleidung und mit stählernen Muskeln nachdachte, blickte sie überrascht auf, als ihr ein junger Tramper mit riesigem Rucksack auf den Schultern entgegenkam. Er musste in ihrem Alter sein, doch seine Augen waren unergründlich, als er sie anlächelte und mit langen, gleichmäßigen Schritten an ihr vorbeiging. Sein blonder Schopf war zerzaust, er trug Shorts und ein verschwitztes T-Shirt, trotzdem schien ihm die leichte Steigung des Weges nichts auszumachen. Sadie erhaschte einen leichten Moschusduft von ihm und war wie elektrisiert, davon und von seinem kurzen Blick. Es löste ein Prickeln in ihr aus, über das sie während der nächsten Schritte nachgrübelte, bis ein Rascheln im Gebüsch neben ihr sie aufschreckte und ablenkte. Vermutlich hatte sie sich diesen Blick nur eingebildet, diese kurze Verbindung zwischen ihnen. Und bei der Rückkehr in den Wohnwagen empfing sie der bekannte Geruch von Bier und Schweiß ihres Lebensgefährten, von dem sie in letzter Zeit nicht einmal mehr wusste, wie sie beide sich eigentlich kennengelernt hatten.

      ***

      Jim empfing sie im Wohnwagen mit einem lauten Schnarchen. Er lag auf dem gemeinsamen breiten Bett, ein paar Bierflaschen bildeten auf dem Boden eine neuartige Dekoration mit den um sie verkleckerten Tropfen, die Luft war stickig. Sadie hielt sich die Nase zu, bis die leichte Brise, die durch die geöffnete Tür und ein gekipptes Fenster zog, den Dunst und den schlechten Atem ihres Lebensgefährten fortgeweht hatte. Wenn sie ihn so betrachtete, konnte sie nicht verstehen, was sie eigentlich noch bei ihm bleiben ließ. Sein Bierbauch wölbte sich über einem verschwitzten Unterhemd, die langen haarigen Beine steckten in kurzen Shorts, und sein Mund stank nach Bier, das Kinn war unrasiert. Sadie hoffte, dass er sich am nächsten Tag zusammenreißen würde, um eine Arbeit auf dem Bau oder bei den Landwirten zu finden. Sie selbst würde sich vorsichtshalber so schnell wie möglich um eine Stelle irgendwo in einem Gasthaus oder Kneipe kümmern.

      Während es draußen über dem Wald dämmerte, legte sie sich auf eine zweite schmale Pritsche und schlief ein.

      ***

      Die folgenden Tage versuchte Jim Arbeit zu finden, während Sadie die umliegenden Kneipen in Augenschein nahm. Die »Brennnessel« gefiel ihr am besten, weil die Einrichtung zwar rustikal, aber nicht völlig runtergekommen war. Außerdem war einiges los, als sie eintrat – darauf achtete Sadie immer, denn viel Publikum versprach viel Trinkgeld, wenn sie sich einigermaßen geschickt anstellte. Sadie stellte sich bei dem Wirt vor, der nicht abgeneigt war sie anzustellen, aber nicht viel zahlen wollte. Sie verhandelte gerade mit ihm ihr Gehalt, als sie von einem Paar graublauer Augen abgelenkt wurde, das sie irgendwo schon mal gesehen haben musste. Da war wieder dieses komische Prickeln in ihr. Woher kannte sie diesen Blick? Sie riss sich zusammen, als sie nicht sofort auf die Lösung kam und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit dem Wirt. Der schlug ihr vor, am nächsten Tag zu kommen und zur Probe zu arbeiten, danach würde er entscheiden, ob er sie übernahm. Sadie war einverstanden, verabschiedete sich und wandte sich ab.

      Ihre Augen streiften über die anwesenden Gäste, sie konnte jedoch nicht herausfinden, wer sie so angesehen hatte und ging enttäuscht hinaus. Mit dem wenigen Geld, das sie noch hatte, erledigte sie noch ein paar Einkäufe in Lebensmittelläden und kehrte mit dem Bus in das Dorf zurück, wo ihr Wohnwagen auf dem Campingplatz stand. Sie war gespannt, wie es Jim ergangen war. Immerhin war sie einigermaßen sicher, dass sie eine dauerhafte Stelle bekommen würde und damit genügend Geld zur Verfügung stünde, um sich ausreichend Lebensmittel und dringend benötigte Klamotten besorgen zu können. Und einige Flaschen Bier, dachte Sadie traurig. Leider.

      ***

      Jim hatte im Gegensatz zu ihr kein Glück gehabt. Deshalb war er sehr zufrieden, als sie von ihrer möglichen neuen Stelle berichtete. So zufrieden, dass er sie packte und gleich auf der kleinen Anrichte nahm. Er zog ihr nur das Höschen aus, dann spreizte er ihre Beine und rammte seinen Steifen in sie. Sadie unterdrückte ihre Schmerzenslaute, sie versuchte, sich locker zu machen und hoffte, dass er schnell kam. Sie wusste, würde sie sich wehren, dann würde er noch rabiater werden, weil er gesoffen hatte und es ihn zusätzlich anmachte, wenn sie schrie. Als er endlich fertig war, ging sie zu Bett und zog die Decke über den Kopf. Sie wollte keine zweite Runde, auf der er manchmal bestand. Doch wenn er getrunken hatte, bekam er seinen Schwanz meistens nicht mehr hoch, gab ihr die Schuld dafür und tobte. Nein, das brauchte sie nicht. Wieder überlegte sie, ob sie ihn einfach verlassen könnte. Einfach in der Stadt leben, wo sie in der »Brennnessel« arbeiten würde und nie mehr flüchten müsste, nur weil Jim es nicht schaffte, dauerhaft trocken zu bleiben und seine Stelle zu behalten. Aber sie wusste nicht, wohin. Der alte Wohnwagen, in dem sie beide lebten, war noch immer nicht abbezahlt, sie hatte den Kaufvertrag ebenfalls unterschrieben und Jim würde sie nicht so einfach gehen lassen. Er würde ihr das Leben zur Hölle machen.

      Über


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