Die Hexe Rixt van het Oerd. Mathias Meyer-Langenhoff

Die Hexe Rixt van het Oerd - Mathias Meyer-Langenhoff


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Nordseewellen ist auch nicht schlecht“, grinste er.

      Lara zeigte auf eine Puppe, die auf dem Sand stand und sich gerade nach einem Stück Holz bückte. „Guckt mal, das muss die Rixt sein, die sieht echt aus wie eine Hexe.“ Ihre Geschichte konnte man sich für einen Euro erzählen lassen.

      „Na gut, dann will ich mal nicht so sein“, seufzte Mama und steckte die Münze in den Schlitz des Automaten. Zuerst hörten wir aus dem Lautsprecher einen kräftigen Sturm und das Rauschen der Wellen.

      Dann begann eine geheimnisvolle Stimme: „Vor langer, langer Zeit wohnte einst in einem einsamen, entlegenen Winkel vom Oerd, der unbewohnten Ostseite Amelands, eine alte Fischerwitwe mit ihrem Sohn. Sie war bereits in grauer Vergangenheit auf die Insel gekommen und hatte sich in einer armseligen Hütte, weit von der bewohnten Welt entfernt, niedergelassen. Viel hatte sie scheinbar nicht nötig für ihren Lebensunterhalt, denn die Ameländer sahen sie niemals im Dorf. Mutter und Sohn begnügten sich mit der Milch von ihrer einzigen Kuh, die sie besaßen, und lebten ansonsten von dem, was die Natur zu bieten hatte. Und dann konnte man natürlich auch allerlei am Wasser finden, denn in jenen frühen Zeiten strandeten immer einige Schiffe vor der Ameländer Küste. So wurde die Witwe manchmal am Strand gesehen: klein, mager und krumm gebogen, mit ihrer ungeheuerlichen Hakennase berührte sie beinahe den Boden und suchte am Wasser nach allem, was sie gebrauchen konnte. Rixt, so hieß sie, hatte an ihrem Sohn Sjoerd eine gute Stütze. Im Frühjahr suchte er Möweneier, die dann im Überfluss zu finden waren, und das ganze Jahr hindurch fielen seiner Wildererhand zahllose Wildkaninchen zum Opfer. Als Sjoerd jedoch erwachsen geworden war, konnte er dem Ruf der See nicht länger widerstehen. Er verließ die kleine Hütte und Ameland und fuhr zur See. Lange Zeit konnte Rixt vom Oerd oder Rixt van het Oerd sich selbst versorgen. Noch immer wollte sie mit keinem etwas zu tun haben, und es gab auch niemanden, der sich um sie kümmerte. Das dauerte so lange, bis es für sie auf dem Strand nichts mehr zu holen gab. Kein Schiff strandete, nichts Wertvolles wurde an Land gespült.

      In ihrer kleinen Hütte auf dem Oerd brütete Rixt schließlich einen teuflischen Plan aus, den sie in einer stockfinsteren Nacht in die Tat umsetzte. Der Sturmwind heulte um die Insel, als wieder einmal ein Schiff vor der Ameländer Küste in Not geriet. Rixt band ihrer Kuh eine brennende Sturmlaterne zwischen die Hörner und jagte das Tier auf die höchste Düne. Ihre List hatte Erfolg. Der Steuermann des Schiffs vermutete an der Stelle, wo das Lampenlicht aufflackerte, einen sicheren Hafen und nahm Kurs auf den vertrauenerweckenden Lampenschein. Die Folgen waren schrecklich. Das Schiff lief rettungslos auf eine Sandbank, kenterte und zerbrach in der wüsten Brandung – die gesamte Besatzung ertrank. Noch bevor der Morgen dämmerte, ging Rixt zum Strand, um zu sehen, ob es für sie etwas zu holen gab. Doch zu ihrem Entsetzen fand sie den leblosen Körper ihres eigenen Sohnes Sjoerd, der Steuermann des Schiffes, den sie mit ihren teuflischen Absichten in den Tod getrieben hatte.

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