Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      Instinktiv fühlte er, daß sie ihn einfach überfahren wollte, aber wie hätte er es widerlegen können?

      So blieb ihm nichts weiter übrig, als zu sagen: »Lassen wir die Sache auf sich beruhen, Schwester Maria. Aber in Zukunft würde ich es doch gutheißen, wenn Sie keine eigenmächtigen Entscheidungen treffen.«

      Sie machte einen grazilen Knicks. »Selbstverständlich, Herr Professor. Ich kenne meine Pflichten, und ich werde nicht versäumen, sie nach bestem Können zu erfüllen.«

      Damit war sie entlassen. Und während sie sich zum Gehen wandte, spielte ein triumphierendes Lächeln um ihren schön geschwungenen Mund.

      Diese Prüfung hatte sie bestanden, und wahrscheinlich hatte sie auch viel gewonnen. Oh, ihr würde es schon noch gelingen, den Professor zu erobern.

      Hatte er sie nicht ganz eigentümlich angesehen?

      Als sich die Tür hinter ihr schloß, machte sie ein paar übermütige Sprünge.

      Ihre Phantasie lief kühn in die Zukunft. Großartig muß es sein, Frau Professor Nordershoff zu sein!

      *

      Bereits am nächsten Tag schien es so, als ob Schwester Marias Rechnung aufgehen würde. Dabei war es nichts als reiner Zufall, daß Professor Nordershoff ausgerechnet ihr den Auftrag gab, Schwester Angelika zu ihm zu beordern.

      »Schwester Angelika, Sie möchten sofort zum Herrn Professor kommen – in sein Arbeitszimmer«, meldete Schwester Maria mit schadenfrohem Lächeln.

      Hach, jetzt würde Schwester Angelika abgekanzelt werden, und die war bestimmt nicht so schlau, sich zu verteidigen.

      Denn außer der Zeit ins »Allerheiligste« befohlen zu werden, bedeutete allemal nichts Gutes. Und seit gestern, da Maria die schwierige Sitzung bei dem Chef hatte durchstehen müssen, die sie – ihrer Meinung nach – der Petzerei des Tolpatsches verdankte, fühlte sie mehr als zuvor heißen Groll auf die Kollegin.

      Es hatte übrigens an diesem Tag auch für die anderen noch ein heiliges Donnerwetter gegeben.

      Mit der herrischen Stimme, die einem vor Angst die Gebeine klappern machte, wie eine Schwester sich auszudrücken pflegte, hatte Professor Nordershoff angekündigt, daß diejenigen, die ihre Arbeiten nicht selbst verrichteten, sondern sie gutmütigen Kolleginnen aufbürdeten, sofort entlassen würden.

      So böse hatte man den vergötterten Chef noch nie gesehen, und da seine Konsequenzen nur zu gut bekannt waren, so nahm man seine Worte so ernst, wie sie gesagt waren.

      Natürlich war ihnen bekannt, wer der Anlaß zu diesem Unwetter gewesen war, wer sie da mit ihrer Petzerei so in die Enge getrieben hatte.

      Und da der Mensch ja nur zu leicht geneigt ist, seine Schuld nie bei sich, sondern immer nur bei anderen zu suchen, so häufte sich der Groll auf die arme Schwester Angelika, die doch so schuldlos an dem allen war.

      »Schau mal einer dieses scheinheilige Fräulein Tolpatsch an! Tat immer so, als ob sie kein Wässerchen trüben könnte und hat dabei im geheimen mit den gemeinsten Waffen gekämpft. Na, warte nur, du Tolpatsch, da soll dir nichts geschenkt werden.«

      So wurde hinter ihrem Rücken geredet.

      Es gab allerdings auch solche unter den Schwestern, die Angelika in Schutz nahmen.

      Diese wurden jedoch empört überstimmt.

      Unter den Einsichtigen befand sich auch Schwester Maria, die ihre Kolleginnen bat, der kleinen Angelika doch nichts nachzutragen. Was sie getan, war doch menschlich verständlich.

      Sie hätte sich bei dem Professor doch nur so ein wenig Liebkind machen wollen.

      Ja, das war wieder einmal ganz die liebe Schwester Maria! Und mit Stolz sahen alle auf dieses edle Wesen, das doch die Beste unter ihnen war und so blieb.

      Niemand ahnte, was Maria wirklich dachte. Sie dachte:

      Warte, du Tolpatsch, ich werde schon Mittel und Wege finden, um dir diese Stunde, in der ich wie ein begossener Pudel vor dem Professor stehen mußte, mit Zinseszins heimzuzahlen.

      Nun also sah dieses edle Wesen mit heimlicher Freude, wie sehr Angelika über die Nachricht, so ganz außer der Zeit zum Professor befohlen zu sein, erschrak.

      Mit zitternden Händen rückte Angelika die Haube zurecht, strich die Schürze glatt und machte sich dann auf den schweren Weg.

      »Das geschieht dir ganz recht, du Tolpatsch«, murmelte Schwester Maria befriedigt vor sich hin, indem sie vor einem der schmalen langen Spiegel des Korridors trat und mit eitler Wohlgefälligkeit ihr schmuckes Bild betrachtete.

      Erst dann ging sie mit tänzelnden Schritten weiter, eine lustige Melodie vor sich hin summend.

      Der kleinen Angelika jedoch klopfte das Herz wie rasend.

      Blitzschnell überlegte sie, was sie wohl verbrochen haben könnte, es wollte ihr keine Unterlassungssünde einfallen.

      Auf ihr zaghaftes Klopfen vernahm sie die herrische Stimme des Gefürchteten durch die Tür: »Herein!«

      Mit zitternden Beinen trat sie ein und sah drei Augenpaare auf sich gerichtet, was sie vollkommen verwirrte.

      Und wie sollte es auch bei Fräulein Tolpatsch anders sein: sie machte ihrem Namen wieder einmal alle Ehre.

      Schon stolperte sie über den schweren Teppich und lag dem Professor zu Füßen.

      »Guten Tag, Fräulein Tolpatsch«, sagte er lachend, ergriff das zitternde Mädchen und half ihr, sich wieder aufzurichten. »Diese Ehrenbezeigung ist mir natürlich lieber als die feuchte vor ein paar Tagen. Aber nun setzen Sie sich, um Himmels willen, erst in den Sessel, sonst garantiere ich für nichts.«

      Er führte sie zu einem Klubsessel, drückte sie hinein und wandte sich dann Frau von Steinbrecht zu, die herzlich lachte, während die Oberschwester mit gar mißbilligenden Blicken auf das verstörte Mädchen sah.

      »Nun, verehrte gnädige Frau, da haben Sie Ihr Schäfchen einigermaßen wohlbehalten«, sagte er ebenfalls lachend.

      Frau von Steinbrecht trat nun zu Schwester Angelika und strich zärtlich über den blonden Scheitel, den die starre weiße Haube zum Teil freiließ.

      »Ich wollte nicht von hier gehen, ohne mich von Ihnen verabschiedet zu haben, mein liebes Kind«, sagte sie gütig. »Denn ich schulde Ihnen viel Dank für Ihre treue, aufopfernde Pflege.«

      »Gnädige Frau, ich – ich habe doch nur meine Pflicht getan«, stammelte das junge Mädchen.

      »Es war oftmals mehr, liebe Schwester Angelika. Denn ich weiß ganz genau, daß ich nicht immer eine geduldige Patientin gewesen bin und Ihnen daher so manches Mal zu schaffen machte. Also seien Sie nicht zu bescheiden.«

      Damit überreichte sie dem Mädchen ein Medaillon aus schwerem Gold und lächelte versteckt über den fassungslosen Blick der kleinen Schwester.

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