Bettina Fahrenbach Classic 9 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Classic 9 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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glaube nicht, dass sie wiederkommen wird.«

      »Wie kommst du darauf, es hat ihr hier sehr gut gefallen. Das hat sie mir selbst gesagt.«

      »Das hat sie mir auch gesagt, aber als ich sie fragte, ob wir sie wieder als Gast hier sehen werden, hat sie das ausgeschlossen.«

      »Dumm von ihr«, sagte Leni und setzte sich. Auch sie hatte sich noch einen Kaffee eingeschenkt. »Heute nachmittag kommt übrigens eine Gruppe von zwölf Leuten. Die bleiben für drei Nächte, muss wohl so eine Art Wanderclub sein. Sie wollen auf jeden Fall jeden Tag wandern.«

      »Wie sind sie denn auf uns gekommen?«

      »Eigentlich wollten sie in Bad Helmbach übernachten, aber als sie im Fremdenverkehrsbüro unseren Flyer ausliegen sahen, haben sie sich für uns entschieden.«

      »Das ist wirklich erfreulich. Auch wenn es nur für drei Übernachtungen ist, kommt bei zwölf Leuten doch etwas in die Kasse. Hoffentlich sind es auch so nette Gäste wie Frau Dr. von Orten.«

      »Bettina, manche werden nett sein, andere weniger nett. Es sind Fremde, die es, weil sie bezahlen, verdient haben, freundlich behandelt zu werden. Aber es sind keine Freunde, es ist keine Familie.«

      Bettina umfasste mit beiden Händen ihre Tasse.

      »Ich muss mich einfach erst daran gewöhnen, dass wir jetzt so eine Art Pension sind, in der Fremde ein und ausgehen. Aber ich musste doch irgendetwas unternehmen, um Geld zu verdienen, und die sonst leerstehenden Häuser auszubauen und zu nutzen, dass Geld in die Kasse kommt. Vielleicht hätte ich mit dem Ausbau warten sollen und wir wären mit Brodersen und Horlitz und vielleicht auch mit Finnmore eleven, falls wir es bekommen, zurechtgekommen?«

      »Mach dir darüber keine Gedanken, Bettina. So wie du es gemacht hast, ist es richtig, und dein Vater wäre damit auch einverstanden gewesen. Und wenn uns die Feriengäste stören sollten, dann haben wir doch immer noch die Möglichkeit, diesen Komplex abzutrennen, so dass unsere Häuser abgegrenzt sind. Doch das können wir in aller Ruhe beobachten. Noch müssen wir wegen Überfüllung nicht schließen, und noch sind es keine Invasionen, die uns belagern. Warten wir es ab. Ich freue mich auf jeden Fall, dass wir Zulauf bekommen.«

      »Ich auch, und du hast ja Recht, Leni.«

      Sie trank den letzten Schluck ihres Kaffees aus.

      »Was gibt es heute zum Mittag?«

      »Ich mach mal wieder einen Grüne-Bohnen-Eintopf. Da weiß ich, dass die Männer ihn mögen.«

      »Und ich mag ihn auch«, sagte Bettina und stand auf. »Bis später dann, und danke für den Kaffee.«

      »Wenn du rüber ins Büro gehst, kannst du einen Schlenker zur Remise machen und mir den Arno schicken? Er hat mir schon hundertmal versprochen, im Appartement drei noch einen zusätzlichen Handtuchhalter anzubringen und vergisst es immer wieder. Männer …«

      Bettina lachte.

      »Über deinen Mann kannst du dich wirklich nicht beklagen, Leni. Der ist ein Goldstück.«

      »Weiß ich doch«, murmelte Leni, ehe sie sich wieder ihren grünen Bohnen zuwandte.

      Bettina lief über den Hof zur Remise, wo Arno schon erstaunliche Ordnung geschaffen hatte. Jetzt sah man so richtig, wieviel Platz hier war.

      »Guten Morgen, Arno, deine Frau möchte dich sehen, und ich sag dir auch gleich, worum es geht … Ich sage nur, Handtuchhalter für Appartement drei.«

      »Ach du liebe Güte, damit nervt sie schon lange. Und ich habe es doch wieder vergessen. Na, damit die liebe Seele Ruh’ hat, erledige ich es sofort.«

      »Da wird Leni sich freuen.«

      Sie wollte die Remise wieder verlassen, weil sie ihren Auftrag ja erledigt hatte, als seine Stimme sie zurückhielt.

      »Ach, übrigens, Bettina, hast du schon etwas wegen der Bilder unternommen?«

      »Der Bilder? Welcher Bilder?«

      »Hast du das schon vergessen? Diese Ölschinken, die Seeschlachten aus der alten Truhe.«

      »Du liebe Güte, die hab ich völlig vergessen. Gut, dass du mich erinnert hast. Ich kümmere mich darum. Arno, erhoff’ dir nichts davon. Sie stellen keinen Wert dar. Aber so oder so müssen wir was damit machen, damit sie in der Truhe nicht verrotten. Ich jedenfalls werde sie nirgendwo aufhängen. Möchtest du sie haben? Wenn ja, dann schenk ich sie dir.«

      Arno lachte.

      »Nö, lass mal gut sein. Leni würde mich aus dem Tempel jagen, wenn ich damit ankäme. Biete sie einem Museum an, vielleicht sind sie interessiert«, schlug er vor.

      »Dafür, mein Lieber, fürchte ich, sind sie nicht wertvoll genug. Wie dieser Maler – wie hieß er noch? – überhaupt Spaß daran hatte, so etwas zu malen … Nun, ich kümmere mich um die Bilder, und du dich um den Handtuchhalter.« Sie winkte ihm zu. »Heute Mittag gibt es übrigens einen Grüne-Bohnen-Eintopf.«

      »Weiß ich doch, ich hab ihn mir schließlich gewünscht. Die ganzen Tage zuvor gab es doch immer nur das zu essen, was die Kinder mochten. Das war nicht immer mein Ding.«

      »Meines auch nicht …, bis später also.«

      Auf dem Weg in die Destille überlegte sie, an wen sie sich wegen der Bilder wenden konnte. Sie hatte keine Ahnung und beschloss, Babsi anzurufen, die junge Künstlerin, die ihr bestimmt einen Tip geben konnte.

      Dazu musste sie aber vorher noch einmal eines der Bilder herausholen und sich den Namen des Künstlers aufschreiben, der ihr wirklich vollkommen entfallen war.

      Doch das hatte keine Eile. Die Bilder hatten, wer weiß, wie lange, in der alten Truhe gelegen, auf einen Tag mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht an.

      Als sie in ihr Büro kam, sah sie, dass einige Bestellungen angekommen waren, die sie sofort zu Toni ins Büro brachte. Eine Nachricht von Marjorie Ferguson war noch nicht da. Die ließ sich mit ihrer Entscheidung Zeit. Oder gefiel ihr das Konzept nicht?

      Sie versuchte, sich auf eine neue Werbekampagne zu konzentrieren, ließ es aber bald sein. Es war irgendwie nicht ihr Tag. Vielleicht lag das an dem Traum der letzten Nacht, der sie irgendwie noch immer verfolgte. Sie zitterte bei der Erinnerung daran, wie sie auf diesem hohen Berg gestanden war und ihr Vater, Thomas und diese vielen fremden Menschen sie aufgefordert hatten zu springen. Sie spürte beinahe körperlich noch jetzt ihre Angst. Und dann war ihr Bruder Frieder gekommen und hatte sie, dabei diabolisch grinsend, brutal heruntergestoßen …

      Sie erinnerte sich an ihren Schrei und daran, dass Leni, glücklicherweise nicht im Traum, sondern ganz real, dagewesen war und sie aus ihrem Alptraum erlöst hatte.

      Bettina legte ihren Stift beiseite.

      Wie sollte sie diesen Traum deuten?

      Warum hatten ihr Vater und Thomas sie aufgefordert zu springen? Warum hatten sie ihre Angst ignoriert und waren ihr nicht zur Hilfe geeilt? Und warum hatte Frieder sie gestoßen?

      Bettina wusste es nicht.

      Sie wollte sich auch nicht weiter hineinvertiefen, wusste andererseits aber auch, dass an Arbeiten im Augenblick nicht zu denken war. Im Grunde genommen lag ja auch nichts Wichtiges an.

      Sie verließ das Büro und beschloss, ein wenig Fahrrad zu fahren, vielleicht machte die Bewegung an der frischen Luft ihren Kopf frei. Sie würde hinauf zur Kapelle radeln und danach kurz ans Grab ihres Vaters gehen. Dort war es so friedvoll, und dort fühlte sie sich ihrem Vater so nah.

      Dieser Gedanke beflügelte sie richtig, und während sie kräftig in die Pedalen trat, wurde ihr bewusst, welch priviligiertes Leben sie trotz ihrer Sorgen doch hatte. Sie konnte einfach, wenn es ihr nicht gut ging, ihren Arbeitsplatz verlassen und tun und lassen, was sie wollte. Andere Menschen hatten auch Alpträume, auch Probleme, aber denen konnten sie nicht so einfach entfliehen, die mussten ausharren und mussten ihre Arbeit machen, egal, wie sie drauf waren.

      Als sie die kleine Kapelle betrat,


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