Heimat-Heidi 32 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 32 – Heimatroman - Stefanie Valentin


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ection> Heimat-Heidi – 32 –

      »Christl?«

      »Ja, Vater…?« Ein auffallend hübsches Mädchen betrat die Stube des Tannenhofs.

      »Hat der Toni dich erreicht?« Der Tannhofer-Max sah seine zweitälteste Tochter fragend an.

      Christl Wagaer schüttelte den Kopf. »Nein. Hat er angerufen?«

      »Vor einer Stund’ etwa«, antwortete ihr Vater.

      »Und was hat er wollen…?«

      Der Tannhofer-Max lachte kurz auf. »Du hast vielleicht einen sonnigen Humor. Als wenn das ein junger Bursch dem Vater des Madels aufbinden würd’, dem er hinterhersteigt.«

      Christl tat erstaunt. »Wie kommst denn darauf, daß der Toni mir nachsteigt?«

      »Jetzt ist’s aber gut«, erwiderte ihr Vater. »Alle Augenblick ruft

      er an, will dich sprechen und du tust dann auch immer ganz beflissen.«

      »Ich tu’ beflissen?« Christls Stimme klang erstaunt. »Also, das wüßt’ ich aber.«

      »Und was war, als der Toni kam und ein Madel brauchte, das ihm aushilfsweis’ beim Almausschank zur Hand geht?« Ihr Vater lächelte sie vielsagend an. »Und als er vor einem Monat etwa zur Kirchweih ins Unterallgäu wollt’, wer ist da mitgefahren?«

      »Das… das hat nix zu bedeuten«, erwiderte Christl. »Einmal hab’ ich ihm lediglich einen Gefallen getan, und beim anderen Mal war mir halt nach feiern. Da bin ich net ihm zum Gefallen mitgefahren, sondern mir zum Gefallen.«

      »Na ja«, brummelte der Max, »dann glaub du mal weiterhin an den Weihnachtsmann, jedenfalls hab’ ich dir ausgerichtet, daß der Toni angerufen hat und dir ausrichten läßt, daß du ihn zurückrufen sollst.«

      »Ja«, erwiderte Christl, »das hast ausgerichtet, dank’ schön.«

      »Du brauchst dich net weiter zu bedanken«, erwiderte ihr Vater, »aber dem Toni kannst was ausrichten.«

      »Was denn…?«

      »Daß am Sonnabend aus Vorderstein einige Burschen zu ihm kommen wollen «, antwortete der Max. »Und die, die kommen, meinen es net gut.«

      »Was heißt das?« Christl sah ihren Vater erschrocken an.

      »Daß der Weiner-Lenz mit ein paar Burschen hinauf auf die Alm vom Toni will«, antwortete der, »um ihm und seinem Almausschank einen Besuch abzustatten. Und der Besuch ist kein freundlicher, falls er das net weiß.«

      »Was will der Lenz denn vom Toni?« Christl sah ihren Vater ein wenig ängstlich an.

      »Das weiß ich net«, antwortete der. »Ich weiß nur, daß mit dem Lenz net gut Kirschen essen ist. Und wenn der mit einer Handvoll Burschen einem anderen einen Besuch abstatten will und herumtönt, daß es blaue Augen geben würd’, dann wird er net in freundlicher Absicht kommen.«

      Christl wirkte einen Augenblick nachdenklich. Dann atmete sie tief durch und sagte, daß sie den Toni gleich anrufen würde.

      Der Tannhofer-Max hatte drei Töchter, von denen eine hübscher als die andere war, aber unterschiedlich im Temperament. Die Moni war mit siebenundzwanzig die Älteste, dann kam die Christl, sie war vierundzwanzig, das Nesthäkchen war die Lissi, sie war zwanzig.

      Die Mutter der Mädchen war vor neun Jahren an einer schweren Krankheit gestorben, aber trotz aller Gerüchte hatte der Tannhofer sich keine Frau mehr genommen.

      Die Moni hatte den Haushalt übernommen, wobei sie von ihren beiden Schwestern, je nach Arbeitsaufkommen, unterstützt wur­de. Christl hatte im Bergerhof Servieren gelernt und hatte lange in einem der Vorderegger-Betriebe in Balding gearbeitet. Die Lissi hatte im vergangenen Jahr Abitur gemacht und wollte unbedingt Jura studieren, was ihrem Vater aber nicht recht schmeckte.

      »Ich geh’ mal rasch anrufen«, sagte Christl, die es plötzlich eilig zu haben schien.

      Als sie nach wenigen Minuten zurückkam, sah ihr Vater sie fragend an.

      »Der Toni war net zu Haus«, sagte sie, »ich… ich wollt’ eh zur Bergerhof-Heidi und da kann ich gleich weiter zu ihm gehen. Vielleicht treff’ ich ihn ja sonstwo.«

      »Dann sorgst dich also doch um den Toni?« Max ließ seine Tochter nicht aus denAugen.

      Die wand sich ein wenig, bekam rote Ohren und vermied es, ihrem Vater eine Antwort zu geben.

      »Willst wieder im Bergerhof aushelfen?« fragte der, wobei er das Thema wechselte.

      Christl nickte. »Ja, zuerst hat die Resi vier Wochen Urlaub und anschließend geht die Gerti in Urlaub. Zwei Monat’ soll ich mindestens bleiben.«

      »Bestell den Bergerhofschen schöne Grüße und sag, daß ich bald kommen würd’, um nach dem Herd zu sehen.«

      »Ich werd’s ausrichten«, sagte Christl. Kurz darauf verabschiedete sie sich und ihr Vater ging in die Küche, wo Monika das Mittag­essen vorbereitete.

      »Die Christl ist zum Essen heut’ net da«, sagte er.

      »Das ist wurscht«, erwiderte seine älteste Tochter, »es gibt eh Eintopf. Was net gegessen wird, wird eingefroren und kommt einen anderen Tag auf den Tisch.«

      Die Moni hatte die Haare zu einem Knoten aufgesteckt, war schlank und groß und wirkte, da sie kaum mal lachte, eher ernst und man konnte sie schon mal für älter halten als sie tatsächlich war.

      Ihr Vater sorgte sich ein wenig um sie, denn Moni zeigte keinerlei Interesse, wenn ein Bursch sich um sie zu bemühte, was öfter der Fall gewesen war, doch inzwischen schon länger nicht mehr.

      Dabei hatte der Tannhofer seiner Frau auf dem Sterbebett versprechen müssen, daß alle Töchter unter die Haube kamen, wobei die Tannhoferin betont hatte, daß die Töchter dem Alter entsprechend heiraten sollten.

      »Max«, hatte seine Frau gesagt, »du mußt wirklich darauf achten, net daß nachher die Moni sitzen bleibt.« Als ob sie geahnt hätte, daß gerade ihre Älteste sich im Umgang mit Männer schwer tue.

      *

      »Du, in die alte Gaststub’ ist eben der Weiner-Lenz eingezogen«, sagte Heidi, als sie in die Küche kam, wo ihre Schwiegermutter dabei war, Salat zu putzen.

      »Eingezogen?« fragte die, »was meinst denn mit eingezogen?«

      »Na, er ist mit drei Spezln erschienen«, antwortete Heidi, »und hat derart großspurig getan, daß am Nachbartisch gleich zwei Burschen aufgestanden und gegangen sind. Jetzt hockt er wie ein König da und führt das große Wort.«

      »Dann will er Ärger«, sagte Luise, während sie sich die Hände an einem Handtuch abwischte.

      »Willst du hingehen?« Heidi sah ihre Schwiegermutter entsetzt an.

      Die nickte. »Sicher will ich das. Oder meinst du, ich würd’ uns die Gaststube demolieren lassen? Da sind Sachen drin, die sind net zu ersetzen.«

      »Jetzt bleib mal ganz ruhig«, erwiderte Heidi, »in der kleinen Gaststub’ sitzen ein paar Burschen, mit denen werd’ ich mal reden. Vielleicht sind die zu bewegen, in die alte Gaststub’ zu gehen, solang’ der Lenz und seine Spezl da sind.«

      »Welche Burschen sind denn in der kleinen Gaststub’?« wollte Luise wissen.

      »Der Karner-Hans und der Berner-Michl«, antwortete Heidi.

      »Wer ist denn der Berner-Michl?« fragte Luise.

      Heidi lächelte. »Daß du grad’ den net kennst…?«

      »Was heißt das…?«

      »Na, sein Großvater ist der beste Freund deines Mannes gewesen.«

      Luise starrte Heidi einen langen Augenblick ungläubig an.

      »Du meinst doch net etwa den Enkel vom Gustl?« fragte sie dann.

      »Doch«, Heidi nickte, »genau den mein’ ich…!«

      »Wo kommt der Bub denn her?« murmelte Luise »Ich denk’, der lebt mit seiner Mutter in Lindau am Bodensee.«

      »Das


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