Heimat-Heidi 32 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 32 – Heimatroman - Stefanie Valentin


Скачать книгу
ist Rechtsreferendar«, sagte Hans Karner. »Wenn wir dem Weiner-Lenz den Hintern versohlt haben, dann kann er ihn am Montag gleich aburteilen.«

      »Du bist Jurist?« Ein wenig ungläubig sah Toni seinen ehemaligen Schulkameraden an.

      Der nickte. »Ja, das erste Staatsexamen hab’ ich. Jetzt mach’ ich meine Referendarzeit und dann werd’ ich wohl die Laufbahn eines Anwalts einschlagen.«

      »Da schau her…!«

      Dann wechselte Toni das Thema. »Was habts ihr denn mit dem Weiner-Lenz zu tun?«

      »Wir möchten dabei sein, wenn er kommt und dir blaue Augen verpassen will«, antwortete Hans.

      »Den Lenz schaff’ ich allein«, erwiderte Toni, »es ist nett, daß ihr mir helfen wollt, aber für einen Weiner-Lenz reicht, was ich an Dampf in den Fäusten hab’.«

      Hans nickte. »Das glaub’ ich dir. Aber der Michl und ich werden darauf achten, daß nur der Lenz derjenige ist, der dir blaue Augen verpassen will. Wir werden dir lediglich seine Spezl vom Leib halten. Das heißt, wenn es recht ist.«

      Toni grinste übers ganze Gesicht. »Dagegen ist nix zu sagen.«

      Dann sah er auf die Uhr. »Es kann lang’ dauern, bis der Lenz und seine Spezl kommen…!«

      »Um so schöner«, erwiderte Michl, »dann können wir uns inzwischen ein bisserl amüsieren.«

      Da winkte der Karner-Hans ab. »Alles Amüsement ist nix gegen das, wenn der Toni nachher dem Weiner-Lenz ein bisserl Anstand beibringt.«

      *

      »Habts ihr mich verstanden?« Der Weiner-Lenz starrte seine Spezl zornig an. »Ich hab’ keine Lust alles dreimal zu sagen, nur weil ihr blöd seid.«

      »Was gibt’s denn da viel zu verstehen?« fragte ein spindeldürrer Bursch. »Wir gehen hinauf in seinen Ausschank, setzen uns irgendwohin, warten, bis niemand mehr da ist und hauen dem Toni eine rein.«

      »Net wir hauen ihm eine rein«, entgegnete Lenz mit ärgerlichem Unterton in der Stimme, »sondern ich hau’ ihm eine rein. Hast mich verstanden?«

      »Ist ja schon gut«, wehrte der Spindeldürre mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.

      »Ich mag so was net«, erwiderte Lenz und seiner Stimme war anzuhören, wie zornig er war.

      Dann herrschte Ruhe. Außer Lenz waren noch drei seiner Spezln bei ihm, sozusagen der harte Kern seiner Gang.

      »Wann willst denn gehen?« fragte schließlich einer. »Nix tun und nur blöd herumsitzen ist net meine Sach’.«

      Lenz hätte gern erwidert, daß er bestimme, was wessen Sache sei, doch er wußte, daß er nicht übertreiben durfte. Deshalb beauftragte er einen, er solle einige Karton Bier holen.

      »Aber Dosen«, sagte er, »wenn die leer sind, können wir sie wegwerfen. Wir fahren dann bis zum Bergerhof, stellen da den Wagen ab und gehen den Serpentinensteig hinauf.«

      »Du willst net ganz hinauffahren?« maulte einer.

      »Nein, will ich net«, erwiderte Lenz.

      »Und warum net?«

      »Weil ich es net will«, schrie Lenz, der sich plötzlich nicht mehr in der Gewalt hatte. »Ich hab’ keine Lust, alle Augenblick Erklärungen abzugeben. Entweder du machst, was ich anschaff’, oder du kannst verschwinden. Dann aber plötzlich…!«

      Lenz starrte den jungen Burschen zornig an, bis der schließlich mit den Schultern zuckte, was ausdrücken sollte, daß er sich Lenz’ Vorherrschaft unterwarf.

      »Ich geb’ nachher einen aus«, sagte der, wobei er breit grinste. »Wenn wir von der Alm kommen, gehen wir in den Bergerhof.«

      »Und wenn der Karner-Hans und der andere wieder da sind?« wollte einer wissen.

      »Dann mischen wir sie auf«, erwiderte Lenz, wobei seine Augen plötzlich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen waren.

      Eine halbe Stunde später waren sie unterwegs. Der das Bier holen sollte, hatte vorgeschlagen, es im Bergerhof zu holen.

      »Wenn wir uns zuerst auf ein Bier in die Gaststube hocken«, sagte er, »dann erfahren wir auch, ob schon wer hinauf zum Ausschank ist…!«

      Lenz überlegte einen Moment, dann nickte er. »Gar keine üble Idee. Wir kehren erst im Bergerhof ein. Da erfahren wir einiges, was interessant ist. Zum Beispiel, wer der andere Bursche war. Ich hab’ ihn da jedenfalls noch nie gesehen.«

      »Irgendwie kam er mir bekannt vor«, sagte der Spindeldürre, »aber ich hab’ keine Ahnung woher…!«

      »Es ist mir wurscht, wer er ist«, erwiderte Lenz, »ich hab’ deshalb nix unternommen, weil ich unsere Sach’ heut’ net gefährden wollt’. Wenn mir der Kerl noch mal begegnet, gleich wo, dann erlebt er sein blaues Wunder.«

      Dieses Reden gefiel seinen Spezln, das sah man ihnen deutlich an. Sie grinsten und standen auf, was bedeutete, daß sie aufbrechen wollten.

      Die Fahrt zum Bergerhof verlief weitgehend ruhig, erst als sie den Wagen auf dem Parkplatz abstellten, begannen sie wieder herumzutönen.

      »Der Toni kann sich schon mal ein Krankenhaus aussuchen«, sagte der Jüngste der Spezln.

      Lenz griff nach dessen Jackenkragen und zog ihn zu sich heran.

      »Du mußt net jeden Tag beweisen, wie blöd du bist«, zischte er ihn an. »Hier brauch nur wer zu hören, was du sagst und zwei und zwei zusammenzählen, dann ruft der beim Toni an und der verbarrikadiert sich oder ruft einige seiner Spezl zusammen. Dann kriegen wir alle eine rein und stehen außerdem auch noch dumm da.«

      Der Angesprochene wand sich, und nickte schließlich. »Ist ja schon gut, du hast ja recht.«

      Im Bergerhof war man inzwischen schon auf den Lenz und seine Burschen aufmerksam geworden.

      »Da schau«, sagte Luise, während sie mit einer Kopfbewegung aus dem Fenster zeigte, »der Weiner ist schon wieder da.«

      »Wir haben ein Gasthaus«, erwiderte Heidi, »wir können ihn net ausschließen. Wenn er sich anständig benimmt, dann müssen wir ihn ertragen.«

      Christl hatte an jenem Tag ihren Aushilfsdienst im Bergerhof angetreten. Als sie den Lenz und seine Spezln aus dem Wagen steigen sah, ging sie gleich in die Küche zu Luise und Heidi.

      »Die gehen von da weg hinauf zum Toni«, sagte sie, wobei sie ängstlich dreinsah.

      »Jetzt bleib ganz ruhig«, erwiderte Heidi. »Der Weiner-Lenz ist mißtrauisch wie selten einer und wenn er was spannt, dann bläst er seinen Besuch beim Toni ab.«

      »Das wär’ doch gut«, entgegnete Christl.

      »Ja«, Heidi nickte, »aber nur solang’, bis er wieder hinaufgeht und dann hat der Toni niemanden, der ihm beisteht. Wenn der Lenz Widerstand spürt, dann gibt er rasch auf. Er kann sich seines Ansehens wegen bei seinen Spezln keine dauernden Niederlagen leisten.«

      »Dann soll ich ganz freundlich sein und so tun, als ob gar nix wär’?« Christl schien es nicht fassen zu können.

      Doch Heidi nickte. »Genauso tust es. Und wenn du es net kannst, dann bleibst weg von ihnen.«

      »Nein, nein«, sagte Christl, »das geht schon…!«

      »Und daß du dich net verplapperst und sagst, daß der Hans und der Michl schon droben beim Toni sind«, mahnte Heidi.

      »Ist schon klar«, erwiderte Christl, dann verließ sie die Küche und ging in die alte Gaststube, wo der Lenz mit seinen Spezln saß.

      »Die Tannhofer-Christl«, sagte der, »da schau her. Bist wieder im Bergerhof beschäftigt?«

      »Nur aushilfsweis«, antwortete das hübsche Mädchen, »solang’ die Resi und die Gerti in Urlaub sind.«

      »Wir


Скачать книгу