Heimat-Heidi 32 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 32 – Heimatroman - Stefanie Valentin


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auch, wann der Besuch stattfinden soll?« Hans sah Christl fragend an.

      Die nickte noch mal. »Ja, morgen, am Sonnabend. Aber wann morgen, das weiß ich net.«

      Da drehte Hans den Kopf und sah Michl an. »Den Schall-Toni kennst du doch, oder?«

      »Sicher kenn’ ich den Toni«, antwortete der junge Bursch. »Wer kennt da den Toni nicht?«

      »Du willst doch wieder mehr Kontakt hierher haben, wenn ich dich richtig verstanden hab’, oder?« fragte Hans.

      Michl nickte. »Ja.«

      »Dann könntest dich mit einem kleinen Beistand gut einfügen«, sagte Hans.

      »Du meinst, ich sollt’ mit dir auf die Alm gehen und dem Toni beistehen?« Ein Lächeln, das zeigte, wie sehr ihn der Gedanke amüsierte, umspielte seine Mundwinkel.

      Hans Karner nickte. »Ja, so ähnlich zumindest.«

      »Ich bin dabei«, erwiderte Michl. »Ich schätz’ mal, daß es eine Mordsgaudi geben wird.«

      Hans grinste übers ganze Gesicht. »Davon kannst getrost ausgehen…!«

      *

      »Servus, Toni.« Christl strahlte den überraschten Burschen überaus freundlich an. Daß sie ihn mochte, sah man auf den ersten Blick.

      »Hallo…!« Toni wischte sich die Hände an der krachledernen Hose ab.

      »Wunderst dich gar net, daß ich herauf zu dir komm’?« wollte Christl wissen.

      »Schon«, antwortete Toni. »Aber… also, ich hatt’ angerufen bei euch, aber du warst net da. Ich hab’ eher damit gerechnet, daß du zurückrufst.«

      »Das hab’ ich auch versucht«, erwiderte Christl, »Aber es ist wieder mal was mit deinem Telefon net in Ordnung.«

      Toni nickte. »Ich weiß, ich werd’ mir ein neues holen müssen. Das alte funktioniert nimmer zuverlässig.«

      »Da bin ich halt heraufgekommen«, sagte Christl.

      »So spät noch…?« Toni sah gegen den Himmel. »In einer Stund’ ist’s schon arg dämmerig. Ich werd’ dich nachher nach Haus’ bringen müssen.«

      »Das ist net nötig«, erwiderte Christl. »Ich will dir nur was sagen, dann bin ich schon wieder weg.«

      »Du bist gekommen, um mir was zu sagen?« Toni zeigte auf die Bank vor der Hütte. »Setz dich, magst was trinken?«

      Christl schüttelte den Kopf. »Jetzt net, danke.«

      »Was willst mir denn sagen?«

      »Daß der Weiner-Lenz morgen mit ein paar Spezln herauf zu dir kommen will«, antwortete Christl. »Der Vati hat zufällig gehört, wie’s der Lenz herumgetönt hat.«

      »Da schau her, der Lenz…!«

      Christl nickte. »Ja, und daß es kein freundlicher Besuch sein wird, steht auch fest, weil der Lenz gesagt hat, es würd’ blaue Augen geben.«

      Toni nickte. »Aha. Dann weiß ich ja, auf was ich mich einzurichten hab’.«

      »Du… du wirst dich allein gegen die Burschen net zur Wehr setzen können«, erwiderte Christl.

      Toni zuckte mit den Schultern. »Es bleibt mir möglicherweise nix anderes übrig.« Dann grinste er. »Aber mit dem Lenz werd’ ich schon fertig werden.«

      »Jetzt ist’s aber gut«, erwiderte Christl. »Nimm das net auf die leichte Schulter. Deswegen bin ich net heraufgekommen.«

      Toni grinste. »Weswegen bist denn heraufgekommen?« Er wollte mit einer spielerischen Bewegung nach Christl greifen.

      Doch sie wich ihm aus und runzelte die Stirn. »Toni Schall. Ich hab’ den weiten Weg herauf net gemacht, um net ernst genommen zu werden.«

      »Was soll ich denn machen?« fragte Toni. »Ich weiß, daß der Lenz kommt und irgendwas von mir will, na und? Das ist nix Neues. Der will ständig was von irgendwem. Diesmal halt von mir. Ich kann’s net ändern.«

      »Und wenn er dich übel zurichtet?« fragte Christl, »was dann?«

      »Dann passiert’s eben«, antwortete Toni. »Ich kann net ständig wen bitten, bei mir hier oben zu sein. Da muß der Lenz nur aufpassen, bis ich mal allein bin. Wenn er dann mit seinen Spezln kommt, werd’ ich eine ordentliche Tracht bekommen, für die vielen Male mit, wo’s net geklappt hat.«

      »Du willst dich also net bemühen, daß dir morgen jemand beisteht…?« Christls Augen blitzten.

      Toni schüttelte den Kopf. »Das kommt net in Frage…!«

      »Dann… dann kann ich dir auch net helfen…!« Christl hatte Tränen in den Augen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging mit ausholenden Schritten die Alm hinunter, wobei sie sich nicht einmal umsah.

      *

      »Das wär’ ein bisserl arg zeitig für den Lenz«, murmelte Toni, als er am nächsten Morgen zeitig in der Früh zwei Gestalten auf dem ausgetretenen Pfad über die Alm kommen sah.

      Es war kurz nach acht Uhr in der Früh und Toni blieb vor der zum Almausschank umgebauten ehemaligen Almhütte stehen, bis er wußte, wer ihn da besuchen kam.

      »Da schau her«, murmelte er, »der Karner-Hans. Der ist aber lang’ net dagewesen.«

      Wer mit dem Karner-Hans die Alm heraufkam, wußte er nicht. Auch als die beiden bei ihm waren, hatte er keine Ahnung, wen Hans mitgebracht hatte.

      »Kennst ihn nimmer?« fragte der, während er breit grinste.

      Toni schüttelte den Kopf. »Net daß ich wüßt’.«

      »Du bist mit ihm im gleichen Klassenzimmer gesessen«, sagte Hans. »In der Grundschul’. Zwar net in der gleichen Klass’, aber damals waren in der Grundschul’ ja noch vier Klassen zusammen.«

      »Wir zwei…?« Toni zeigte zuerst auf Michl Berner, dann auf sich. »Wir sollen in der Grundschul’ gewesen sein? Wie alt bist denn du?«

      »Neunundzwanzig«, antwortete Michl, »im übernächsten Monat mach’ ich die Dreißig voll.«

      Plötzlich entspannte sich Tonis Gesicht und er grinste. »Jetzt weiß ich, wer du bist, der Schuster-Ferdl. Der ist damals mit seiner Familie ins Werdenfelsische gezogen und…!«

      »Nix da«, erwiderte Toni, »jetzt wird’s allmählich peinlich. Als ich ihm gestern erklärt hab’, worum es heut’ ging, da hat er net lang’ gefragt, sondern ist gleich mitgekommen.«

      »Wie, worum es geht?« Verständnislos sah Toni seine beiden Besucher an.

      »Hat dir die Christl nix gesagt?« fragte Hans.

      Toni schüttelte den Kopf. »Sie war zwar da und hat mir erzählt, daß der Weiner-Lenz mir einen Besuch abstatten will, aber von euch hat sie nix gesagt. Und daß er mitkommt, mit dem ich in

      einem Klassenzimmer gesessen bin, den ich aber net wiedererkenn’, das hat sie mir auch net gesagt.«

      »Ganz vorn ist er gesessen«, sagte Hans, »ein bisserl spillerig ist der damals gewesen.«

      »Michl?« fragte der Toni daraufhin. »Bist du am End’ der Berner-Michl?«

      »Endlich«, murmelte Hans Karner, »es ist jetzt wirklich schon peinlich gewesen.«

      »Ja, Herrschaftseiten«, erwiderte Toni, »wie soll ich den Michl denn erkennen? Damals ist er ein Bürscherl gewesen und heut’? Bei allem was recht ist, Bürscherl ist er bestimmt keiner mehr.«

      Dann gab Toni Michl Berner die Hand, daß beide sich ehrlich freuten, stand außer Frage.

      »Was treibt dich denn hierher zurück?« wollte Toni wissen. »Wohnst du inzwischen net in Lindau?«

      Michl nickte. »Eigentlich schon, ja. Aber ich bin jetzt für


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