Heimat-Heidi 32 – Heimatroman. Stefanie Valentin

Heimat-Heidi 32 – Heimatroman - Stefanie Valentin


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Luise mit verträumtem Blick. »Das kann ich gar net glauben. Ich seh’ den Bub noch vor mir, wie er dagesessen ist. Klein und ängstlich hat er dreingeschaut, als sein Großvater damals beigesetzt worden ist.«

      »Oje, Luise«, erwiderte Heidi, »das ist lang’ her. Geh mal hin­über und schau dir den Michl an, du wirst staunen.«

      »Wieso?«

      »Geh hin und schau ihn dir an«, sagte Heidi. »Und wenn du schon mal da bist, dann kannst den beiden stecken, daß sie vielleicht in die alte Gaststub’ wechseln.«

      Luise war schon auf dem Weg nach draußen, als sie noch mal stehen blieb.

      »Und du meinst, daß der Berner-Michl der Richtige ist, um den Wiener-Lenz aufzuhalten?« Luises Blick verriet, daß sie daran nicht glaubte.

      Doch Heidi lächelte. »Geh hinüber und schau ihn dir an. Dann kannst selbst urteilen.«

      Luise ließ sich nicht lange bitten und ging. Als sie die kleine Gaststube, sie lag im Anbau des Bergerhofs, betrat, mußte sie nicht lange suchen, sondern steuerte gleich einen Tisch an, an dem zwei junge Burschen saßen und sich köstlich zu amüsieren schienen.

      »Du bist der Berner-Michl«, sagte sie, ohne weitere Vorrede, »du siehst deinem Großvater Gustl derart ähnlich, da muß man net lange ratschlagen.«

      Der junge Bursche lächelte, stand auf und gab Luise die Hand.

      »Wenn du das so genau siehst«, sagte er, »dann bist du sicher die Bergerhof-Luise.«

      »Herrschaftseiten, Bub«, murmelte die Seniorchefin des Bergerhofs, »wenn du wüßtest, wie sehr du mich an deinen Großvater erinnerst. Wenn der dich jetzt da sehen könnt’. Die Heidi hat gesagt, du würdest studieren?«

      »Ich hab’ schon studiert«, antwortete Michl Berner.

      »Da schau’ her«, murmelte Luise, »und was bist jetzt?«

      »Ich bin Referendar«, antwortete der junge Bursche.

      Im gleichen Moment hörte Luise aus dem Bereich der Theke eine laute Männerstimme und sie erinnerte sich daran, um was Heidi sie gebeten hatte.

      Sie erklärte rasch um was es ging und fragte dann: »Meint ihr zwei, ihr könntet mal hinüber in die alte Gaststube gehen? Vielleicht läßt sich der Wiener-Lenz von euch ja ein bisserl einschüchtern?«

      Bevor Michl noch einen Ton hätte sagen können, war Hans Karner schon aufgestanden.

      »Der Weiner-Lenz ist drüben?« fragte er, wobei er gar nicht freundlich dreinschaute.

      Luise nickte. »Ja, er hockt da und tönt herum, wie er es immer tut, wenn er was im Schilde führt.«

      Hans Karner grinste Michl an. »Du kannst ruhig da bei der Luise bleiben. Ich erledig’ das drüben schon allein.«

      »Das geht net«, rief Luise hinter ihm her. »Der Lenz ist net

      allein’, einige Spezln sind bei ihm.«

      Doch Hans Karner hatte die Gaststube schon verlassen, durchquerte den Thekenbereich und betrat dann die alte Gaststube. Dort saß Lenz mit drei seiner Spezln am Tisch und führte das große Wort. Die anderen Gäste hatten die alte Gaststube inzwischen verlassen.

      Als Lenz mitbekam, wer die Gaststube betreten hatte, zuckte er zusammen. Doch da Hans offensichtlich alleine war, dauerte sein Erschrecken nur wenige Momente, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

      »Der Herr Karner«, sagte er, wobei er jedes Wort bedächtig aussprach, »wagst dich wieder mal unter die Menschen? Was willst du denn da im Bergerhof? Sonst kommst doch kaum heraus aus deinem Bau.«

      »Ich hab’ geahnt, daß ich dich hier treff’«, erwiderte Hans, auf dessen Gesicht ein amüsiertes Lächeln Platz gefunden hatte.

      »Und ich wollt’ mir eine Begegnung mit dir einfach net entgehen lassen. Schließlich ist’s dir ja lange Zeit gelungen, mir aus dem Weg zu gehen.«

      Das Grinsen in Lenz Weiners Mimik erstarrte. Er stemmte die Hände auf die Tischplatte, so wie man es tut, wenn man aufstehen will.

      Doch gerade als er das tun wollte, wurde die Tür geöffnet und Michl Berner kam herein. Er lächelte in die Runde, durchquerte die alte Gaststube und stellte sich demonstrativ neben Hans Karner. Während er mit einer Kopfbewegung in Richtung von Lenz Weiner und seinen Spezln zeigte, sah er Hans fragend an.

      »Was ist mit denen?« wollte er schließlich wissen.

      »Kennst du den Weiner-Lenz?« erwiderte Hans.

      Michl schüttelte den Kopf. »Sollt’ ich den kennen?«

      Hans tat so als überlege er, dann winkte er ab. »Wenn ich’s mir recht überleg’, dann brauchst gar net zu wissen, wer er ist.«

      »Dann geh’ ich wieder hinüber und wart’ auf dich«, sagte Michl, »aber laß mich net zu lang’ warten. Net daß es mir langweilig wird.« Dann grinste er. »Oder soll ich lieber hierbleiben?«

      Hans schüttelte den Kopf. »Nein, brauchst du net. Die Burschen wollen eh gehen.«

      Daraufhin sahen Lenz Weiners Spezln ihren Anführer an. Sie erwarteten von ihm, daß er reagierte. Doch der schien plötzlich völlig verunsichert zu sein. Er vermied es, Hans oder Michl anzusehen und stand plötzlich auf.

      »Willst du gehen?« fragte Hans.

      »Und wenn ich’s will?« erwiderte Lenz.

      »Dann vergiß das Zahlen net«, sagte Hans.

      Lenz nestelte einen Geldschein aus der Jackentasche, ließ ihn auf die Tischplatte fallen und wirkte unentschlossen.

      »Wolltest du net gehen?« fragte Hans. »Gezahlt hast ja nun, jetzt steht deinem Gehen nix mehr im Weg.«

      Wie in Zeitlupe bewegte sich Lenz daraufhin hinter dem Tisch hervor. Seine Spezln starrten ihn an und schienen nicht glauben zu können, was sie sahen. Ihr Lenz, den sie wegen seines Auftretens bewunderten, kniff, ohne daß wer auch nur einen Finger gerührt hatte.

      »Ihr dürft auch gehen«, sagte Hans Karner, wobei er ganz ruhig, ja fast gütig wirkte.

      Da standen auch Lenz’ Spezln auf und gemeinsam verließen sie die alte Gaststube des Bergerhofs. Als die Tür hinter ihnen ins Schloß fiel, grinsten sich Hans Karner und Michl Berner an.

      »Wofür war das jetzt gut?« fragte der.

      »Der Weiner-Lenz ist einer der übelsten Schläger der Gegend«, antwortete Hans. »Wenn es dem einfällt, dann nimmt der eine Gaststube binnen weniger Minuten auseinander.«

      »Und du meinst, das hätt’ er vorgehabt…?«

      Hans schüttelte den Kopf. »Das glaub’ ich eher net. So wie er heut’ hier aufgetreten ist, wollt’ er sich Mut machen.«

      »Was heißt das…?«

      »Daß er was vorhat«, antwortete Hans.

      Dann wurde die Tür der Gaststube geöffnet, und Luise steckte den Kopf herein. »Sind sie weg?«

      Hans nickte und zeigte auf den Geldschein auf dem Tisch. »Gezahlt hat der Lenz auch.«

      »Aber er hatt’ doch schon gezahlt«, murmelte Luise. »Was soll das denn heißen?«

      »Daß sie es eilig hatten, davon zu kommen«, erwiderte Michl Berner.

      »Einen Moment bitt’ schön«, sagte Luise, »grad’ eben ist die Christl vom Tannhofer-Hof gekommen. Sie hat was Interessantes zu berichten.«

      Hans und Michl sahen das hübsche Mädchen aufmerksam an, als es die alte Gaststube betrat.

      »Servus…!« Hans lächelte freundlich. »Was gibt’s denn?«

      »Der… der Vater hat gesagt«, antwortete Christl, »daß er letztens mitbekommen hat, daß der Weiner-Lenz dem Schall-Toni droben auf der Alm


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