Die junge Gräfin 25 – Adelsroman. Michaela Dornberg

Die junge Gräfin 25 – Adelsroman - Michaela Dornberg


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ich werde dich niemals verstehen. Bei einem Gewitter würdest du dich am liebsten in einem Schneckenhaus verkriechen. Auf der anderen Seite hast du kein Problem damit, dich durchgehenden Pferden oder bissigen Hunden in den Weg zu stellen. Aber was soll’s. Es ist müßig, mit dir darüber zu reden, mein kleiner Hasenfuß, Gewitter-Hasenfuß. Ich rufe dich an, um dir zu berichten, dass ich gerade mit Joachim telefoniert habe.«

      »Wer hat angerufen, er oder du?«, kam es wie aus der Pistole geschossen aus Alexandras Mund.

      Ein wenig irritiert erkundigte Sabrina sich: »Welche Rolle spielt das? Aber schön, wenn du es genau wissen willst. Joachim hat mich angerufen. Er wollte wissen, wie er dich erreichen kann, und ich habe ihm alles durchgegeben, deine Adresse, sämtliche Telefonnummern, E-mail und so fort.«

      Alexandra wurde abwechselnd rot und blass, ihre Hände wurden feucht, und sie spürte, wie ihr Herz dumpf und heftig gegen ihre Rippen schlug.

      Endlich, dachte sie, laut bemerkte sie hastig: »Dann lass uns das Gespräch schnell beenden, falls er versuchen will, mich zu erreichen.«

      »Hallo, gemach, gemach, entspann dich, Alexandra. Er wird dich nicht anrufen, weil er nämlich gleich mit einem seiner Scheichs zu einem Geschäftstermin muss. Wir können also ganz entspannt miteinander reden. Die Kinderfrau hat frei, und ich habe meinen Elmar dazu verdonnert, sich um die Kinder zu kümmern, die Großen, mein Sonnenscheinchen Elisabeth liegt hier neben mir auf dem Sofa und schläft. Sie sieht ja so süß aus, ganz wie unsere Mama, die ihre Namensgeberin ist … Ich glaube, Elisabethchen wird die Hübscheste von allen, wenngleich auch meine Großen wunderschöne Mädchen sind … Ach, ich kann einfach nicht genug von ihnen bekommen. Und eines steht auf jeden Fall fest, mit Elisabeth ist noch lange nicht Schluss. Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als Mutter zu sein, zu beobachten, wie die Kinder heranwachsen, wie sie sich entwickeln, jedes zu einer eigenen kleinen Persönlichkeit.«

      Alexandra liebte ihre vier Nichten über alles, und sie konnte nicht genug davon bekommen, etwas über sie zu hören oder über sie zu reden.

      Aber jetzt war es nun ganz gewiss nicht der rechte Augenblick. Jetzt wollte sie mehr über Joe erfahren – was er gesagt, was er gefragt hatte.

      »Sabrina, ich liebe deine Kinder ebenfalls, und ich kann deine Begeisterung durchaus verstehen, aber jetzt möchte ich mehr über das Gespräch mit Joe …, Joachim, wissen.«

      »Alexandra, ich verstehe nicht ganz. Da gibt es nichts Spannendes zu berichten. Er hat gesagt, dass sein Rückflug über Zürich ganz schrecklich war, die Maschine hatte Verspätung, er hat gesagt, dass es unerträglich heiß ist, er viel zu tun hat, dass gerade ein neues, millionenschweres Projekt in Angriff genommen wird, und dann hat er gesagt, dass er wegen dieses Geschäftstermins in Eile ist. Ganz zum Schluss hat er nach deiner Adresse und Telefonnummer gefragt. Das habe ich dir doch schon erzählt. Ich habe ihm alles gesagt, und bestimmt wird er sich bald bei dir melden. Wenn das der Fall sein wird, sei locker und entspannt und vermassele dir nicht alles.«

      Alexandra musste ihre Enttäuschung unterdrücken.

      Das war alles gewesen?

      Was hatte sie denn erwartet?

      Sie konnte nichts sagen, was zur Folge hatte, dass Sabrina sich erkundigte: »Hallo, bist du noch da?«

      Alexandra riss sich zusammen.

      »Ja, ja«, sagte sie, und auch wenn es töricht war, weil Sabrina alles gesagt hatte, konnte sie es sich nicht verkneifen, doch noch eine Frage zu stellen. »Sag mal, Sabrina, und sonst hat er sich nicht nach mir erkundigt?«

      »Nein, Alexandra, wenn es so gewesen wäre, dann hätte ich es dir schon gesagt … Im Übrigen ist Joachim kein Mensch, der das, was ihn in seinem Inneren bewegt, mit anderen bespricht.«

      »Ich denke, ihr seid Freunde?«

      »Das sind wir, dennoch sind gewisse Themen tabu … Wart’s doch einfach ab. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Er wird sich bei dir melden, und ich bin überzeugt davon, dass alles gut wird … Ach, bei der Gelegenheit was anderes …, du hast doch mit Hubertus gesprochen, hat er da irgendwie erwähnt, dass er sich bald zurückziehen und einen seiner Söhne bestimmen will, seine Nachfolge anzutreten?«

      Sie hatten darüber gesprochen, aber sie hatte Hubertus versprochen, darüber Stillschweigen zu bewahren. Und auch wenn Sabrina ihre Schwester war und sie keine Geheimnisse voreinander hatten, würde sie keinen Vertrauensbruch begehen und darüber plaudern.

      Sie beantwortete die Frage nicht direkt, sondern antwortete mit einer Gegenfrage: »Wie kommst du denn darauf?«

      »Ich mein nur so, weil Hubertus ein paar merkwürdige Andeutungen gemacht hat. Ich reiß mich auf jeden Fall nicht darum, in den alten großen Kasten dort drüben einzuziehen. Hoffentlich geht der Kelch an uns vorüber. Ich fühle mich hier in meinem kleinen Jagdschlösschen pudelwohl und rundherum glücklich.«

      »Auch Schloss Greven kann man wunderschön herrichten, Sabrina. Das beste Beispiel ist doch das Fernsehzimmer, das du neu gestaltet hast. Das ist dir ganz fantastisch gelungen, und Hubertus, der eigentlich mehr an allem Alten hängt, ist hellauf begeistert. Er hat mir verraten, dass er sich in diesem Raum am liebsten aufhält, und wir haben dort auch unseren Tee eingenommen.«

      »Und er hat dir wirklich nicht gesagt, was er so plant? Dir gegenüber ist er sehr offen.«

      Wieder antwortete sie nicht direkt.

      »Sabrina, warum sollte er? Ich bin ein angeheiratetes Anhängsel. Gravierende Dinge wird Hubertus ganz bestimmt nicht mit mir, sondern mit seinen Söhnen und dir, als seiner Schwiegertochter, die er sehr gern mag, besprechen.«

      Das Thema wurde ihr zu heiß, sie wollte Sabrina nicht anlügen, kannte aber deren Art, so lange zu bohren, bis man sich verplapperte.

      »Ich finde, Hubertus ist wirklich ein sehr stattlicher Mann. Und sein Alter sieht man ihm nicht an. Das liegt bestimmt an all seinen sportlichen Aktivitäten … Er hat mir im Übrigen erzählt, dass Ariane ihn besuchen wird, zusammen mit ihrem amerikanischen Freund. Es scheint etwas Ernstes zu sein.«

      »Ja, ich weiß, darüber hat er mit uns auch gesprochen, wenn sie diesen Ami heiratet, dann geht Hubertus’ Wunsch nicht in Erfüllung, sie irgendwann wieder auf Greven bei sich zu haben.«

      »Hubertus ist ziemlich unglücklich darüber, dass er so wenig über Ariane weiß, dass er nichts von ihrer Kindheit, ihrer Jugend mitbekommen hat.«

      »Das finde ich auch ziemlich traurig, und ehrlich mal, Alexandra, ich finde es von Arianes Mutter ein wenig unverantwortlich, ihrer Tochter nicht erzählt zu haben, wer ihr Vater ist, auch Hubertus hätte es erfahren müssen. Es hätte ihn glücklich gemacht, zusammen mit seiner großen Liebe ein Kind zu haben, und er hätte sich vor der Verantwortung nicht gedrückt.«

      »Sabrina, ich kann Christine verstehen. Hubertus hat sie verlassen, weil seine Eltern wollten, dass er standesgemäß heiratet, und diesem Wunsch ist er nachgekommen, indem er Henriette geheiratet hat. Als sie sich Jahre später zufällig begegneten, war er verheiratet und Vater dreier Söhne. Jetzt, als Chef des Hauses Greven, hätte er seine Familie verlassen, aber das wollte Christine nicht, sie wollte seine Familie nicht zerstören und ihr Glück nicht auf dem Unglück einer anderen Frau aufbauen …, das finde ich sehr edel und nachvollziehbar, und Sabrina«, sie wechselte wieder das Thema, »das ist auch mein Problem … Ich liebe Joe …, Joachim, kann mir nichts Schöneres vorstellen, als den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen. Doch da ist noch Benita. Er hat ein Problem damit, sie zu verlassen, und ich habe es auch … Vielleicht …, nun, vielleicht hättest du ihm meine Telefonnummern, meine …«

      Sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn Sabrina fuhr barsch dazwischen: »Alexandra, hör bitte auf, nicht schon wieder diese alte Leier. Niemand auf der ganzen Welt muss aus lauter Edelmut mit jemandem zusammen sein …, zwischen Elmar und mir ist alles in Ordnung. Da könnte wer-weiß-nicht-wer kommen, niemand, ob Männlein oder Weiblein, könnte sich zwischen uns drängen, weil wir wissen, was wir aneinander haben. Das mit Benita und Joachim hatte von vornherein keine solide Grundlage … Er hat sich ihr zugewandt,


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