Die junge Gräfin 25 – Adelsroman. Michaela Dornberg

Die junge Gräfin 25 – Adelsroman - Michaela Dornberg


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      »Wie sieht es mit deiner Zeit aus, Lil«, wechselte sie das Thema. »Wir könnten uns wirklich wieder mal treffen, entweder in Kaimburg oder hier bei mir auf Waldenburg. Wie du weißt, kocht Monika nicht schlechter als ihre Vorgängerinnen Gesa und Klara.«

      »Eine gute Idee, natürlich ziehe ich den Komfort von Schloss Waldenburg jedem Restaurant in Kaimburg vor … Wir könnten ja auch mal wieder einen Mädchenabend machen. Irgendwie sind diese Treffen nach einigen Malen eingeschlafen, dabei war es doch mit Rita und Katrin immer recht lustig.«

      »Ja, ich fand es auch immer schön. Aber Rita ist schwer verliebt und will ihre Freizeit nur noch mit diesem jungen Rechtsanwalt verbringen. Und Katrin krempelt den Brehme-Hof vollkommen auf Bio um, sie hat die Hände voll zu tun und ist vermutlich froh, wenn sie abends nach getaner Arbeit die Füße hochlegen kann. Sie muss sich ja auch noch um ihren Vater kümmern, der ganz schön abgebaut hat in der letzten Zeit.«

      »Um Katrin mache ich mir Sorgen«, bemerkte Liliane.

      »Sorgen? Wieso? Sie ist auf dem elterlichen Hof doch so richtig in ihrem Element.«

      »Ja, ja, das ist sie. Aber die Durchführung ihrer Pläne kostet viel Geld. Ihre Reserven sind aufgebraucht, und der alte Bauer hat in den letzten Jahren so vor sich hingewerkelt, ohne Gewinne mit seiner Landwirtschaft zu erzielen. Katrin hat wohl versucht bei der Bank einen Kredit zu bekommen, aber die Herren haben natürlich abgewunken. Der Brehme-Hof mit den dazugehörenden Ländereien stellt zwar einen gewissen Wert dar, aber der lässt sich erst bei einem Verkauf realisieren, für Pläne, mögen sie noch so gut und fundiert sein, die zu erwartenden Erträge realisierbar, dafür geben dir diese grauen Anzüge von der Bank nichts. Die wollen positive Bilanzen sehen, nachweisbares Vermögen, das sich sofort verscherbeln lässt. Katrin hängt ganz schön am Fliegenfänger, ein Abend mit uns würde sie bestimmt aufheitern.«

      Alexandra war ganz betroffen.

      »Das wusste ich ja überhaupt nicht. Warum weißt du das alles? Warum redet sie nicht mit mir darüber? Ich bin doch auch ihre Freundin.«

      »Das würde Katrin nicht tun, obschon ihr befreundet seid, bist du immerhin auch noch die Gräfin Waldenburg, und vor den Waldenburgs haben alle Leute ringsum Respekt. Zu denen geht man nicht, um sich auszuweinen. Außerdem hast du ja viel für die Brehmes getan. Du hast Hubert Brehme den Hof abgekauft, als er ihn an eine Baugesellschaft abgeben wollte, die auf dem Grundstück Einfamilienhäuser errichten wollte. Du hast es getan, um diesen traditionsreichen Hof in seiner Subs­tanz zu erhalten ohne zu wissen, was du damit anfangen sollst. Und du hast ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, zu den Konditionen zurückgegeben, als Katrin in die Heimat zurückgekommen ist, um den Hof ganz im Sinne der Tradition weiterzubewirtschaften. Sie hat deswegen noch immer ein schlechtes Gewissen.«

      »So ein Quatsch, ich war froh, den Brehme-Hof wieder loszuwerden.«

      »Alex, darum geht es nicht. Katrin fühlt sich schlecht, weil sie die Bitten ihres Vaters, nach Hause zu kommen, ignoriert hat, während du sofort gesehen hast, dass Not am Manne ist, dass Hubert Brehme nicht mehr kann … Wenn du den Hof nicht gerettet hättest, dann wäre er jetzt zerschlagen, ein Jahrhunderte altes Bauerngeschlecht gäbe es auf eigener Scholle nicht mehr.«

      »Es ist gut gegangen, ich war zur rechten Zeit am rechten Ort. Ich muss unbedingt mit Katrin reden, damit sie sich diese verqueren Gedanken aus dem Kopf schlägt … Also gut, ich bin einverstanden, wann sollen wir das Treffen veranstalten?«

      »Morgen«, kam es sofort aus Lilianes Mund. »Das trifft sich sogar ganz wunderbar. Mein Liebster geht mit seinen Kumpels ein Bier trinken, vielleicht ziehen sie auch sonst noch ein wenig um die Häuser. Du weißt ja, Männer können manchmal wie Kinder sein.«

      »Das weiß ich nicht, denn ich habe keinen so reichen Erfahrungsschatz wie du. Aber es wundert mich schon, wie gelassen du das jetzt siehst. Als du noch mit Dr. Dammer verlobt warst, hättest du geschäumt, wenn er es gewagt hätte, einen Abend ohne dich zu verbringen.«

      »Ich könnte ja jetzt sagen, durch Schaden wird man klug. Aber das trifft nicht den Kern der Sache … Mit Lars war das wohl eher so was wie eine pubertäre Geschichte, wir haben beide geklammert, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Mit Mark ist es anders, wir begegnen uns auf Augenhöhe, und wir haben ein Urvertrauen zueinander. Ich bin bei ihm, er ist bei mir angekommen,

      und das lassen wir uns durch Spielchen, Machtkämpfe, Eifersuchtsszenen oder ähnliches nicht kaputtmachen. Im nächsten Monat ist seine Scheidung durch, und dann werden wir, sobald es dem Gesetz nach möglich ist, heiraten. Er ist der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, und da ich eine Ehe hinter mir habe und eine geplatzte Verlobung weiß ich, wovon ich rede. Mark weiß auch, was er an mir hat. Er würde mich für alles Geld, für alles Gold der Welt nicht mehr hergeben …, wir wissen, dass wir füreinander bestimmt sind. Wir haben wohl aufeinander gewartet.«

      »Nur, liebe Lil, um dich zu bekommen, hat er sich von seiner Frau getrennt. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ein bisschen baust du dein Glück schon auf einem Scherbenhaufen auf.«

      Lil seufzte.

      »Wieso fängst du immer wieder davon an, Alex? Weil für dich die Ehe unauflöslich ist, weil man nach deinem Dafürhalten ein Leben lang auf Gedeih und Verderben zusammenbleiben muss? Schön, du hast leuchtende Vorbilder. Die Ehe deiner Eltern ist beispielhaft, die lieben sich wirklich, und auch Sabrina und Elmar haben anscheinend das große Los gezogen, aber die Ehe deines Bruders Ingo ist gescheitert, obwohl Marion für ihn so etwas wie ein Sechser im Lotto war. Und was Mark und seine Frau anbelangt …, die Ehe war schon lange kaputt, sie haben sich gegenseitig betrogen, sie hatte schon vor ihm einen neuen festen Freund. Nur das Geschäft hat sie noch zusammengehalten, sie waren sich aber immer im Klaren darüber, dass sie sich scheiden lassen würden, wenn einer von ihnen das will, um neu heiraten zu können. Sie haben sogar einen gemeinsamen Anwalt genommen, und sie haben keinen Rosenkrieg geführt, sondern wie es unter zwei Erwachsenen eigentlich üblich sein sollte, alles gerecht aufgeteilt. Sie können sich auch nach der Scheidung begegnen, ohne Groll aufeinander haben zu müssen, sondern mit angenehmen Erinnerungen an eine schöne, ­gemeinsame Zeit. Zum Glück haben sie nicht vor, hinterher Freunde ­bleiben zu wollen, so was halte ich persönlich für einen ausgemachten Unsinn. Denn jeder vernünftige Mensch fragt sich dann doch, warum sie sich überhaupt haben scheiden lassen, wenn sie es so gut miteinander können … Alex, liebste Freundin, ich habe mich in nichts gedrängt. Ich hätte die Königin von Saba sein können, wenn es zwischen Mark und seiner Frau gestimmt hätte, hätte er mich nicht einmal angesehen.«

      Alexandra hatte eigentlich mit Liliane über Joe sprechen wollen, Lil kannte die ganze Geschichte, aber irgendetwas hielt sie zurück. Sie würde mit ihr darüber reden, aber heute nicht. Es sei denn, Lil käme auf das Thema.

      Das war zum Glück nicht der Fall, sie begann unvermittelt über ihren Job zu sprechen, das, was Mark und sie noch alles planten, und dann erzählte sie, dass Dr. Lars Dammer, ihr Ex-Verlobter, sich wieder sehr um sie bemühte.

      »Lil, meine Meinung dazu kennst du. Du bist in einer festen Beziehung, weißt, dass du mit Mark zusammenbleiben willst. Für mich bist du, entschuldige bitte, so etwas wie der Esel, der aufs Eis tanzen geht. Lars hat sich nicht gerade gentlemanlike benommen, ihr hattet eine Auf-und-Ab-Beziehung. Jetzt ist Ruhe in dein Leben eingekehrt. Warum setzt du alles aufs Spiel? Nur, weil seine Bewunderung deinem Ego guttut? Du willst ihn doch überhaupt nicht zurückhaben.«

      »Halt, stop mal, liebe Alex. Ereifere dich nicht sofort, ich habe es längst begriffen, dazu hast du mir bereits viel zu sehr ins Gewissen geredet. Ich will ihn nicht, und ich habe ihm, deinem Rat folgend, all seine Briefe zurückgeschickt und ihm klargemacht, dass unser Weg zu Ende ist, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft mehr geben kann. Dennoch hat er es wieder versucht, und wenn du mich hättest ausreden lassen und nicht gleich vorgeprescht wärst mit deinen moralischen Bedenken, dann hätte ich dir gesagt, dass ich ihm verbeten habe, mich nochmals zu belästigen, ich habe ihm geschrieben, dass ich sehr bald heiraten werde, was ja auch stimmt, und an ihn appelliert, nicht die Erinnerungen an eine doch recht nette gemeinsame Zeit zu zerstören, die durchaus auch ihre Highlights hatte … Es war gemein, aber ich


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