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betrachte ihre hellblauen Augen. Meine Idee war so schön! Aber leider mit ein paar relevanten Nachteilen behaftet.

      „Unabhängig von Loiker: Wie geht es danach weiter?“

      „Wir gehen auf den Zao-Skeg und dann nach unten.“

      „Einfach so?“

      „Wir nehmen die Brücke, die eigentlich auf den übernächsten Skeg führt. Keine Ahnung, wie hoch sie ist, aber nicht höher als die Decke mit den komischen Schmetterlingen.“

      „Du meinst also, wir gehen auf der Brücke. Also, wirklich auf ihr, nicht in ihr.“

      „Genau. Und klettern dann am Aufzug nach unten. Mit etwas Glück bemerkt uns niemand. Sie haben vermutlich noch nicht wirklich begriffen, dass wir übermenschliche Kräfte haben und sind nicht darauf vorbereitet.“

      „Klettern am Aufzug nach unten? Hast du gesehen, wie tief das ist?“

      „Hab ich. Wird ein bisschen dauern.“

      „Ein bisschen.“ Sie grinst. „Okay. Lass uns hier auf diesem Skeg ein Versteck für Loiker suchen.“

      „Okay.“ Ich halte sie fest, um noch ein wenig in ihren blauen Augen zu versinken. Dann küsse ich sie sanft. Und dann weniger sanft. Bis sie sich keuchend von mir löst.

      „Ich würde wirklich sehr, sehr gerne weitermachen“, sagt sie. „Aber lass uns ausnahmsweise mal vernünftig sein.“

      „Na schön. Aber wirklich nur ausnahmsweise. Ausnahmsweise bedeutet, dass wir das nächste Mal unvernünftig sein dürfen.“

      „Deal.“

      Wir kehren zurück zu den beiden, die uns angespannt oder neugierig beobachten.

      Ich gehe vor Roakan in die Hocke. „Hör mir sehr gut zu. Ich stelle jede Frage genau einmal und erwarte unverzüglich eine wahre und geboten ausführliche Antwort. Verstanden?“

      Er nickt.

      „Befindet sich auf diesem Skeg noch etwas anderes als diese Zuchtstation?“

      „Nichts was wir gebaut hätten. Zu Zao-Skeg hin ist offene Fläche, damit alle, die sich ihm nähern, frühzeitig gesehen werden. Zur anderen Seite hin ist Wald.“

      „In Ordnung. Weißt du, was in dem Wald essbar und trinkbar ist?“

      „Was?“

      Als ich seinen nächsten Finger packe, schreit er auf: „Warte, warte! Ja, das weiß ich!“

      „In Ordnung. Wie wahrscheinlich ist es, dass hier, auf diesem Skeg, nach uns gesucht wird?“

      „Im Moment unwahrscheinlich. Aber wenn die Arbeiter hier mitbekommen, dass ich entführt wurde, und das wird früher oder später geschehen, dann ...“

      „In Ordnung. Wir gehen jetzt in den Wald. Führe uns, möglichst unauffällig. Steck deine Hand in die Jackentasche.“

      „Das tut weh!“

      „Es wird noch viel mehr wehtun, wenn du nicht gehorchst. Los jetzt!“

      Mit einem leidenden Gesichtsausdruck und vorsichtig schiebt er die Hand mit dem gebrochenen Finger in die Jackentasche. Ein wenig tut er mir schon leid, andererseits ist mir klar, dass er wenig zimperlich mit uns umgehen würde. Um so ein hohes Amt zu bekleiden, darf man sich nicht unnötig mit Skrupeln belasten.

      Katharina geht neben ihm her, Loiker und ich folgen den beiden.

      „Was habt ihr vor?“, erkundigt sich Loiker leise.

      „Wir wollen nach unten, aber du bleibst hier. Zusammen mit ihm. Ich denke, der Wald ist groß genug, dass ihr euch dort versteckt halten könnt.“

      „Warum darf ich nicht mit?“

      „Kannst du außen an einem Aufzug ganz nach unten klettern?“

      Er denkt kurz nach. „Das ist ganz schön tief. Könnt ihr das denn?“

      Ich zucke die Achseln. „Keine Ahnung. Aber wir springen notfalls runter und erholen uns wieder. Du nicht.“

      „Ist ein Argument. Und was mache ich, wenn seine Leute hier auftauchen?“

      „Geh ihnen aus dem Weg.“

      „Ein guter Ratschlag, ich werde ihn befolgen“, erwidert er grinsend.

      In der Zwischenzeit erreichen wir den Rand der Zuchtstation und betreten den angrenzenden, roten Wald. Nach einigen Minuten höre ich etwas plätschern, bald darauf stoßen wir auf einen Wasserlauf.

      Den wir entgeistert anstarren.

      „Hier gibt es Wasser?“, erkundige ich mich schließlich.

      „Ja. Wir müssen ja auch trinken.“

      „Und wo kommt das her?“

      „Es entsteht an einigen Stellen aus Sal-Nom.“

      Hätte ich mir ja denken können. Ich schaue Katharina kurz an und will dann Loiker bitten, sich nach einem geeigneten Lager umzusehen, als ich etwas höre, was mir gar nicht gefällt. Katharinas Hand auf meiner Schulter beweist, dass sie es auch gehört hat.

      „Sie sind da“, sagt sie.

      „Wer?“, fragt Loiker.

      „Die Lustwächter. Das bedeutet Planänderung.“

      „Oh.“ Er tritt schnell zu Roakan und legt die Hand auf seinen Mund. „Dann macht, dass ihr wegkommt. Ich kümmere mich um den hier.Willst du dein Schwert haben?“

      Ich starre ihn an. Doch schließlich muss ich anerkennen, dass er recht hat. Nach einem kurzen Blick auf Katharina verneine ich kopfschüttelnd.

      „Was hast du vor?“

      „Ich werde mich mit ihm auf den Nachbarskeg verziehen. Wenn er etwas tut, was er nicht soll, wende ich die bewährte Methode an.“ Er grinst Roakan an. „Und wenn er gar nicht mitspielt, schneide ich ihm die Kehle durch.“

      „Klingt vernünftig“, erwidert Katharina. „Dann sollten wir uns auf den Weg machen, Schätzchen.“

      Auch sie hat recht. Das Auftauchen der Lustwächter bringt unseren Plan vielleicht etwas durcheinander, aber eigentlich ändert sich gar nichts. Wie denn auch?

      „Na los jetzt“, sagt Loiker. „Findet sie und holt mich ab. Ich verlasse mich auf euch!“

      Ich nicke, dann trete ich zu ihm und gebe ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Schließlich packe ich Katharinas Hand und laufe los.

      „Bist du noch verliebt in ihn?“, erkundigt sich Katharina beim Laufen.

      „Was ist los? Hast du sonst keine Sorgen?“

      „Och, Sorge ist übertrieben. Ich bin nur neugierig.“

      „Ich war noch nie in ihn verliebt! Ich finde ihn nett, er kann gut ficken, hat einen funktionierenden Verstand, aber ich bin nicht in ihn verliebt!“

      „Okay, okay.“

      Zwischendurch laufen wir ziemlich schnell durch den roten Wald, wobei ich darauf hoffe, dass der Skeg nicht plötzlich einfach so endet, sonst sind wir schneller unten als geplant.

      „Ernsthaft. Bist du eifersüchtig, weil ich ihn geküsst habe?“

      „Nein.“

      „Du lügst.“

      Sie bleibt stehen. Ich laufe ein paar Schritte weiter, dann drehe ich mich um und gehe zu ihr zurück. Sie mustert mich mit einem undefinierbaren Ausdruck. Ich nehme ihr Gesicht zwischen die Hände und küsse sie. Nicht wie Loiker, sondern leidenschaftlich, wild. Wie ich nur noch sie küsse.

      „Echt jetzt, Katharina“, sage ich danach, ohne sie loszulassen. „Ich liebe dich. Nur dich.“

      „Ist gut.“

      Ich muss


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