Fiona - Liebe. Zsolt Majsai

Fiona - Liebe - Zsolt Majsai


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aber erstens nicht wirklich freiwillig und zweitens war es zu der Zeit völlig normal.“

      „Auch wieder wahr. Ist eh alles wie ein Porno hier. Wenigstens mit einer Geschichte.“

      „Wie viele Pornos hast du denn gesehen? Und wie viele mit einer echten Story?“

      „Gesehen habe ich dank Greg ziemlich viele, aber da war keiner mit einer Story dabei. Und du?“

      „Einige. Und in einem habe ich sogar mitge...“ Sie beißt sich auf die Unterlippe und errötet.

      Ups?

      „Du hast in einem Porno mitgespielt?!“, frage ich entgeistert.

      „Ist lange her.“

      „Aber warum denn?“

      „Ich war neugierig. Es gab Geld dafür. Und es gab eine Story. Können wir jetzt über etwas anderes reden?“

      „Nein. Das interessiert mich jetzt.“ Ich ziehe sie an mich und schaue in ihre Augen. Vor allem, um mich abzulenken. Die Vorstellung, dass dieser Mund andere geküsst hat und was sonst noch in einem Porno ein Mund machen kann, finde ich gleichzeitig erregend und furchtbar.

      „Was genau willst du denn überhaupt hören? Ganz abgesehen davon, dass ich in dem Porno nichts gemacht habe, was wir nicht auch schon zusammen gemacht haben.“

      „Nichts?“, erkundige ich mich.

      „Soll ich es jetzt aufzählen, damit du es abgleichen kannst?“

      „Hm.“

      Ich würde das Gespräch durchaus gerne so weiterführen, aber Loiker tippt auf meine Schulter. „Lustwächter.“

      Wir sehen Roakan an. „Ist es ungewöhnlich, wenn zwei Frauen sich umarmen?“

      „Ja.“

      „Es ist nicht hilfreich, dass du uns nicht gewarnt hast.“ Ich lasse Katharina los und mustere die beiden Lustwächter, die auf uns zukommen. Sie wirken erstaunt, was an der Anwesenheit des Obersten Lustwächters liegen dürfte.

      Katharina tritt an seine Seite und lächelt ihn an. „Was auch immer du sagen musst, damit sie sich nicht mehr mit uns beschäftigen, sag es.“

      Ich helfe ihm bei der Entscheidung, das Richtige zu tun, indem ich an seine andere Seite trete, natürlich auch lächelnd. Lächeln können wir beide, Katharina und ich, das haben wir als Unternehmerinnen gelernt. Wobei ich noch mehr und öfter im Rampenlicht stand als sie, doch auch sie beherrscht das perfekte Lächeln, um die Zähne zu zeigen. Ist ja klar, so als Schauspielerin …

      „Was wollt ihr?“, blafft Roakan die beiden offensichtlich irritierten Soldaten an.

      „Verzeih, wir haben dich nicht gesehen und ...“

      „Gut. Jetzt habt ihr mich gesehen. Geht und erledigt eure Arbeit!“

      „Selbstverständlich, Oberster Lustwächter!“ Die beiden nicken ihm zu und ziehen von dannen. Immer noch sehr irritiert. Ich hoffe nur, sie belassen es dabei, irritiert zu sein. Ich beginne, Roakan ein bisschen zu mögen. Ihn zu töten, würde mir langsam nicht gefallen.

      „Wir mischen uns unter die Leute“, sagt Katharina und zwingt Roakan mitzugehen, indem sie einen Arm um ihn legt. Natürlich lächelnd.

      Ich hake mich bei Loiker ein. „Da diese Gesellschaft anscheinend auch noch homophob ist, tun wir jetzt mal so.“

      „Ich kann nicht behaupten, dass es mir unangenehm wäre“, erwidert er. „Gehört das Küssen denn dazu?“

      „Willst du ewig leben?“, erkundigt sich Katharina.

      „Alles klar!“

      Wir schlendern über den Markt. Ich nutze die Gelegenheit, über die nächsten Schritte nachzudenken. Unabhängig davon, was wir Roakan erzählt haben, steht es ja wohl fest, dass wir mit roher Gewalt nicht vorgehen können. Schon allein wegen Loiker. Aber auch, weil unsere Chancen, überhaupt irgendjemanden da unten zu finden, gegen Null gehen dürften, wenn alle Lustwächter hinter uns her sind. Ein subtiler Plan wäre also definitiv von Vorteil.

      Eine, nicht bevorzugte, Möglichkeit, wäre es, dass wir uns trennen. Dazu müssten wir Loiker irgendwo sicher unterbringen. Dann hätten Katharina und ich ganz andere Möglichkeiten.

      Durchaus auch subtile.

      So oder so, ich muss mir so einen Gefängnis-Skeg mal ansehen. Danach fällt mir bestimmt was ein.

      Später setzen wir uns an einen Stand, wo Speisen und Getränke verteilt werden. Roakan sitzt zwischen Katharina und mir, Loiker rechts von mir.

      Die Auswahl ist nicht groß. Zu trinken gibt es Skour, was wir bereits aus Roakans Haus kennen, zu essen verschiedene Varianten dieses komischen Flügels. Wenigstens stellt sich hier die Frage, ob vegan oder nicht, gar nicht erst. Und besser als die ominösen Fleischhäppchen von Godda ist es alle Male.

      „Und, hast du schon eine Idee?“, erkundigt sich Katharina, während sie an ihrem Getränk nippt.

      „Wieso ich?“

      „Weil du gerade intensiv nachgedacht hat. Ein bisschen kenne ich dich ja noch.“

      Ich schenke ihr ein Lächeln. „Leider nicht wirklich. Aber ich würde mir gerne so einen Skeg mal aus der Nähe ansehen, Roakan. Einen mit Gefängnis und Aufzug.“

      „Ich sagte doch, das geht nicht.“

      „Du hast nur gesagt, dass die Lustwächter da nicht auf dich hören. Muss ich etwa an deiner Hilfsbereitschaft zweifeln?“

      „Nein“, murmelt er.

      Ich würde gerne dieses Thema weiter mit ihm erörtern, um seine Motivation, vernünftig mitzuarbeiten, ein wenig zu steigern, doch dann schrillen meine Alarmglocken.

      Auch Katharina spannt sich plötzlich an.

      Es sind Lustwächter. Die beiden von eben und zwei weitere. Sie halten zielstrebig auf uns zu, was mir gar nicht gefällt.

      „Hast du sie irgendwie gewarnt?“, frage ich Roakan, dabei halte ich seine Hand fest, und zwar so, dass er leise aufstöhnt.

      „Nein! Sie müssen misstrauisch geworden sein.“

      „Wie oft sieht man dich hier?“

      „Gar nicht.“

      „Also erledigt deine Frau die Besorgungen?“

      Er nickt.

      „Scheiße“, sagt Katharina. „Hätten wir uns aber auch denken können.“

      „Hätten wir. Haben wir aber nicht.“ Ich sehe Roakan an, ohne den Griff um seine Hand zu lockern. „Kriegst du das hin oder müssen wir sie töten?“

      „Ich weiß es nicht“,antwortet er fast weinerlich. „Wenn sie denken, ich befinde mich in Schwierigkeiten, dann ...“

      „Sie denken es ja richtig, aber sie selbst befinden sich in noch größeren Schwierigkeiten.“ Ich mustere das eingepackte Schwert, das Loiker festhält. Damit ginge es schnell und leise.

      Loiker scheint meine Gedanken zu erraten, denn er lockert den Stoff um den Griff, ohne dass gleich zu erkennen wäre, was er bei sich hat.

      Wir beobachten die Lustwächter, die nun bei uns ankommen.

      „Verzeih, Oberster Lustwächter“, sagt derjenige, der auch vorhin gesprochen hat. „Wir haben dich hier noch nie gesehen, es wäre wichtig, dass du uns begleitest. Wir müssen dir etwas zeigen, jetzt, wo die Gelegenheit da ist.“

      Er lügt, eindeutig.

      Ich schenke ihm ein Lächeln. „Siehst du nicht, dass er beschäftigt ist? Kommt später wieder!“

      „Es ist wichtig“, erwidert er und legt die Hand auf seine Pistole.

      „Dann wird es auch später noch wichtig sein. Wo ist


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