Fiona - Liebe. Zsolt Majsai

Fiona - Liebe - Zsolt Majsai


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schon“, flüstere ich zurück. „Es würde mich sogar nicht wundern, wenn dieses Universum die Vorlage für unseres gebildet hätte.“

      „Autsch.“

      „Du weißt aber schon, was Vorlage bedeutet?“

      „Natürlich, du Wahnsinnige.“

      Und ich merke schon wieder, wie ich nass werde, allein durch ihre Nähe, denn wir berühren uns jeweils beim Sprechen mit den Lippen, außerdem sitzen wir auf Tuchfühlung. Wie soll sich da ein armes Mädchen wie ich auf die wichtigen Dinge konzentrieren können?

      „Wie viele Schwänze hast du eigentlich?“, fragt Katharina in die entstandene Stille hinein plötzlich.

      Wir starren sie alle entgeistert an.

      „Was? Als Oberster Lustwächter muss er doch was Besonderes sein! Genau wie dieser Multischwanzchef.“

      „Multischwanzchef?“

      Sie zuckt grinsend die Achseln.

      Ich wende mich nach rechts, wo Roakan sitzt. „Du hast es gehört? Wieso bist du Oberster Lustwächter? Müsstest du dann nicht fast genauso viele Schwänze haben wie Szoki Bucca?“

      „Niemand ist annähernd so lustvoll wie Szoki Bucca“, erwidert Roakan düster. „Ich habe drei.“

      „Drei Schwänze?“, hakt Loiker nach.

      „Ja.“

      „Und nur zwei Kinder?“, platzt es aus mir heraus. „Oder … Oh Scheiße, ich will das nicht!“ Ich presse die Lippen zusammen und starre die gegenüberliegende Wand des Skonkan an.

      „Was oder?“, erkundigt sich Katharina.

      „Na ja, vielleicht hat Reka nur zwei … Ach, egal. Unser Gespräch bewegt sich auf einem unglaublich unterirdischen Niveau.“

      „Hast du eine bessere Idee? Wenn wir allein wären, dann …„ Sie hält inne, vermutlich wurde ihr gerade bewusst, wie sehr auch sie sich von den Pheromonen oder was auch immer hier in der Luft herumschwirrt, beeinflussen lässt.

      „Reka entstammt einem älteren Geschlecht als ich und hat vier. Aber keine Frau darf Oberste Lustwächterin sein.“

      „Na toll“, bemerke ich. „Noch so eine Machogesellschaft.“

      „Es muss einen Grund haben, warum du ausgerechnet hier gelandet bist“, sagt Katharina.

      „Wie meinst du das denn?“

      „Denk doch mal nach, Schätzchen. Die … sie wissen ja, wie du darauf reagierst und finden es bestimmt lustig.“

      „Das traue ich ihnen sogar zu“, erwidere ich. „Trotzdem finde ich es zum Kotzen.“

      „Eben. Aber vielleicht wäre es trotzdem schön, diese Welt nicht in Schutt und Asche zu legen.“

      „Hey, ich war das bei keiner! Frag ihn!“ Ich deute auf Loiker.

      „Also zumindest in unserer haben es die Bewohner auch ganz allein geschafft“, nickt der.

      „Hast du gehört?“

      „Schon okay, Schätzchen, war nicht ganz ernst gemeint. Ich wollte damit auch nur sagen, dass sie vielleicht das Interesse an dir verlieren, wenn du mal anders reagierst und dich nicht davon provozieren lässt.“

      „Hm.“ So ganz unlogisch klingt das nicht. Auch wenn ich nie Psychologie studiert habe … Wobei, das stimmt ja nicht ganz. Ob ich auch auf das Wissen der Profilerin zurückgreifen kann?

      Scheiß drauf, das kriege ich auch so noch hin. Zumal es zur Ausbildung als Kampfsportlerin gehört, sich nicht provozieren zu lassen und zu deeskalieren.

      Und eigentlich weiß ich das alles sowieso. In meiner Zeit als CEO habe ich das wunderbar hinbekommen. Nur ist das überhaupt nicht vergleichbar mit meinem jetzigen Leben. Heimatlos, Ex-Auserwählte, Vertriebene, …

      Hör lieber auf, sagt die Andere. Oder willst du vor Roakan losheulen?

      Ich will es nicht, ganz sicher nicht. Ich atme tief durch und schaue Katharina an, die mich interessiert beobachtet.

      „Wieso schüttelst du mich nicht?“, erkundige ich mich.

      „Ich wollte mal sehen, ob der Zustand auch von alleine aufhört.“

      „Aha. Ich denke, wenn man mich einfach mal zu Ende denken lässt.“

      „Und, was ist das Ergebnis deines Denkens?“

      „Dass du recht hast und ich mich nicht provozieren lassen sollte.“

      „Und für diese Erkenntnis hast du so lange gebraucht?“

      Ich setze schon zu einer gepfefferten Antwort an, als mir klar wird, was sie tut.

      Als ich den Mund wieder schließe und ausatme, lächelt sie leicht. „Geht doch.“

      „Ich glaube, es ist noch ein langer Weg, bis es wirklich zuverlässig klappt“, erwidere ich. „Und sie werden es nicht einfach so hinnehmen, sondern den Schlüsselreiz verstärken.“

      „Wow. Bist du Psychologin geworden?“

      „Nicht ich.“

      Sie braucht einen Moment, bis sie versteht. Dann grinst sie breit. „Ach ja, die habe ich vergessen. Ganz praktisch.“

      „Na ja. Da ist ja noch mehr, nicht nur Praktisches.“

      Sie grinst noch breiter, sagt aber zum Glück nichts weiter. Ich schaue die beiden Jungs an, denen man anmerkt, dass sie nicht die geringste Ahnung haben, worüber wir da gesprochen haben.

      Ist wohl auch besser so.

      „Hör zu, Roakan, ist der Nachbarskeg so aufgebaut wie die anderen, die wir bisher kennengelernt haben?“

      „Alle sind so aufgebaut. Es gibt den Vagy und um diesen herum andere Sachen.“

      „Wie den Markt? Oder eine Siedlung?“

      „Siedlung?“

      „Na ja, Häuser. Zum Wohnen.“

      „Genau.“

      „Und was gibt es auf dem Skeg, zu dem wir gerade fahren?“

      „Eine der Zuchtstationen für die Skonkan.“

      Skeg 119. Wir waren demnach etwa drei Stunden unterwegs und befinden uns seit etwa zwölf Stunden in dieser Welt. Und ich habe sie jetzt schon satt.

      Oh Mann.

      Irgendwie trifft es der Name Zuchtstation ganz gut. Ein Paradies für Biologen, dieser Skeg. Neben dem obligatorischen Vagy gibt es hier nur Gebilden, die auf den ersten Blick an gläserne Gräber erinnern. Also an Schneewittchen. Allerdings liegen darin keine Leichen herum, auch keine halben, sondern die Wasauchimmer, aus denen mal ein Skonkan wird.

      In diesem Stadium haben sie noch keine Öffnung im Rücken und auch keine Fahrkabine in sich. Sie sind auch deutlich kleiner als ihre in Dienst genommene Kollegen. Sie leben und gedeihen in einem künstlichen Biotop. Roakan nannte das anders, aber darauf läuft es hinaus. Ein wenig wie gigantische Regenwürmer.

      Sobald sie ausgewachsen sind, beginnt der spannende Teil. Und der widerwärtige. Sie werden aufgeschnitten und bekommen eine Box eingepflanzt. Jedenfalls etwas Ähnliches. Erinnert ein wenig an ein eckiges Ei. Dann wird die Wunde wieder zugemacht. Mit einer Art Reißverschluss.

      Als Roakan uns ein Exemplar zeigte, das gerade diese Prozedur über sich ergehen lassen musste, wurde selbst mir beinahe schlecht.

      „Es tut ihnen nicht weh“, bemerkte Roakan.

      „Woher zum Teufel willst du das denn wissen?!“

      „Sie würden bestimmt schreien, wenn sie Schmerzen hätten.“

      „Schreien? Womit denn?“

      Ich


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