Familie Dr. Norden Classic 48 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Familie Dr. Norden Classic 48 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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denken, wie er dich sehen wollte. Triff dich mit Hartmut oder Konni, die würden sich bestimmt freuen, mal wieder mit dir zu reden.«

      »Das kann ich doch den Kindern nicht antun. Wir waren immer nur mit Joe zusammen.«

      Daniel seufzte. »Wenn du immer nur daran denkst, was du den Kindern nicht antun möchtest, kriegst du dein Leben nie mehr auf die Reihe. Denk lieber daran, was sie dir antun, indem sie dir keine Freiheit gönnen. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, daß du dich immer nur um sie kümmerst und sie sich nie um dich.«

      Franziska versuchte ein Lächeln.

      »Du hast gesprochen! Ich werde mir Mühe geben, deinen Rat zu befolgen.«

      »Du wirst sehen, es geht. Und schau mal in die Zeitung mit den Stellenangeboten. Es wäre gelacht, wenn nicht auch etwas für dich dabei wäre und wenn es nur vorübergehend sein sollte, damit deine Trabanten mal merken, daß die Mutter nicht kuscht. Was treiben sie denn zur Zeit überhaupt?«

      »Jannick hat für September einen Studienplatz für Informatik. Er jobbt und scheint ganz gut zu verdienen. Jedenfalls hat er sich ein Auto gekauft. Bibi weiß noch nicht recht, was sie werden will. Fotografin oder vorerst mal Modell. Sie ist ständig auf Castings, aber sie braucht eben viel Zeit für ihren Freund Alex, und dem traue ich manches zu, aber nichts Gutes.«

      »Sie muß ihre Erfahrungen auch selbst machen, Franzi. Und warum will Ruben mit der Schule aufhören?«

      »Weil er keinen Bock mehr hat. Er will auch jobben und ein Auto haben. Studieren will er schon gar nicht, weil man dann doch keine Stellung bekommt. Am liebsten würde er wohl auch Regisseur werden. Daß einem das nicht zufliegt, scheint er nicht zu begreifen. Ich habe damals gelacht, wenn Joe gesagt hat, daß die schwierigen Jahre erst kommen. Er hatte nicht vergessen, wie er gewesen war. Aber er hat nicht gedacht, daß ich dann allein sein würde.«

      »Es ist hart, ich verstehe das, Franzi, aber denk jetzt wirklich mal an dich, daß du ein Recht auf ein eigenes Leben hast und die Kinder dir das zubilligen müssen, da sie von dir auch Toleranz erwarten.«

      »Aber wenn sie nun den falschen Weg einschlagen? Ich habe solche Angst davor, Daniel.«

      »Wenn du alles hinnimmst, kannst du das auch nicht verhindern. Du kannst ihnen zu verstehen geben, daß immer eine Tür für sie offen ist, aber wenn sie eigene Wege gehen wollen, kannst du sie nicht festbinden, mit aller Liebe nicht. Sie werden erst einsehen, was sie an ihrer Mutter haben, wenn du nicht mehr für alles sorgst. Du findest bestimmt die richtigen Worte, um ihnen zu erklären, worum es dir geht. Nur fest mußt du bleiben und dich nicht durch Schmeicheleien umstimmen lassen.«

      »Ich werde es beherzigen.«

      »Dann möchte ich dir noch einen Spruch mit auf diesen Weg geben, Franzi: Wenn du nicht an dir Freude hast, die Welt wird dir nicht Freude machen. Und du kannst noch viel aus deinem Leben machen.«

      »Ich danke dir, Daniel. Du bist ein guter Freund.«

      »Und du bist ein guter Mensch, Franzi, und wirst auch immer eine gute Mutter sein, wenn du jetzt auch mal mit der Faust auf den Tisch schlägst.«

      »Mal sehen, was sie dann sagen.«

      Jetzt lächelte sie wirklich und sah gleich viel jünger und zuversichtlicher aus.

      Sie tat noch ein übriges, bevor sie heimfuhr. Sie ging zum Friseur und ließ sich einen neuen Haarschnitt verpassen. Sie beschloß auch, wieder einmal zur Kosmetikerin zu gehen. Das hatte sie seit Jahren nicht mehr getan, hatte nur immer gedacht, was die Kinder alles brauchten, denn die Rente, die sie für diese bekam, hatte sie auf deren Konten eingezahlt.

      Als sie zu Hause ankam und aus ihrem Wagen stieg, kam Bibis Freund Alex aus dem Haus gestürzt. Er sah wütend aus, rannte an Franziska vorbei, ohne zu grüßen, sprang in sein Cabrio und fuhr mit aufheulendem Motor davon. Vielleicht ist das der richtige Tag, um reinen Tisch zu machen, dachte Franziska.

      Mit betont gleichmütiger Miene betrat sie das Haus. Bibiane kam aus dem Bad. Sie sah verheult aus. Franziska tat, als bemerke sie das nicht.

      »Wo kommst du denn jetzt erst her?« fragte das Mädchen gereizt.

      »Bin ich dir Rechenschaft schuldig? Was sagst du, wenn ich dir solche Frage stelle?«

      Bibiane starrte sie sprachlos an. »Das ist doch was anderes«, sagte sie trotzig. »Du fragst ja auch nicht, was los ist. Du hast doch sicher gesehen, wie Alex rausgerast ist.«

      »Mir ist dein Freund gleichgültig. Ich habe dir schon mal gesagt, daß ich ihn nicht mag. Es ist deine Angelegenheit, wie er sich benimmt.«

      »Du bist vielleicht komisch«, murrte Bibiane. »Ich habe eine Rolle in einer Daily-soap bekommen, und das paßt ihm nicht.«

      Sonst hätte Franziska gefragt, was das denn für eine Rolle sei, aber diesmal fragte sie nicht.

      »Wie schön für dich, das wolltest du doch schon lange.«

      »Es ist aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe.«

      »Dann ist es wohl keine Hauptrolle«, sagte Franziska und konnte nicht verhindern, daß es spöttisch klang.

      »Nörgelst du auch an mir rum?«

      In Bibianes Augen blitzte es zornig.

      »Ich nörgle nicht. Ich finde es gut, daß du mal beweisen kannst, ob du Talent hast.«

      »Wenn ich kein Talent hätte, hätten sie mich nicht genommen. Alex ist wütend, weil ich nicht nach Jamaica fliegen kann.«

      »Hatte er dich dazu eingeladen?«

      Bibiane war irritiert. »Das natürlich nicht. So viel Geld hat er auch nicht, aber ich habe mir schon gedacht, daß du dann wieder Theater machst und sagst, daß du dafür kein Geld hast.«

      »Ich habe tatsächlich nicht so viel Geld.«

      »Aber zum Friseur gehen kannst du! Meinst du, ich sehe das nicht?«

      »Seit einem Vierteljahr mal wieder. Wie oft gehst du?«

      »Liebe Güte, du bist aber nicht gut drauf«, sagte Bibiane und verschwand in ihrem Zimmer.

      Franziska atmete tief durch. Die erste Klippe hatte sie überstanden. Eigentlich war es gar nicht so schwer gewesen. Sie wusch sich im Bad die Hände und betrachtete sich prüfend im Spiegel.

      Ich muß an mir Freude haben! dachte sie.

      In der Küche bereitete sie das Abendessen vor. Sie wußte nicht, wer kommen würde, aber sie wollte jedenfalls noch einmal ein Essen auf den Tisch bringen, bevor sie dann die Rechnung aufmachte, wie Daniel ihr geraten hatte.

      *

      Ruben kam kurz nach achtzehn Uhr.

      »Hallo, Mami, wann gibt’s Essen?« war seine Begrüßung.

      »Wenn Jannick da ist.«

      »Und wenn er wieder spät kommt? Ich habe Mordshunger.«

      Sie wurde schon wieder weich, als sie ihn ansah. Er war ein hübscher Junge, einen halben Kopf größer als sie.

      »Ich habe ein tolles Match gehabt mit Piet Danegger und gewonnen.«

      »Gratuliere«, sagte sie.

      »Und was gibt es zu essen?«

      »Kalbsgeschnetzeltes und Rösti.«

      Das aßen alle drei am liebsten.

      Bibiane hatte anscheinend Rubens Stimme vernommen. Sie kam jetzt herunter.

      »Laß Ma in Ruhe, sie ist nicht gut drauf«, sagte sie anzüglich.

      »Wieso? War dein dämlicher Axel hier?« fragte Ruben, worauf ein mit Spitzen gespickter Dialog folgte.

      Franziska machte die Küchentür mit einem Knall zu.

      Glücklicherweise kam Jannick jetzt auch heim und brüllte seine Geschwister an: »Müßt ihr denn immer


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