WIE SCHATTEN ÜBER TOTEM LAND. S. Craig Zahler

WIE SCHATTEN ÜBER TOTEM LAND - S. Craig Zahler


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Gentleman wurde blass.

      »Sie wurden für eine ganze Woche bezahlt«, sagte der Cowboy zu seinem Begleiter.

      »Das ist mir bewusst.«

      Brent sah Humberto an. »Haben Sie mal von einem Spanier namens Gris gehört? Hat nur ein Auge?«

      »Nein, habe ich nicht.«

      »Okay.« Der Cowboy wirkte enttäuscht. »Jetzt erzählen Sie uns von diesen mexikanischen Herren.«

      Kapitel 9

       Leere Schädel

      Nathaniel ging an der karierten Decke vorbei, die in der Eingangstür hing, und trat in die Nacht hinaus. Die Luft außerhalb der Bar war weit kühler als die drinnen, und der erkaltete Schweiß auf Stirn und Nacken des Gentlemans erzeugte eine Gänsehaut, die der Textur seiner nervösen Eingeweide entsprach.

      Brent kam heraus, schob seine Pistole dahin zurück, wo sie hingehörte, und zog die Decke vor den Eingang. Er berührte seine Hutkrempe, ein Signal für den unsichtbaren Mann in der Gasse auf der anderen Straßenseite, und flüsterte: »Sehen Sie nicht hin.«

      »Werde ich nicht.«

      Die Hand des Cowboys landete auf der rechten Schulter des Gentlemans und drängte ihn vorwärts. Nathaniel lief an einer Grillhütte, einem fummelnden Pärchen, einem Packesel, der an einem halben rostigen Anker angebunden war, vier Stufenpyramiden aus Backsteinen, die ein Gebäude werden sollten, und zwei winselnden, in einem unbeaufsichtigten Kinderwagen festsitzenden Terrierwelpen vorbei. Die beiden Männer überquerten die Straße, umgingen einen offenen Wagen, in dem vier Menschen lagen, von denen der Gentleman hoffte, dass sie schliefen und nicht verwesten, und wandten sich ostwärts, in Richtung des Stadtrands von Nueva Vida.

      Hinter einem Haus löste sich eine dunkle Gestalt aus den Schatten und verschwand in einer Gasse. Nathaniel spürte, wie ihm ein flackernder Stromstoß durch den Rücken fuhr.

      »Laufen Sie weiter.« Brent legte seinen rechten Handballen auf seinen Pistolengriff.

      Nathaniels Herz schlug schneller.

      Nebeneinander gingen die Männer an mehreren Häusern, zwanzig miteinander verbundenen Hütten und einem winzigen, mit Yuccablättern und abgehackten Kaktusarmen beladenen Wagen vorbei. Die Stadt verlor sich.

      Brent fragte: »Glauben Sie, Sie kriegen diese Herren zum Plaudern?«

      »Ich werde tun, was ich kann, um in Erfahrung …«

      Ein senkrechter Schatten erschien neben dem Cowboy. Nathaniel wurde mulmig zumute. Dann erkannte er, dass die Finsternis Long Clay war.

      »Finden Sie von hier aus zum Lager?«, fragte Brent.

      »Ich glaube schon.«

      Der Revolverheld und der Cowboy verschwanden hinter einem Haus.

      »Verflixt.«

      Nathaniel drückte sein monogrammiertes Seidentaschentuch auf seine feuchte Stirn und sah nach Nordosten, über die Ebene hinweg und auf das wirre Unterholz, in welchem sich die Plugford-Crew befand. Der Wald war ein stacheliges, schwarzes Geschwür auf dem dunkelgrauen Land und darin war das Lager vollständig verborgen.

      Der alleingelassene Gentleman steckte sein Taschentuch zurück und ging los. Seine Slipper wankten über versteckte Steine und unsichtbare Wurzeln und er dachte über die Taten nach, die seine Begleiter begehen mochten, um die Pesos zu beschaffen, die er benötigte, um die Rolle des wohlhabenden Freiers überzeugend zu spielen. Nathaniel hielt Brent nicht für einen finsteren Mann, aber in seiner Verzweiflung fügte sich der Cowboy Long Clay, einem pechschwarzen Schakal mit tausend scharfen Zähnen am Leib. Wieder einmal dachte der Gentleman darüber nach, sich von den Plugfords abzuwenden, obwohl er wusste, dass er das nicht tun würde. Er wollte sein Wort halten, seinen vollen Lohn verdienen und den Frauen zu Hilfe kommen. Die Straße des Ausstiegs lag mehr als zweihundert Meilen hinter ihm.

      Nathaniel betrat den Wald.

      In diesem Gebiet war die Welt zweigeteilt. Die spitzen Hindernisse, die aus der Erde wuchsen, waren rabenschwarz, und der Sand, der Himmel und die ausgestreckten Hände des Gentlemans waren dunkelgrau.

      Vorsichtig folgte Nathaniel einem schwer zu erkennenden Fußpfad, der mit flachen Steinen abgegrenzt war, und um ihn herum wurde der Wald dichter. Undurchlässige Nacht begann, das zu bezwingen, was dunkelgrau und erkennbar war. Die Zeit lief schneller oder langsamer.

      Er stolperte über eine Wurzel und ruderte weit mit den Armen. Ein spitzes Yuccablatt stach ihm in die rechte Handfläche und er zog seine Hand zurück. Der Gentleman sah auf seine Verletzung und erkannte einen Tropfen Nacht, der seine dunkelgraue Handfläche überquerte.

      »Verflixt.«

      Nathaniel wischte schwarzes Blut an einem Baumstamm ab, machte drei große Schritte und duckte sich unter einem tief hängenden Ast hindurch, der versuchte, ihn zu erwürgen.

      »Verfl…«

      Innerhalb eines Berges aus Dunkelheit direkt vor dem Gentleman klickte es zweimal metallisch. Er erstarrte.

      »Wer ist da?«, fragte die schwarze Masse.

      »Nathaniel Stromler steht vor Ihnen.«

      »Ich hatte auf etwas ein bisschen Schmackhafteres gehofft.« In der Dunkelheit schimmerte etwas senkrechtes – Licht auf einem Pistolenlauf. »Ist Brent bei Ihnen?«

      Nathaniel identifizierte den Sprecher als Patch-Up. »Brent ist nicht bei mir. Er macht eine Besorgung mit Long Clay.«

      »Ich nehme an, deswegen haben Sie nicht das Spezialzeichen gegeben.«

      »Mir war nicht bewusst, dass es ein solches Zeichen gibt.«

      Mehrere Blätter raschelten und ein Zweig zerbrach.

      »Warum sind Sie hier drüben?«, erkundigte sich Patch-Up.

      »Ich komme aus Nueva Vida zurück.«

      »Ist die Stadt auf Rädern?«

      »Wie bitte?«

      »Sie laufen nach Süden.«

      Die Nacht verbarg Nathaniels Verlegenheit. »Dieser verdammenswerte Wald … er verunsicherte mich.« Eine Hand landete auf der Schulter des Gentlemans und erschreckte ihn. Er drehte sich um und war kaum in der Lage, das graue Haar und die müden Augen des rundlichen Negers auszumachen, der direkt neben ihm stand.

      »Wenn Sie sich ganz allein im dunklen Wald zurechtfinden würden«, erklärte Patch-Up, »dann wären Sie nicht unser Dandy.«

      Nathaniel entschied sich, nicht auf die Bemerkung zu antworten.

      »Gute Neuigkeiten.«

      »Das wäre eine Anomalie.«

      »Ich brate gerade ein Präriehuhn – Ihr höchst bevorzugtes Lieblingsessen.«

      Während der letzten zwei Stunden hatten Nathaniels Sorgen seinen Hunger ausgestochen, aber auf diese Nachricht reagierte sein Magen umgehend mit einem Geräusch, das eine betagte und gebrechliche Hauskatze von sich geben mochte. »Das sind großartige Neuigkeiten. Ich sterbe vor Hunger.«

      »Mampfen wir.«

      Patch-Up führte Nathaniel einen Abhang hinunter, über einen vom Feuerschein umrissenen Pfad aus zertrampelten Kreosotbüschen und auf eine Lichtung. Neben dem tiefer liegenden Lagerfeuer hockte der muskulöse Ureinwohner, der an diesem Morgen den Falken getötet hatte. Der langhaarige Mann trug Jeans und eine Weste und seine Hände waren mit nassem Blut bespritzt, das auf die erhitzten Steine tropfte, zischte und die Luft mit dem Geruch von Kupfer erfüllte. Der Feuerschein schien auf die wächserne, leicht rotviolette Haut seines rechten Armes und die Augen des Mannes, auf die Flamme fixiert, funkelten wie Edelsteine.

      »Das ist Deep Lakes«, informierte Patch-Up den Ankömmling.

      »Ich


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