SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
KAPITEL 24
KAPITEL 1
Unter einer Flut von Discolicht öffnete John Mavio den Reißverschluss seiner Lederjacke und schüttelte sein strähniges Haar, sodass es wie ein Vorhang vor seine Augen fiel. Krachende Klänge feinsten Industrials ließen die Wände erzittern. Vor ihm zuckte eine Masse tanzender Körper wie mit elastischen Schnüren verbundene Korken. Die Tanzenden sahen bleich aus im harten Neonlicht und waren von dichtem, künstlichem Nebel umhüllt. In seinem trockenen Mund breitete sich ein saurer Geschmack aus.
Zu seiner Linken schniefte Jeffrey Clay laut und bot ihm eine Zigarette an.
»Nein, danke.«
»Mann, ein paar dieser Miezen sehen zum Anbeißen aus!« Clay war jung, vielleicht Anfang zwanzig, aber sein zerknittertes Gesicht und sein nikotinfarbener Teint verliehen ihm etwas Altersloses. Eine Gruppe zappelnder, in Leder gekleideter Frauen in der Nähe der Bar hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Clay starrte sie an wie ein hungriger Wolf. »Jedes gottverdammte Wochenende dasselbe. Warst du schon in der Pinken Bar? Genau wie hier, nur besser.« Clay pfiff durch die Zähne. »Bei allem, was recht ist, sind diese Mädels heiß oder was?«
John schob sich von der Wand nach vorn und sah für einen Augenblick Tressa Walker hinter Clays Schulter. Tressa Walker, amphetamin-dünn und mit gespenstisch weißer Haut, streifte seinen Blick und schaute sofort zur Seite. Auf einem Podest über ihrem Kopf, versiegelt in einer Glaskabine, stand ein DJ mit einer Wollmütze auf dem Kopf und bediente die Turntables. Die blitzenden Lichter reflektierten und brachen sich im Glas.
John verlagerte sein Gewicht. Er war durchschnittlich groß, gut gebaut, mediterraner Typ. Er fühlte sich fehl am Platz in diesem Klub. »Was dauert so lange? Wo ist dein Kumpel?«
Clay zündete sich eine Zigarette an und sog den Rauch tief ein. Seine Lippen verzogen sich, als ob er etwas Bitteres schmeckte. Noch immer starrte er die Mädchen an. Schließlich sagte Clay: »Entspann dich. Es geht darum, Spaß zu haben, den Moment zu leben. Das hier tun wir alles für den verfickten Moment, verstehst du? Also nur keine Eile.«
»Da sind ein paar Menschen, zu denen ich wieder zurückmuss.«
»Schon gut, Mann.«
»Dieser Typ, ist er in Ordnung?«
»Wir kennen uns seit Ewigkeiten, Frankie und ich. Sind im gleichen Viertel aufgewachsen, haben die gleiche Scheiße erlebt.«
»Ich hasse diese Klubs.«
»Dann trink was, mach ein paar Frauen an«, sagte Clay.
»Um Himmels willen, kein Bier mehr.«
»Zigarette?«
»Her damit.«
Clay nahm einen letzten Zug und reichte John die Zigarette. Hinter Clay tauchte wieder Tressa Walker auf, die aussah, als würde sie sich am liebsten in Luft auflösen. Sie war zweiundzwanzig und hatte ein Kind, wirkte aber nicht gerade mütterlich. Mit zusammengekniffenen Augen und fest aufeinandergepressten Lippen starrte sie ins Meer der Tanzenden. Ihren Kopf durchtosten Gedanken, die fast so laut waren wie die Musik. Dann erkannte sie jemanden in der Menge und hob den Kopf. Sie berührte Clay an der Schulter. »Jeffrey«, sagte sie.
Jeffrey Clay bewegte seinen Kopf, spannte die Sehnen in seinem Hals und grinste. Zwei Männer bahnten sich einen Weg durch die Menge. Der Anführer, gekleidet in ein eng anliegendes Hemd mit italienischem Schnitt und gebügelten Stoffhosen, schlug Clay auf die Schulter und flüsterte ihm etwas in die Biegung des ihm zugeneigten Halses. Beide lachten. John erkannte ihn: Es war Francis Deveneau. Deveneaus größerer Begleiter, mit schwarzen Lederhosen, silberfarbenen Kontaktlinsen und einem Festival zahlloser Piercings im Gesicht, stellte sich an die Seite und betrachtete John mit offensichtlicher Missbilligung. Seine Haut war so blass, dass sie im Licht des Klubs durchscheinend wirkte.
»Das ist Johnny«, sagte Clay zu Deveneau.
»Bonsoir, Johnny«, sagte Deveneau und hob die Hand. Seine Augen waren blutunterlaufen und trüb. »Francis Deveneau.«
John nickte. »Der Klub gehört dir?«
Deveneau schüttelte den Kopf und brachte ein schiefes Grinsen hervor. Mit einem Fuß klopfte er den Takt der Musik. »Nur einiges davon. Die guten Sachen. Gefällt es dir?«
»Einiges davon«, sagte John. »Die guten Sachen.«
Deveneau lachte. »Du hast gegessen?«
»Alles gut.«
»Jeffrey hat die Rechnung bezahlt?«
»Er ist ein billiger Hurensohn«, sagte John, und Francis Deveneau lachte wieder. Hinter ihm trat sein blasser Begleiter ungeduldig von einem